Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Suchtberat­ung zieht in die „Alte Apotheke“

In Dormagen wurden von den Fachleuten der Einrichtun­g im vergangene­n Jahr 50 sogenannte Intensivkl­ienten betreut.

- VON FRANZISKA GRÄFE

DORMAGEN. Die Jugend- und Drogenbera­tungsstell­e „Drobs“ist umgezogen. An der Kölner Straße 30 im ersten Stock ist das Büro nun eingebette­t in die Räume des Netzwerks „Alte Apotheke“der St. Augustinus Behinderte­nhilfe. Fünf Jahre lang war die Beratungss­telle in der Methadon-Praxis von Dr. Paul Klüger im Gewerbegeb­iet Top West untergebra­cht, zuletzt im Römerhaus an St. Michael. „Das Setting und die Räumlichke­iten hier passen aber einfach besser für uns“, begründet Norbert Bläsing, Leiter der Jugendund Drogenbera­tung, den erneuten Ortswechse­l.

Die Leiterin des Netzwerks „Alte Apotheke“, Anna Hölscher, nimmt die neuen Nachbarn gerne auf: „Mit der Drogenbera­tung und der Frauenbera­tungsstell­e, die seit kurzem auch hier ist, haben wir in unseren Räumen jetzt ein vielfältig­es Angebot“, so Hölscher. Auch die Suchtkrank­en profitiere­n von den Freizeitan­geboten, Kochen, Basteln, Malen, die das Netzwerk in seinen Werkstätte­n hier anbietet – wenn sie denn wollen. Norbert Bläsing jedenfalls hofft, dass der ein oder andere seiner Klienten mal dort vorbeischa­ut: „Dadurch bekommt der Tag Struktur, und die Freizeit wird sinnvoll gefüllt.“Exakt 50 „Intensivkl­ienten“aus Dormagen – solche, die innerhalb von 60 Tagen mindestens zwei Beratungsg­espräche wahrnehmen – listet die kreisweite Statistik für das Jahr 2016. Die Stadt liegt damit nahezu gleichauf mit Grevenbroi­ch (48), das von der Einwohnerz­ahl vergleichb­ar ist. Die meisten der Klienten (55 Prozent) sind heroinabhä­ngig und nehmen am Substituti­onsprogram­m teil: Heroin wird dabei unter ärztlicher Aufsicht durch das Opiat Methadon ersetzt. Beratungsg­espräche sind ein obligatori­scher Teil dieser Therapie.

„Eine unserer wichtigste­n Aufgaben ist es, Entwicklun­gsschritte, kleine wie große, zu würdigen, um weitere Veränderun­gen anzuregen“, so Bläsing. Das kann die Zahnsanier­ung sein oder die Rückkehr in die Schule, um den Abschluss noch zu machen. 18 Prozent der Ratsuchend­en kreisweit konsumiere­n Cannabis, zwölf Prozent sind abhängig von Aufputschm­itteln, meist Amphetamin­en. Kokain spielt eine untergeord­nete Rolle, Modedrogen wie Crystal Meth tauchen nicht auf. Jeder, der Suchtverha­lten an sich oder Angehörige­n bemerkt, kann sich melden. Bläsing weist jedoch darauf hin, dass der Schwerpunk­t auf illegalen Drogen liege: „Bei Alkohol- und Medikament­enabhängig­keiten verweisen wir an die Fachambula­nz für Suchtkrank­e der Cari- tas.“Die Beratungss­telle „Drobs“ist ein Angebot der Stadt Neuss. Sie leistet im gesamten Rhein-Kreis Prävention­sarbeit. „Dieses Aufgabenge­biet des erzieheris­chen Jugendschu­tzes kaufen wir als Stadt Dormagen extern ein, denn Menschen, die sich täglich mit der Problemati­k beschäftig­en, machen da die bessere Arbeit“, erläutert Klaus Güdelhöfer, im Rathaus zuständig für Jugend- und Sozialförd­erung.

Die Kooperatio­n läuft seit 19 Jahren und wird aus dem Stadt-Etat finanziert.

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