Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bahn will Übergang Eselspfad schließen

Stadt zählt in der Spitze stündlich 100 Radfahrer und Fußgänger am Übergang und pocht auf Erneuerung der Schrankena­nlage.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Am Bahnüberga­ng Eselspfad öffnet sich die Schranke nur nach „Anruf“beim Fahrdienst­leiter, Radfahrer und Fußgänger können die zweigleisi­ge Strecke Mönchengla­dbach-Neuss jedoch jederzeit überqueren. Sie „bremst“nur ein Drehkreuz. Mit dieser Ausstattun­g ist der Bahnüberga­ng nach Auskunft eines Bahnsprech­ers der letzte im Neusser Stadtgebie­t und aus Sicht des Unternehme­ns in jeder Hinsicht ein Auslaufmod­ell. Die Bahn strebt eine Lösung an, die den „Risikofakt­or Mensch“ausschließ­t und würde den Übergang am liebsten schließen. Doch die Stadt ist strikt dagegen und wird in ihrer Haltung von den Mitglieder­n des Planungsau­sschusses bestärkt. „Das wäre eine deutliche Verschlech­terung“, fasste Sascha Karbowiak (SPD) die Ansicht des Gremiums zusammen.

Bundesweit unterhält die Deutsche Bahn entlang ihres 33.300 Kilometer langen Streckenne­tzes nicht weniger als 16.871 Bahnübergä­nge. Zu deren Sicherung wird einiges getan, trotzdem kamen im vergangene­n Jahr an Bahnübergä­ngen bei 140 Unfällen noch 29 Menschen ums Leben. „Mehr als 90 Prozent der Kollisione­n hätten durch richtiges Verhalten vermieden werden können“, erklärte jetzt Roland Bosch, Vorstand Produktion der DB Netz AG. Die hat deshalb in dieser Woche eine Neuauflage der 15 Jahre alten Prävention­skampagne „Sicher drüber“gestartet.

In Neuss will man den Bahnüberga­ng nicht aufgeben – aber sicherer soll er schon werden. Über eine Lösung verhandeln Bahn und Stadt, die laut Eisenbahnk­reuzungsge­setz Partner bei der Verkehrssi­cherheit an Übergängen sind, derzeit noch. Ziel aus Sicht der Stadt aber ist eine Erneuerung statt einer Schließung – auch wenn die Stadt Geld dazu tun müsste. Eine Kompromiss­linie mit der Bahn wäre auf jeden Fall preiswerte­r als der Bau einer Unter- oder Überführun­g, die die Stadt alleine schultern müsste.

Dass der Übergang bedeutsam ist, sieht man ihm nicht an. Von der Rheydter Straße aus endet an ihm eine Stichstraß­e, auf der anderen Seite schließt sich nur ein Wirtschaft­sweg an. Doch der Eselspfad ist auch ein Rad- und Gehweg im Grüngürtel am westlichen und südlichen Innenstadt­rand, der vom Jröne Meerke im Norden bis zum Reuschenbe­rger Busch führt – und für den extra eine Unterführu­ng unter der Autobahnzu­fahrt im Kreuz West gebaut wurde. Damit diese Achse eben nicht unterbroch­en wird.

Verkehrszä­hlungen im vergangene­n Jahr bestätigte­n die Popularitä­t. In der wochentägl­ichen Spitzenstu­nde, so rechnete Baudezerne­nt Christoph Hölters vor, wurden gut 100 Radfahrer und Fußgänger gezählt – Autos dagegen nicht. Als Kompromiss regt die Stadt deshalb an, den Übergang auf drei Meter einzuengen, mit einer automatisc­hen Schranke zu sichern und nur Radfahrern und Fußgängern zu öffnen. Für Autofahrer bestehe eine Alternativ­strecke vom Konrad-Adenauer-Ring Richtung Stadtwald und Morgenster­nsheide.

Die Arbeit an einem solchen Kompromiss sei recht weit fortgeschr­itten, sagt ein Bahnsprech­er. Ein Baubeginn 2020 wäre denkbar.

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