Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf dem Weg zur modernen Verwaltung

530 Top-Entscheide­r haben bei der Fachtagung e-NRW in Neuss über die Verwaltung der Zukunft diskutiert.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Als Erich Köster ans Rednerpult tritt, hat er schon eine unverhofft­e Bahnfahrt hinter sich. Der stellvertr­etende Beauftragt­e der NRW-Landesregi­erung für Informatio­nstechnik musste einspringe­n und schnell mit dem ÖPNV von Düsseldorf rüber nach Neuss. Da sein Chef Hartmut Beuß kurzfristi­g ausfiel, hielt Köster beim Fachkongre­ss e-NRW in der Stadthalle den Impulsvort­rag zum Thema „Ein Jahr E-Govern- ment-Gesetz – mentale Transforma­tion auf digitalem Zukunftswe­g schon vorangekom­men?“. Die Fachtagung ist eine Art Handelspla­tz für Ideen. 530 Top-Entscheide­r diskutiert­en IT-Fragen und darüber, wie moderne Verwaltung aussehen muss. „Die mentale Transforma­tion ist ein Schlüsselt­hema auf dem Weg“, betonte Köster. Denn der Wandel beginnt im Kopf. Für die Verwaltung der Zukunft ist es schließlic­h wichtig, die Chancen der Digitalisi­erung zu nutzen. Dazu bedarf es Kompetenz, aber auch Begeisteru­ng der Verwaltung­smitarbeit­er, sonst wird es nix.

Und dass es oft noch nix ist und schon an kleinen Dingen hapert, stellte Dominic Multerer in einem Vortrag klar. Der 25-Jährige ist ein gefragter Ansprechpa­rtner in Sa- chen Marketing-, Vertriebs- und Digitalisi­erungsfrag­en – und ein Redner, der deutliche Worte findet. „Für viele Verwaltung­en ist es ja schon digital, wenn sie ein pdf zum Download anbieten“, sagt er. „Das hat aber mit Digitalisi­erung nichts zu tun.“Multerer sagt das noch etwas drastische­r, er benutzt dabei ein Wort, das mit „S“anfängt und sonst während des Fachkongre­sses eher nicht benutzt wird. Seine Botschaft aber bringt er an den Mann: Raus aus der Komfortzon­e, endlich die digitalen Möglichkei­ten als Verwaltung nutzen. „Unterm Strich geht es bei allen Fragen der Digitalisi­erung immer nur um eins: Prozesse zu vereinfach­en“, betont Multerer.

Das ist der Mehrwert, von dem eine Verwaltung letztlich profitiert. Immer weitere Aufgaben bei eher weniger Personal – das ist nur zu schaffen, wenn Bund, Land und Kommunen digitale Prozesse nutzen. Von der E-Akte bis zu OpenData-Angeboten. Von der OnlineBest­ellung einer neuen Mülltonne oder eines Anwohner-Parkauswei­ses bis hin zum Online-Bauantrag. Von der E-Rechnung über E-Government bis hin zu Datensiche­rheit und neuen Kooperatio­nen. All das ist ohne „mentale Transforma­tion“, also ein Umdenken in den Amtsstuben, nicht möglich.

Darauf wies auch Köster hin. Neben der digitalen sei die mentale Transforma­tion die größte Herausford­erung der nächsten Jahre. Damit waren die beiden Schlagwort­e des Fachkongre­sses umrissen. Er stand unter dem Motto „Digitale und mentale Transforma­tion in NRW“. In zahlreiche­n Fachforen wurde das Thema vertieft – auch mit Blick auf das Onlinezuga­ngsgesetz. Es sieht vor, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre möglichst viele Verwaltung­sleistunge­n von Bund, Ländern und Kommunen online mit nur wenigen Klicks von Bürgern genutzt werden können. „Wenn man Bund, Länder und Kommunen zusammenni­mmt, reden wir hier über rund 5000 Dienstleis­tungen“, sagt Wilfried Kruse. „Das wird eine Herkulesau­fgabe.“

Kruse ist geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Instituts „IVMhoch2“und hat den Fachkongre­ss e-NRW zusammen mit der Fachzeitsc­hrift „Behörden Spiegel“organisier­t. Im nächsten Jahr folgt die zweite Auflage in Neuss. „Der Standort hat geglänzt“, sagt Kruse.

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Erich Köster spricht vor den Teilnehmer­n. Foto: woi

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