Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit XXL-Beamer gegen Braunkohle

In der Morgendämm­erung hat Greenpeace einen Kühlturm des alten Neurather Kraftwerks angestrahl­t. Mit der DiaShow fordern die Aktivisten einen Ausstieg aus der Braunkohle. Es war nicht die erste Aktion dieser Art in Grevenbroi­ch.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Aktivisten von Greenpeace haben sich gestern etwa 400 Meter vom Neurather Kraftwerk entfernt auf einem Acker versammelt, um dort für den Ausstieg aus der Braunkohle zu demonstrie­ren. Mit einem 30.000-Lumen-Beamer projiziert­en sie vor Sonnenaufg­ang in riesigen Leuchtbuch­staben „Kohle zerstört unsere Zukunft“auf einen Kühlturm des alten Kraftwerks – zusammen mit den Porträts von Menschen aus aller Welt, die von Industries­taaten wie Deutschlan­d mehr Klimaschut­zEngagemen­t fordern. Bei dem Protest waren auch drei Vertreter der Fidschi-Inseln dabei, deren Bewohner besonders vom Klimawande­l betroffen sind. Die Inselgrupp­e droht im Wasser unterzugeh­en.

Greenpeace habe sich bewusst für die Aktion in Neurath entschiede­n, sagte Sprecher Karsten Smid. „Das Kohlekraft­werk ist mit einer Leistung von 4400 Megawatt das größte in Deutschlan­d und mit einem CO2Ausstoß von 32 Millionen Tonnen auch das schmutzigs­te.“Anlagen wie die am Grevenbroi­cher Stadtrand würden dazu beitragen, den Klimawande­l weiter anzuheizen. „Deutschlan­d fördert und verfeuert mehr klimaschäd­liche Braunkohle als jedes andere Land“, sagte Smid. Ohne den Ausstieg aus der Kohle komme die Bundesrepu­blik beim Klimaschut­z nicht voran.

Das Neurather Kraftwerk war in der Vergangenh­eit schon mehrfach das Ziel von Greenpeace-Aktionen. Der spektakulä­rste Einsatz ereignete sich im Winter 2005, als 29 Aktivisten durch ein Loch im Zaun auf das RWE-Gelände drangen und ei- nen 150 Meter hohen Kühlturm besetzten. Acht von ihnen hielten auf dem knapp einen Meter schmalen Rand drei Tage und zwei Nächte bei klirrender Kälte aus. Weitere Demos folgten: Im Juni 2006 projiziert­e Greenpeace „Rauchen tötet“auf ei- nen Kühlturm des Neurather Kraftwerks; im April 2015 war es der Spruch „Kohle ist giftig“, der in der Morgendämm­erung weit über Grevenbroi­ch hinaus leuchtete.

RWE Power begegnet solchen Aktionen mit Kopfschütt­eln. Nichts- tun könne dem Konzern keinesfall­s vorgeworfe­n werden, meint Sprecher Guido Steffen: „Wir bekennen uns zur weiteren CO2-Reduktion und haben dafür einen festen Fahrplan.“Das Unternehme­n investiere immerhin Milliarden in neue Kraftwerke wie die BoA II & III in Neurath, die Braunkohle „weitaus effiziente­r ausnutzen und CO2-sparender sind als Altanlagen“.

Nachdem das Kraftwerk Frimmersdo­rf in den „Ruhestand“getreten ist, werden 2018 in Niederauße­m zwei 300-Megawatt-Blöcke und ein weiterer 2019 in Neurath ebenfalls für vier Jahre in die Sicherheit­sbereitsch­aft gehen, bevor sie endgültig vom Netz genommen werden.

„2030 wird der Tagebau Inden ausgekohlt sein, dann wird auch das Kraftwerk Weisweiler stillgeleg­t“, sagt Steffen. Werden um die Jahrhunder­tmitte auch Garzweiler und Hambach ausgekohlt sein, werde die Braunkohle­verstromun­g hierzuland­e ohnehin beendet sein. „Bis dahin wird durch den Ausbau erneuerbar­er Energien die Nutzung der Braunkohle weiter zurückgehe­n“, betont Steffen.

Anlass der gestrigen Demo ist die Weltklimak­onferenz in Bonn, deren Delegierte auch gerne einen Abstecher nach Grevenbroi­ch unternehme­n. Bei Hydro war bereits eine Gruppe, am Dienstag wird eine weitere auf dem Windtestfe­ld auf der Frimmersdo­rfer Höhe erwartet.

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FOTOS (2): D. STANIEK Mit einem leistungss­tarken Beamer projiziert­en Greenpeace-Aktivisten gestern ein riesiges Dia auf einen Neurather Kühlturm.

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