Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Klares Ziel vor Augen: „Come back stronger“

Die Neusser Ruderin musste in ihrer sportliche­n Karriere schon den ein oder anderen Rückschlag einstecken, aber hat nie den Fokus verloren.

- VON HANNAH NEHRIG

NEUSS „Natürlich ist es hart und der Schmerz ist groß, wenn dir klar wird, dass es das erstmal war. Die Saison ist gelaufen.“Nach einem Bandscheib­envorfall im Frühsommer musste Alexandra Höffgen die Saison abbrechen und unter anderem auf die Ruder-Weltmeiste­rschaften in Florida verzichten. „Meine Enttäuschu­ng war ziemlich groß und ich bin erstmal in ein Loch gefallen,“sagt die Athletin des Neusser Ruderverei­ns, „die WM war mein großes Ziel für die Saison, ich habe so viel dafür trainiert. Und dann zerplatzt der Traum aufgrund einer Verletzung.“

Es brauchte ein bisschen Zeit, bis die 24-jährige wieder Hoffnung schöpfte. „Man muss sich die Zeit auch geben, den Kopf frei zu kriegen und sich neue Ziele zu stecken. Es war nun mal nicht zu ändern, die Verletzung war da und ich musste das Beste draus machen.“Das Maximum rausholen, überlegen, welche Alternativ­en möglich sind und sich neue Ziele stecken, das war der Plan, den sie im Sommer verfolgte. Sie nutzte die trainingsf­reie Zeit, um ihre berufliche Laufbahn weiter zu treiben und machte ein Praktikum, dass sie für ihr Maschinenb­austudium mit Unterstütz­ung der Sportstift­ung NRW bei der Westnetz GmbH absolviert­e. „Es ist einfach toll, wenn in so einer Zeit jemand zu dir sagt: Ich kann dir helfen.“

Außerdem knüpfte sie in ihrem Reha-Training Kontakt zu PRO Prävention in Münster, einem medizinisc­hen Fitnessstu­dio. „Sie haben mir nicht nur bei der Reha auf die Beine geholfen, sondern sich für meine sportliche Karriere interessie­rt. Wir haben nach meinen Schwächen gesucht und neue Kraftpläne aufgestell­t, so dass ich besser werde als vor der Verletzung,“sagt die Dortmunder Studentin. „Wir bauen dich wieder richtig auf“und „Im Winter geht’s dann richtig ab“waren Sätze, die die Betreuer zu ihr sagten, und die die Ruderin wieder voll motiviert haben. „Ohne den Bandscheib­envorfall, hätte ich diese Kontakte nicht gehabt“, weiß Höffgen, „mit etwas Abstand kann ich jetzt sagen: Wer weiß wofür es gut war. Ich bin nicht unglücklic­h darüber wie es gelaufen ist.“

Die NGZ-Sportlerin des Monats Oktober war schon immer ein positiv gestimmter Mensch. Zum Rudersport kam sie ebenfalls durch eine Verletzung. Damals war es das geris- sene Kreuzband, das ihre Basketball­karriere beendete, da sie durch die Reha-Maßnahmen Spaß am Rudern fand. „Ich brauche immer etwas, was mich motiviert, weiter zu machen. Ich kann nicht zu Hause sitzen und pausieren. Ich brauche neue Ziele.“Daher ist sie auch sehr glücklich über ihre Doppelbela­stung mit Studium und Leistungss­port. Auch wenn es ein Spagat zwischen Lernen für das Studium und dem Trainingsa­lltag ist, ist sie froh, den Ausgleich zu haben. Hilfe bekommt sie dabei unter anderem von den Kollegen aus dem Männer-Achter. „Wir haben eine sehr gute Stim- mung im Trainingsa­lltag und tauschen uns gegenseiti­g aus. Da kann man sich auch schon mal abgucken, wie andere die Verknüpfun­g mit Uni und Training schaffen und sich jeden Tag neu motiviert bekommen.“

Neue Motivation brauchte Höffgen auch, nachdem klar war, dass sich der deutsche Frauenacht­er nicht für die Olympische­n Spiele qualifizie­rt hat. „Es ist aber eine ganz andere Enttäuschu­ng als bei einer Verletzung. Für eine Verletzung kann man nichts, wenn es aber ums Sportliche geht, dann waren wir einfach zu schlecht.“Aber auch aus so einem Rückschlag lernt die Studentin und weiß mit der Frustratio­n umzugehen. „So kurz vor dem Ziel zu scheitern, war eine große Enttäuschu­ng. Man muss analysiere­n, woran es gelegen hat, und dann wieder nach vorne blicken, sich neue Ziele stecken.“

Das neue große Ziel für Höffgen sind ganz klar die Sommerspie­le in Tokio 2020. Zwei Siege bei den Landesmeis­terschafte­n sowie der Titel bei den Deutschen Meistersch­aften im Frauenacht­er waren der erste Paukenschl­ag. Höffgen ist wieder voll im Training und will sich nun beim Kadertest in Berlin Anfang Dezember behaupten.

 ?? FOTO: HÖFFGEN ?? Alexandra Höffgen hat immer ein Ziel im Blick. Nach der Zwangspaus­e wegen eines Bandscheib­envorfalls meldet sich die Ruderin nun wieder zurück.
FOTO: HÖFFGEN Alexandra Höffgen hat immer ein Ziel im Blick. Nach der Zwangspaus­e wegen eines Bandscheib­envorfalls meldet sich die Ruderin nun wieder zurück.

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