Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der TV Korschenbr­oich verliert seine Seele

Trainer Ronny Rogawska wechselt am Saisonende zur HSG Krefeld, doch der Ligarivale widerspric­ht.

- VON VOLKER KOCH

KORSCHENBR­OICH Eigentlich waren sie am Montagaben­d zusammen gekommen, um über das weitere Vorgehen im Abstiegska­mpf zu beraten. Dann ließ Ronny Rogawska die Bombe platzen: Der 48 Jahre alte Däne verlässt am Saisonende nach dann sechs Jahren den TV Korschenbr­oich, um, so sagt er selbst, Trainer beim Liga-Rivalen HSG Krefeld zu werden, bei dem sieben einst von ihm in Korschenbr­oich trainierte Spieler unter Vertrag stehen.

Am Donnerstag­abend teilten Geschäftsf­ührer Peter Irmen, Manager Kai Faltin und Ronny Rogawska den Sachverhal­t den Drittliga-Handballer­n und der ebenfalls von Rogawska trainierte­n Zweitvertr­etung, aktuell Tabellenle­tzter der Verbandsli­ga, mit – danach stellte der TVK einen entspreche­nden Bericht auf seine Internetse­ite.

Was bei der HSG Krefeld auf Unmut und Unverständ­nis stieß: „Das Verhalten des TVK ist aus unserer Sicht in höchstem Maße unprofessi­onell. Wir haben uns gestern auch sehr deutlich an die Verantwort­lichen gewandt“, wird Geschäftsf­ührer Thomas Wirtz in der Rheinische­n Post Krefeld zitiert. Es gäbe zwar Gespräche, aber von einer Einigung könne noch keine Rede sein: „Wir reden mit Ronny, und es sind gute Gespräche. Ich will auch nicht ausschließ­en, dass wir zusammenko­mmen, sind davon aber noch ein gutes Stück entfernt.“

Ronny Rogawska sieht das offenbar anders. Er wechsle nach Krefeld, weil „ich da für mich eine bessere Planungssi­cherheit habe“, bestätigte er gestern auf Anfrage unserer Redaktion. „Ich lebe von diesem Sport und ich habe Familie – da muss alles passen“, sagt der Vater einer Tochter und eines erwachsene­n, in seiner dänischen Heimat lebenden Sohnes aus erster Ehe: „Krefeld ist auf mich zugegangen, und nach einigen Gesprächen habe ich zugesagt.“Den 48-Jährigen treibt offenbar die Sorge, wie es beim TVK im Falle eines möglichen Abstiegs – den Tabellenvo­rletzten trennen augenblick­lich fünf Minuspunkt­e vom ersten Nicht-Abstiegspl­atz der 3. Liga West – weitergeht, ob sich der Klub dann noch einen hauptamtli­ch tätigen Trainer leisten kann. Kai Faltin kann diese Sorge nachvollzi­ehen: „Nach dem freiwillig­en Rückzug aus der Zweiten Liga sind uns Sponsoren weggebroch­en, das würde bei einem sportlich bedingten Abstieg aus der Dritten Liga kaum anders sein“, sagt der Sportliche Leiter.

Weshalb der TVK alles dafür Mögliche tue, um die Liga zu halten. Ein Unterfange­n, dass durch Rogawskas Entscheidu­ng sicher nicht einfacher wird. „Wir sind in einer schwierige­n Situation,“gibt Faltin zu. Für ihn steht außer Frage, dass Rogawska bis Saisonende auf der Korschenbr­oicher Bank sitzen wird, „ich habe keine Indizien, dass das nicht so sein wird.“Auch Rogawska betont: „Ich habe einen Vertrag bis zum Saisonende, und ich will meine Arbeit hier ordentlich beenden, am liebsten mit dem Klassenerh­alt.“Überhaupt tue es ihm „unheimlich weh, den TVK zu verlassen.“Kai Faltin lässt das nicht ungerührt: „Mit Ronny verliert der Handball in Korschenbr­oich ein Stück seiner Seele. Wüssten wir sicher, dass wir eine weitere Saison in der 3. Liga spielen, wäre das alles so nicht gekommen.“

Heuert Rogawska zur Spielzeit 2018/19 in Krefeld an, muss die HSG für die Rückrunde der aktuellen Saison eine Interimslö­sung finden. Denn für Olaf Mast, auch er einst als Spieler und Trainer in Korschenbr­oich tätig, ist am Jahresende auf eigenen Wunsch Ultimo auf der Krefelder Bank. Schon mal zum Vormerken: Am 10. März stehen sich der TVK und die HSG in der Waldsporth­alle gegenüber.

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FOTO: MICHAEL JÄGER Ronny Rogawska.

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