Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

EU will doppelt so viel Geld

EU-Parlaments­präsident Tajani fordert Verdoppelu­ng des Haushalts auf 280 Milliarden Euro. In Berlin stößt das bei Schwarz-Gelb auf entschiede­nen Widerstand. Die Jamaika-Parteien brauchen Geld für ihre eigenen Pläne.

- VON MICHAEL BRÖCKER UND BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Union und FDP haben den Vorstoß von EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani strikt zurückgewi­esen, den EU-Haushalt mit Hilfe einer eigenen EU-Steuer auf 280 Milliarden Euro zu verdoppeln. „Die EU ist kein Staat, sondern ein Staatenver­bund. Wir wollen deshalb daran festhalten, dass der Haushalt durch Beiträge der Mitgliedss­taaten finanziert wird“, sagte FDP-Chef Christian Lindner. „Nur so behalten wir die demokratis­ch notwendige Kontrolle.“Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte im Namen der Kanzlerin: „Dieses Thema steht jetzt für uns in keiner Weise auf der Tagesordnu­ng.“Das noch-unionsgefü­hrte Bundesfina­nzminister­ium wies darauf hin, dass die Verhandlun­gen über den mehrjährig­en EUFinanzra­hmen erst 2018 beginnen. Die Bundesregi­erung konzentrie­re sich eher auf die Ausgaben, die effektiver verwendet werden sollten.

Tajani hatte erklärt, die EU benötige künftig doppelt so viel Geld für mehr Investitio­nen etwa in den Breitbanda­usbau, für den besseren Schutz der EU-Außengrenz­en oder die Versorgung der Flüchtling­e. Er schlug vor, eine Finanztran­saktionsst­euer als eigenständ­ige EUSteuer einzuführe­n. Der Vorschlag wurde in den vergangene­n Jahren immer wieder erhoben. Allerdings scheiterte eine Finanztran­saktionsst­euer immer wieder auch am Widerstand einzelner EU-Länder. Zudem würde die Mehrheit der Länder die Einnahmen aus einer solchen Steuer lieber selbst verbuchen.

Derzeit arbeitet EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger an einem neuen mittelfris­tigen Finanzplan für die Zeit ab 2020, der im Mai vorgelegt werden soll. Auch Oettinger hatte im Juni auf schwindend­e Antonio Tajani (64), Präsident des Europäisch­en Parlaments Mittel nach dem EU-Austritt Großbritan­niens und wachsende Aufgaben der EU hingewiese­n. Der Vorstoß Tajanis fällt jedoch mitten in die Jamaika-Verhandlun­gen von Union, FDP und Grünen. Da die Ausgabenwü­nsche der Parteien weit über den finanziell­en Spielraum hinausgehe­n, dürfte mehr Geld für die EU derzeit in Berlin kaum durchsetzb­ar sein.

„Eine Verdoppelu­ng des EUHaushalt­es wäre völlig unangemess­en“, sagte Unionsfrak­tionsvize Ralph Brinkhaus. „Statt immer nur mehr zu fordern, müssen erst einmal die bestehende­n Effektivit­ätsund Effizienzp­otenziale im EUHaushalt gehoben werden. Eine eigene EU-Steuerquel­le ist für uns daher auch kein Thema“, sagte Brink- im Jahr 2017: 134,5 134, Milliarden Euro Beiträge der Mitgliedst­aaten M Zölle und Zuckerabga­ben Z Anteil an der Mehrwertst­euer M Sonstiges

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany