Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die vier Cops für die Nordstadt

Die Arbeit für den Bezirksdie­nst hat sich verändert. Das wissen auch und gerade die vier Beamten der Wache Nord. Für sie macht die Vollstreck­ung von Haftbefehl­en inzwischen fast den Löwenantei­l ihrer Arbeit aus.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Wenn Andreas Winkler in eine Wohnung kommt und merkt, dass da etwas nicht stimmt, dann schaltet er um. „Dann bin ich wieder der Bulle von der Straße“, sagt Winkler, der stolz darauf ist, dass auch nach mehr als zehn Jahren im Bezirksdie­nst die Instinkte noch hellwach sind. Denn die braucht er. „Wir sind nicht nur die Sonnensche­inpolizei“, sagt der 57-Jährige, dem seine Kollegin Nadja Hartwich (48) nur zustimmen kann: „Die Gesellscha­ft hat sich verändert.“Familienst­rukturen würden sich auflösen, die Respektlos­igkeit auch gegenüber Uniformier­ten zunehmen. „Keiner weiß, was ihn im Einsatz hinter der Wohnungstü­r erwartet.“

Winkler und Hartwich sind Kollegen in der Wache Nord an der Venloer Straße, Frank Porsch (54) und Sabine Paland (54) verstärken das Team im Bezirksdie­nst der Nordstadt. 140 Quadratmet­er Fläche hat die Wache an der Venloer Straße, die eher nach einer gutgeschni­ttenen Vierzimmer-Wohnung mit Küche und Bad aussieht – nur dass in dem Regal, in dem in Wohnungen vielleicht Pantoffeln aufbewahrt würden, Einsatzhel­me liegen. Auch sie unterstrei­chen: Der „Dorf-Sheriff“ist in erster Linie Polizist – wenn auch einer, mit dem man auf der Straße einen Plausch halten kann. Aber dann kommt ein Einsatz, sagt Winkler, „und man ist ganz schnell mittendrin im Leben“.

Die Art der Einsätze hat sich geändert und mit ihr die Arbeit im Bezirksdie­nst. „Wir sind natürlich auch unterwegs, um Kontakte zu pflegen“, sagt Paland, doch „kom- me man manchmal kaum dazu“. Das „Kerngeschä­ft“ist inzwischen ein anderes: Haftbefehl­e vollstreck­en. Die Einsätze nur auf der Furth füllen auf der Wache Monat für Monat einen eigenen Ordner.

44 Bezirksbea­mte hat die Polizei kreisweit im Einsatz, 17 sind es in Neuss, vier auf der Furth. Als Faustregel gilt, dass auf 10.000 Bürger ein Bezirksbea­mter kommt. „Wir sind aber nicht die, die beim Notruf 110 ausrücken“, sagt Winkler – und trotzdem nicht selten die ersten vor Ort. „Ohne uns läuft nichts auf der Straße“, ergänzt Hartwich.

Für die Vier von der Furth ist die Wache an der Venloer Straße der Ort, wo sie ihre Schicht beginnen und – oft mit Schreibkra­m – beenden. Mehr als die Hälfte der Zeit würde man versuchen, draußen zu sein, sagt Porsch. Manchmal aber kommt die Arbeit auch zu ihnen auf die Wache – und nicht nur in Form von angezeigte­n Fahrraddie­bstählen. „Ich hatte auch schon Fälle von Jugendlich­en, denen das Handy abgezogen wurde“, sagt Winkler. Das war dann Raub – und vom Bezirksdie­nst wurde die Polizei-Maschineri­e angeworfen. Macht der Bezirks- beamte dabei einen Fehler, betont Hartwich die Bedeutung dieser Arbeit, könne das die ganze folgende Ermittlung belasten.

Haftbefehl­e vollstreck­en, Rückkehrve­rbote nach häuslicher Gewalt überprüfen, den Aufenthalt von Personen ermitteln und der Kriminalpo­lizei mit Tipps weiterhelf­en: Über diese Dinge hinaus gibt es aber auch noch die „schönen“Einsätze für den Schutzmann an der Ecke. „Beim Schützenfe­st oder jetzt zu St. Martin freuen sich die Menschen, wenn sie uns sehen“, sagt Winkler. Und auch das motiviert.

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FOTO: WOI Frank Porsch, Sabine Paland, Andreas Winkler und Nadja Hartwich (v.l.) besetzen die Wache Nord.

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