Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Krützen will Tankstelle vor dem Aus bewahren

Die Stadt betankt für die Zeit der L 142-Sperrung ihre Wagen-Flotte in Langwaden. Auch andere Firmen klagen über hohe Umsatzeinb­ußen.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

LANGWADEN Die L 142-Sanierung mit Vollsperru­ng in Langwaden belastet nicht nur Autofahrer, sondern besonders auch Firmen im Ort. Die Stadt will jetzt unterstütz­en. „Ich habe angewiesen, dass die städtische­n Dienstfahr­zeuge in Langwaden betankt werden“, erklärt Bürgermeis­ter Klaus Krützen. „Damit wollen wir die Tankstelle unterstütz­en. Und wir wollen ein Zeichen setzen, darauf hinweisen, dass die Unternehme­n in Langwaden trotz Baustelle erreichbar sind. Wir sehen das als aktive Wirtschaft­sförderung“, betont der Verwaltung­schef. Geprüft wird, ob auch die Tanks des Stadtbetri­ebe-Fuhrparks (ehemals WGV) dort befüllt werden. Klaus Krützen hat zudem eine Besprechun­g seines Büroteams ins ebenfalls von der Sperrung betroffene Dorfcafé Langwaden verlegt.

Erol Usak, Pächter der Bft-Tankstelle, kann Hilfe gebrauchen. „Ich weiß nicht, ob wir bis Ende der Sperrung hier durchhalte­n“, erklärt der 61-Jährige. „Ich habe bis zu 70 Prozent weniger Umsatz.“Schwer sei es schon während des ersten Bauabschni­tts zwischen Wevelingho­ven und Langwaden gewesen. Nach einigen Wochen wurde es besser, doch der zweite Abschnitt bricht mir fast das Genick“, beklagt er.

Die Absperrbak­en an der Baustelle befinden sich direkt neben der Tankstelle. Die Zufahrt zur Dorfstraße ist komplett blockiert. Kunden müssen über Am Eichenbroi­ch und Dorfstraße anfahren. „Langwa- dener kommen weiter, ebenso einige Stammkunde­n von außerhalb. Doch der Durchgangs­verkehr, der früher hier tankte, ist weggebroch­en“, schildert Usak. Auch viele aus Grevenbroi­ch, Wevelingho­ven und anderen Orten würden ausbleiben. „Wer fährt schon einen Umweg?“, sagt Usak. Er hat bereits reagiert: Zwei Angestellt­e habe er entlassen müssen, mit einem Mitarbeite­r führt er die Tankstelle. Die Öffnungsze­iten hat Usak reduziert, er schließt um 19 Uhr, sonntags bleibt die Station zu. Der Tankstelle­nbesitzer unterstütz­e ihn. Erol Usak Einbußen durch die Baustelle hat auch Stefan Kastner. Inhaber vom Gebraucht- und Neuwagenha­ndel SK Automobile nebenan. „Vor den Bauarbeite­n hielten hier Fahrer auf der Durchfahrt an, sahen sich Autos an. Oder sie kamen vorbei, wenn sie nebenan tankten“, schildert der 35Jährige. Sein Umsatzminu­s beziffert er auf rund 17.000 Euro im Monat. „Ich habe für die Zeit der Sanierung Rücklagen gebildet. Doch viel länger als bis Februar darf die Sperrung nicht dauern“, sagt der verheirate­te Vater von zwei Kindern.

Worüber Kastner sich ärgert: „Auf der Baustelle wird nicht mit der maximalen Power gearbeitet, dort könnten mehr Geräte und Arbeiter eingesetzt werden“, meint er. Zudem werde samstags nicht gearbeitet. Ursprüngli­ch hatte die Stadt das Jahresende als voraussich­tlichen Fertigstel­lungstermi­n für den dritten Abschnitt, den letzten unter Vollsperru­ng, genannt – nun soll dies bis 9. Februar dauern. Als Grund nannte die Stadt einen späteren Baubeginn wegen Nachverhan­dlungen für die Bausumme.

Auch das Dorfcafé und die Bäckerei Erschfeld berichtete­n bereits über Auswirkung­en der Baustelle. Kloster und Firmen stellten Hinweissch­ilder auf, dass sie erreichbar sind. Die Stadt finanziert ein weiteres Schild, das auf der K 27 (in Richtung Jägerhof). aufgestell­t wird. Nach dem derzeitige­n Bauplan wird die Tankstelle ab Jahresende wieder direkt aus Grevenbroi­ch erreichbar sein, dann wird aber die Ortszufahr­t aus Richtung Jägerhof gesperrt.

„Ich weiß nicht, ob wir bis Ende der Sperrung hier durchhalte­n“ Tankstelle­npächter

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