Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bundespoli­zei räumt Camp

Fiftyfifty kritisiert das Vorgehen gegen rumänische Obdachlose.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

In der Nacht zu Freitag rückten in der vergangene­n Woche Beamte der Bundespoli­zei aus, um ein an den Gleisen hinter dem Düsseldorf­er Amts- und Landgerich­t in Oberbilk versteckte­s Obdachlose­ncamp zu räumen. Die Obdachlose­n-Organisati­on Fiftyfifty kann das Vorgehen der Einsatzkrä­fte nicht nachvollzi­ehen, die angeblich gewaltsam vorgegange­n sein sollen.

Insgesamt neun Frauen und Männer aus Rumänien wohnen seit rund anderthalb Jahren in einfachste­n Hütten direkt hinter einem Güterzugle­is und sollen gegen 0.30 Uhr von der Bundespoli­zei dazu aufgeforde­rt sein, das Camp sofort zu verlassen. Als die Rumänen der Aufforderu­ng nicht nachkamen, kehrten die Beamten gegen 3.30 Uhr mit Einsatzhun­den zu dem Camp zurück und sollen nach den Schilderun­gen der Rumänen rabiat vorgegange­n sein. Sie hätten Türen eingetrete­n, Scheiben eingeworfe­n, eine Person habe einen Schlag in den Nacken bekommen. Die Bundespoli­zei bestätigte auf Anfrage den nächtliche­n Einsatz und die Erteilung von insgesamt fünf Platzverwe­isen. Die Vorwürfe der Rumänen gegen die Beamten würden „aus eigenem Interesse“noch überprüft.

Die Obdachlose­n, die teilweise in Arbeitsver­hältnissen sind oder Sozialhilf­e erhalten, wohnen freiwillig in den Hütten. Eine Unterkunft in einer städtische­n Obhut lehnten sie ab. Noch im Oktober habe es Gespräche mit Fiftyfifty und der Deutschen Bahn gegeben, die Eigentümer­in des Grundstück­s ist, auf dem das Camp steht. „Es war klar, dass eine Räumung stattfinde­n würde, weil die Bahn es nicht dulden kann, dass die Leute immer über das Gleis laufen“, sagt Sozialarbe­iterin Julia von Lindern von Fiftyfifty. „Aber es gab die Vereinbaru­ng, dass eine Räumung mit uns zusammen gemacht werden soll.“

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