Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bundespolizei räumt Camp
Fiftyfifty kritisiert das Vorgehen gegen rumänische Obdachlose.
In der Nacht zu Freitag rückten in der vergangenen Woche Beamte der Bundespolizei aus, um ein an den Gleisen hinter dem Düsseldorfer Amts- und Landgericht in Oberbilk verstecktes Obdachlosencamp zu räumen. Die Obdachlosen-Organisation Fiftyfifty kann das Vorgehen der Einsatzkräfte nicht nachvollziehen, die angeblich gewaltsam vorgegangen sein sollen.
Insgesamt neun Frauen und Männer aus Rumänien wohnen seit rund anderthalb Jahren in einfachsten Hütten direkt hinter einem Güterzugleis und sollen gegen 0.30 Uhr von der Bundespolizei dazu aufgefordert sein, das Camp sofort zu verlassen. Als die Rumänen der Aufforderung nicht nachkamen, kehrten die Beamten gegen 3.30 Uhr mit Einsatzhunden zu dem Camp zurück und sollen nach den Schilderungen der Rumänen rabiat vorgegangen sein. Sie hätten Türen eingetreten, Scheiben eingeworfen, eine Person habe einen Schlag in den Nacken bekommen. Die Bundespolizei bestätigte auf Anfrage den nächtlichen Einsatz und die Erteilung von insgesamt fünf Platzverweisen. Die Vorwürfe der Rumänen gegen die Beamten würden „aus eigenem Interesse“noch überprüft.
Die Obdachlosen, die teilweise in Arbeitsverhältnissen sind oder Sozialhilfe erhalten, wohnen freiwillig in den Hütten. Eine Unterkunft in einer städtischen Obhut lehnten sie ab. Noch im Oktober habe es Gespräche mit Fiftyfifty und der Deutschen Bahn gegeben, die Eigentümerin des Grundstücks ist, auf dem das Camp steht. „Es war klar, dass eine Räumung stattfinden würde, weil die Bahn es nicht dulden kann, dass die Leute immer über das Gleis laufen“, sagt Sozialarbeiterin Julia von Lindern von Fiftyfifty. „Aber es gab die Vereinbarung, dass eine Räumung mit uns zusammen gemacht werden soll.“