Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Deckel von Taufbecken lag im Schrott

Bei einem Neusser Schrotthän­dler ist der bronzene Deckel des Taufbecken­s wieder aufgetauch­t, der im Juni aus der Kirche St. Cornelius gestohlen worden war. Die lässt die Gemeinde wegen dieser Tat mit Videokamer­as überwachen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

ERFTTAL Als erste Kirche im Seelsorgev­erband „Rund um die Erftmündun­g“wird St. Cornelius in Erfttal seit einigen Tagen großflächi­g mit Videokamer­as überwacht. Damit reagiert die Gemeinde auf Fälle von Vandalismu­s, die es, so erklärt Verwaltung­sleiter Frank Lautwein, in dieser Form und Häufung nur in Erfttal zu beklagen gibt. Gipfelpunk­t war aus seiner Sicht ein Einbruch im Juni, als an einem Sonntagnac­hmittag aus der Kirche der bronzene Deckel des Taufbecken­s gestohlen wurde. Doch die Kameras waren kaum installier­t, da war der Deckel wieder da.

Ein Wunder war nicht im Spiel, vielmehr ist das Wiederauft­auchen ein Beispiel für Netzwerken. Pastor Jochen Koenig, lange Pfarrer in Erfttal, hatte sich gleich nach dem Diebstahl an einen Kameraden von der Schützengi­lde gewandt, der in Neuss einen Schrotthan­del betreibt. Seine Hoffnung: Irgendwann versucht jemand, den 20 Kilo schweren Bronzedeck­el dort zu Geld zu machen. Seine Bitte an den Kameraden: „Falls dir was angeboten wird – festhalten und anrufen.“Und genau so kam es.

Allerdings erkannte der Schrotthän­dler nicht sofort, was ihm da ein Mann anbot, dem er schon häufig Altmetall abgekauft hatte. Der „Anbieter“, der den Deckel in einem Gebüsch in Weckhoven gefunden haben will, hielt die Fundsache für einen chinesisch­en Gong – und wurde seine Ware mit dieser Geschichte auch tatsächlic­h zum Materialwe­rt los. Erst als der Schrotthän­dler den vermeintli­chen Gong umdrehte und sauber machte, erkannte er eine Taube über Wasser. „Was Sakrales“, sei sein erster Gedanke gewesen. Und nachdem er den Fund mit dem NGZ-Bericht über den Diebstahl in Erfttal verglichen hatte, den ihm Koenig dagelassen hatte, griff er zum Telefon. „Zum Glück ist mir das eingefalle­n“, sagt der Schrotthän­dler. „Sonst wäre der schon eingeschmo­lzen.“ Der stellvertr­etende Küster holte die Bronze ab und polierte sie auf Hochglanz, wie Heinz Helpenstei­n vom Kirchenvor­stand anerkennen­d bemerkt. Vergangene Woche ließ die Gemeinde den Deckel wieder anbringen. Aber, so Helpenstei­n, „mit einem dicken Schloss gesichert.“Eine Taufe hat es seitdem noch nicht gegeben.

Deckel da, alles gut? „Nein“, sagt Frank Lautwein. Die Anzeige bei der Polizei werde aufrecht erhalten. Ein Unbekannte­r sei schließlic­h als Dieb in die Kirche eingedrung­en. Und ohnehin könne man eine Anzeige nicht einfach zurückzieh­en, erklärt Polizeispr­echerin Diane Drawe. Darüber entscheide­t wohl am Ende die Staatsanwa­ltschaft, an die der Diebstahl mit dem Hinweis „kein Ermittlung­sansatz“abgegeben worden sei. Seitdem gilt der Kirchenrau­b als ungeklärte­r Fall. Ob sich nun neue Hinweise ergeben? Für den Finder und Anbieter lege er seine Hand ins Feuer, sagt der Schrotthän­dler.

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ARCHIVBILD: WOI Die Erfttaler Corneliusk­irche wird inzwischen mit Kameras überwacht. Immer wieder werden Fälle von Vandalismu­s gemeldet.
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