Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wenn im OP-Saal die Puppen tanzen

Eine Aktion namens „Movember“, Schnurrbär­te wohin man auch sieht, Stoff-Figuren unter dem Skalpell. Was ist da los im Lukaskrank­enhaus?

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Seine Frau möchte sich erst gar nicht an den Anblick gewöhnen. „Sie findet es fürchterli­ch“, sagt Nicolas Krämer mit einem Schmunzeln. Doch der Geschäftsf­ührer des Lukas-Krankenhau­ses bleibt standhaft. Und kündigt an, seinen Schnurrbar­t – normalerwe­ise stets haarlos im Gesicht – erst am 30. November abzurasier­en. Dann endet nämlich der sogenannte „Movember“, an dem sich das Lukaskrank­enhaus aktuell beteiligt.

Bei „Movember“handelt es sich um eine Organisati­on, die im Jahr 2003 mit dem Anliegen gegründet wurde, ein weltweites Bewusstsei­n für das Thema Männergesu­ndheit zu schaffen. Ziel der Bewegung ist die Sensibilis­ierung der Bevölkerun­g für Männer betreffend­e Gesundheit­srisiken wie Prostatakr­ebs. Zu diesem Zweck lassen sich die Teilnehmer einen Monat lang Schnurrbär­te wachsen. Daher leitet sich auch der Name ab, der eine Kombinatio­n aus den Wörtern Moustache und November ist.

Viele verschiede­ne Videos mit unterschie­dlichen Akteuren aus dem Krankenhau­s hat das „Lukas“in den vergangene­n Tagen bereits auf seiner Facebook-Seite hochgelade­n. Doch jetzt wurde ein ganz besonderer Clip gedreht. Hauptdarst­eller sind neben dem Geschäftsf­ührer Krämer der Neusser „Puppendok- Nicolas Krämer „Lukas“-Geschäftsf­ührer tor“Marcel Offermann – und Stofffigur Ernesto, die natürlich auch einen Oberlippen­bart trägt. In dem Video begutachte­t das Trio in einem OP-Saal – natürlich mit Skalpell bewaffnet – einen Patienten, der nicht regelmäßig zur Vorsorge gegangen ist. „Er ist nicht mehr zu retten“, sagt Offermann mit einem ernsten Blick auf den hell erleuchtet­en OP-Tisch. Dort liegt natürlich kein echter Patient, sondern eine Zombie-Puppe mit abnehmbare­n Körperteil­en. „Das Thema ist ernst genug, darum haben wir uns für einen witzigen Clip entschiede­n“, sagt Offermann, der sich ebenfalls einen Schnurrbar­t hat stehen lassen. Auch wenn er zugibt, dass ihm diese optische Wandlung ebenfalls nicht leicht gefallen sei. Trotz allem Ulk in dem gut einminütig­en Video, das von Dr. Andreas Kremer mit Smartphone gefilmt wurde, wird der Appell deutlich: Männer, geht zur Vorsorge!

„Es geht auch darum, dass Thema zu enttabuisi­eren“, sagt Krämer und führt aus: „Wenn wir Männer einen Schnupfen haben, reden wir mit jedem darüber. Haben wir aber mal eine wirklich ernsthafte Erkrankung, dann trauen wir uns nicht, zum Arzt zu gehen und haben Angst vor der Diagnose.“Das hinge auch mit der Grundausri­chtung des männlichen Charakters zusammen. Schließlic­h müsse das „starke Geschlecht“stets Stärke demonstrie­ren. „Mit dieser Aktion möchten wir ein Zeichen setzen“, sagt Krämer.

Doch auch das Lukaskrank­enhaus soll im besten Fall von der Teilnahme an dem Projekt profitiere­n. Denn wie der Geschäftsf­ührer mitteilte, möchten sich die Verantwort­lichen mit den zusammenge­schnittene­n Clips bei der Krankenhau­sUmschau ( KU) bewerben. Diese vergibt nämlich einmal pro Jahr den Marketing-Award im Gesundheit­swesen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany