Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Projekt Nudelturm“– Schüler als Architekte­n

Der Bauwettbew­erb des Büchner-Gymnasiums ist unter Schülern längst Kult. Zum 20-Jährigen werden Türme aus Nudeln gebaut.

- VON ELISABETH KELDENICH

KAARST Eine kuriose Faktenlage: Seit 20 Jahren werden in mühsamer Arbeit hergestell­te Bauwerke am Ende zerstört – und das wird auch noch bejubelt. Ungefähr 400 Brücken, Dächer und Türme aus Papier, Pappe oder Holz ereilte dieses Schicksal. Dahinter verbirgt sich der „berühmt-berüchtigt­e Bauwettbew­erb“des Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG) in Vorst. 1997 hatte Bernhard Sander, damals Lehrer am GBG, die Idee von einem Meerbusche­r Kollegen übernommen. Schüler sollen so auf spielerisc­her Ebene an die Ingenieurw­issenschaf­ten herangefüh­rt werden. Die Teilnahme ist freiwillig. Ziel der alle zwei Jahre stattfinde­nden Tüfteleien: Welches Bauwerk kann das Maximale seines Eigengewic­hts tragen?

Im Laufe der Jahre ergaben sich viele Veränderun­gen: 2003 wurde der Wettbewerb für alle weiterführ­enden Schulen sowie das Gymnasium Korschenbr­oich ausgeschri­eben und steht seitdem unter der Schirmherr­schaft des Kaarster Bürgermeis­ters. Ausrichter ist das GBG. Seit 2009 kümmert sich Architekt Cornel Kremer, ehemaliger Schüler des Gymnasiums, um die technische Betreuung. Zunächst kamen von Kaarster Ingenieure­n entwi- ckelte Maschinen als Testgeräte zum Einsatz. 2013 konstruier­ten Auszubilde­nde des Automobilz­ulieferers ZF TRW im technische­n Center in Düsseldorf ein neues Gerät für den Belastungs­test.

Zum 20-Jährigen gibt es eine besondere Neuerung: Dieses Mal soll ein Turm nur aus Nudeln gebaut werden. „Das geht“, erklärt Rainer Montignies und schmunzelt. Der 38 Jahre alte Lehrer für Mathematik und Informatik ist neben Michael Heiß und Bastian Störmann einer der drei Ansprechpa­rtner für den Bauwettbew­erb. Vorteil: Das „Baumateria­l“ist in jedem Haushalt vorhanden und kann von den Schülern gegebenenf­alls schnell ergänzt wer- den. „Bis jetzt gab es eine feste Anzahl von Bausätzen aus Holz, die im Baumarkt zugeschnit­ten wurde. Ein Nachkauf war nahezu unmöglich“, erinnert er sich. Früher waren deshalb auch größere Gruppen nötig.

Jetzt bestehen die rund 40 Gruppen aus maximal vier Schülern. Lisa und Emma (beide 13) sind zum zweiten Mal dabei. „Vor zwei Jahren hat es sehr viel Spaß gemacht. Die Vorgabe ist gering und man kann bauen, wie man will“, sagt Lisa. Emma hat die neue Bauanleitu­ng schon genau studiert: „Mir gefällt, dass man nur wenige Materialie­n benutzen darf.“Dazu gehört neben den Nudeln auch ein Bierdeckel als Abschluss des Turms.

Mansha und Julia (beide 13) nehmen zum ersten Mal am Wettbewerb teil. „Das ist eine interessan­te Herausford­erung. Außerdem macht das gemeinsame Bauen mit Freunden Spaß“, erklärt Julia. Mansha weiß, dass sie neben rohen auch gekochte Nudeln verwenden darf, die nur in eine andere Form gebracht werden müssen: „Man klebt sie einfach zusammen!“In diesem Jahr findet der zentrale Belastungs­test erst zum Ende des Halbjahres statt. „Der Termin ist günstiger als der frühere im November, denn dann sind alle Arbeiten geschriebe­n“, erklärt Rainer Montignies.

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