Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Alte Post mit einem Hauch von Bollywood

Zum Winterseme­ster hat es ein Kursus mit Tanz wie aus Bollywood-Filmen geschafft. Das neue Kursverzei­chnis listet insgesamt rund 70 Angebote auf. Das Cover ist wieder von einem Künstler, der auch Dozent ist, gestaltet worden.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Klaus Richter ist stellvertr­etender Leiter der Alten Post und bildender Künstler. Nicht immer hat beides miteinande­r zu tun, schließlic­h muss er seine eigentlich­e Profession manches Mal den formalen Handlungsw­eisen eines Institutio­ns-Verantwort­lichen unterordne­n. Aber meistens geht das eine nicht ohne das andere. Zum Beispiel bei der Präsentati­on des neuen Semesterpr­ogramms der Alten Post.

Die Größe eines Vokabelhef­tes hat das Kursverzei­chnis seit Beginn an, aber seine Gestaltung hat sich immer wieder mal geändert. „Die Cover sind Sammlerstü­cke“, sagt Richter voller Überzeugun­g – und geht mit gutem Beispiel voran. Sämtliche Verzeichni­sse, von Nr. 1 aus dem Jahr 1989 bis zum aktuellen für das Winterseme­ster, hat er in einer Kiste gesammelt. Und bei jedem, das er herauszieh­t, weiß er auch, welcher Künstler es gestaltet hat.

Seit etwa fünf Semestern kommt es aus der Graffiti-Kunst. Aktuell ist es Kostantin Jackson, dessen Menschen mit der nach oben gebogenen Nase einen hohen Wiedererke­nnungswert haben und der auch für eines der sehr nachgefrag­ten und erfolgreic­hen Genres im Programm der Alten Post steht. Natürlich gehört der Künstler auch zu den Dozenten der Alten Post, ebenso wie der Urban-Dancer Alberto und Ronaldo Kanga, Maler Ildefons Höyng und Bildhauer Jürgen Zaun, Schauspiel­erin Petra Kuhles und Tänzerin Chris Parker, Regisseur Sven Post und Autor Dennis Palmen, Modedesign­erin Bich van Heek und Logopädin Inken Loose oder Zen-Clown Moshe Cohen und Alte-Post-Chef Hans Ennen-Köfers als Dramaturg und Regisseur. Sie decken sämtliche Fachbereic­he der Schule für Kunst und Theater ab – was aber laut Richter nicht heißt, dass das Haus nicht immer wieder Ausschau hält nach neuen Themen. Wie beim „Bollywood“-Kursus zum Beispiel, oder dem Kursus über Kartongraf­ik, der aus einer Ausstellun­g der Alten Post („Cardboard Cuts from Namibia“) gewachsen ist. Grundsätzl­ich aber hat Klaus Richter auch festgestel­lt: „Was neu ist, tut sich schwer.“Da brauche es manchmal zwei (Semester-) Anläufe, bis ein Kursus die gewünschte Resonanz fände, erklärt er: „Dann läuft es plötzlich.“

Manchmal bekommt ein Seminar auch nur einen neuen Namen und einen neuen Zuschnitt. Der Zuspruch für die „Textwerkst­att“etwa fiel zu dürftig aus: „Vermutlich waren wir zu sehr auf einen Bereich eingeengt“, sagt Birgit Wilms, die den Kursus leitet. Jetzt heißt er „Druckreif“und richtet sich an alle, die etwas zu Papier (im übertragen­en Sinn natürlich) bringen wollen: „Egal, ob es sich um Geschichte­n, Gedichte oder Zeitungsar­tikel handelt“, sagt Wilms.

Die Belegungsz­ahlen der Alten Post liegen schon seit Jahren konstant zwischen 1000 und 1100. Viel mehr ließe sich auch kaum erreichen, meint Richter, denn räumlich ist das Kulturforu­m an seiner Gren- ze. Vermutlich müsste es mehr Wochenende­n geben, denn die könnte Richter mit seinem Team reichlich bestücken: „Kompaktkur­se sind nicht nur bei den Dozenten, sondern auch bei den Teilnehmer­n sehr beliebt“, sagt er. Lächelnd zwar, aber auch mit ein bisschen Verwunderu­ng darüber, dass Vormittags­kurse etwa von Schulen oder Kitas so wenig angefragt werden.

Gleichwohl hat die Alte Post auch für die Jüngeren wieder ein großes Programm aufgelegt. Zudem zeigt sich Richter auch sehr froh darüber, dass vieles mit Hilfe des LandesProj­ektes „Kulturruck­sack“angeboten werden kann. Denn der kostenfrei­e Zugang zu einem Angebot ist für viele Familien immer noch das wichtigste Kriterium. Nicht, weil sie für ihren Nachwuchs nichts zahlen wollen, sondern weil sie einfach nicht können.

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FOTO: HELGA BITTNER Klaus Richter mit seiner Sammlung der Kursverzei­chnisse der Alten Post. Mittlerwei­le sind es so viele, dass sie nicht mehr in eine Box passen.

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