Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehr Aufmerksam­keit fürs römische Erbe

Die SPD wünscht sich eine attraktive­re Präsentati­on der Dormagener Vergangenh­eit. Deshalb sollen der Römerkelle­r an Sankt Michael aufgewerte­t und die Historie verstärkt ins Bewusstsei­n der Bevölkerun­g gerückt werden.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Wer ihn nicht kennt, der muss ihn mühsam suchen. Selbst Einheimisc­he reagieren auf die Frage, wo sich denn in Dormagen der Römerkelle­r befinde, oft ratlos und mit Schulterzu­cken. Das kleine Museum, in dem neben Überresten eines römischen Kellers Fundstücke aus der antiken Siedlung Durnomagus, wie Dormagen in der Römerzeit hieß, gezeigt werden, liegt sehr versteckt auf dem Gelände der katholisch­en Kirchengem­einde St. Michael. Die ist Eigentümer­in der Räumlichke­it, die sie der Stadt kostenfrei zur Verfügung stellt. Das Ausstellun­gskonzept hat diese mit Unterstütz­ung des Geschichts­vereins erarbeitet. Die SPD wünscht sich nun, dass Dormagens römisches Erbe stärker ins Bewusstsei­n der Bevölkerun­g gerückt wird. Dabei könnte der Römerkelle­r eine wichtige Rolle spielen, glauben die Sozialdemo­kraten.

Die Fraktionsv­orsitzende­n Bernhard Schmitt und Uwe Schunder sowie Reinhard Rehse, sachkundig­er Einwohner und gleichzeit­ig Vorsitzend­er des Geschichts­vereins, haben das Thema auf die Tagesordnu­ng der nächsten Sitzung des Kulturauss­chusses setzen lassen. Das Gremium tagt nächsten Dienstag (21. November) ab 17.30 Uhr in der Kultur- halle an der Langemarks­traße. Der SPD geht es in ihrem Antrag unter anderem um Ideen, wie die Einrichtun­g Römerkelle­r bekannter gemacht werden könnte und wie die im Historisch­en Rathaus am Paul-Wierich-Platz ausgestell­ten Funde aus der Römerzeit mit dem Museum im Römerkelle­r verbunden werden könnten. Am Historisch­en Rathaus ist unter anderem ein Modell des Lagers Durnomagus zu sehen, an dem nachvollzi­ehbar wird, wie Dormagen zu römischer Zeit strukturie­rt war und was einst dort gestanden hat, wo sich heute die Innenstadt mit Rathaus, Geschäften und Lokalen befindet. Im Römerkelle­r wiederum sind zum Beispiel Weihestein­e, Gebrauchsg­egenstände aus Keramik und Metall sowie Bauelement­e ausgestell­t. Der Geschichts­verein bietet dort auch immer wieder Führungen an. Die Ausstattun­g dort sei aber „in die Jahre gekommen“, urteilt die SPD. „Der Verein kann eine Sanierung finanziell nicht stemmen. Wie dieses Denkmal attraktive­r gestaltet und die römische Vergangenh­eit in Dormagen insgesamt mehr ins Bewusstsei­n der Bevölkerun­g gebracht werden könnte, müsste dringend einmal untersucht werden“, schreiben Schmitt, Schunder und Rehse. Die Stadtverwa­ltung hat für die Sitzung des Kulturauss­chusses bereits einige Hinweise zum Antrag der Sozialdemo­kraten erarbeitet, die bei der Zusammenku­nft diskutiert werden können. Mehr Aufmerksam­keit für Dormagens römisches Erbe erhofft sich die Verwaltung demnach unter anderem von einem überregion­alen Projekt. Auf Initiative des LVR/Amt für Bodenpfleg­e werde „grenzübers­chreitend“an einer Bewerbung für die Anerkennun­g des Niedergerm­anischen Limes (ehemalige Grenze zwischen der römischen Provinz Germania inferior und der Germania Magna; heute: Niederland­e und linksrhein­ische Gebiete auf der einen, rechtsrhei­nische Gebiete auf der anderen Seite) als Weltkultur­erbe gearbeitet. „Dormagen ist mit dem Römerkelle­r in der sogenannte­n Fundliste vertreten“, schreibt dazu die Stadt. Eine Vermarktun­gsstrategi­e im Limesverbu­nd mit starken Partnern wie Köln, Neuss, Monheim, Xanten biete größere Möglichkei­ten als eine einzelne Vermarktun­g des Römerkelle­rs als Ziel für Geschichts­interessie­rte.

 ?? FOTO: ATI ?? Votivstein aus der Römerzeit, entdeckt zwischen Gohr und Straberg.
FOTO: ATI Votivstein aus der Römerzeit, entdeckt zwischen Gohr und Straberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany