Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vielleicht das wichtigste Spiel der Saison

Im heutigen Lokalderby gegen Longeriche­r SC geht es um viel für Handball-Drittligis­t TSV Bayer Dormagen: Mit einem Sieg ist er alleiniger Verfolger von Spitzenrei­ter TuS Ferndorf, bei einer Niederlage verabschie­det er sich ins Mittelfeld.

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Es steht viel auf dem Spiel heute Abend, wenn um 20 Uhr Matthias Hallmann und Lars Lieker (Wuppertal/Solingen) im BayerSport­center die Partie zwischen dem TSV Bayer Dormagen und dem Longeriche­r SC anpfeifen.

Das gilt vor allem für den gastgebend­en Handball-Drittligis­ten. Denn im Lokalderby werden die Weichen gestellt für den Rest der Saison. „Ein ganz wichtiges Spiel“, sagt deshalb Trainer Ulli Kriebel. Wir zeigen auf, warum die Begegnung so bedeutsam ist. Das Prestige Ums Prestige geht’s eigentlich immer, wenn zwei Mannschaft­en aufeinande­r treffen, deren Hallen gerade mal zehn Kilometer auseinande­rliegen. In diesem Fall ganz besonders. Denn mit seinen beiden Siegen in der vergangene­n Saison (25:21, 41:30) hat der Longeriche­r SC die seit Jahrzehnte­n festgefügt scheinende Handballor­dnung im Großraum Köln auf den Kopf gestellt: Als Tabellendr­itter landete erstmals ein Klub aus der Domstadt vor dem TSV Bayer.

Zuletzt hatten beide Vereine in der Spielzeit 1986/87 in einer Liga (der Zweiten Liga Nord) die Klingen gekreuzt – da hießen die Kölner noch Olympia Longerich und mussten den Dormagener­n am 7. März 1987 nach einer 20:24-Niederlage in der restlos überfüllte­n Halle in Chorweiler zum vorzeitige­n Aufstieg in die Bundesliga gratuliere­n. Heute treffen sie sich zu einem „Spiel auf Augenhöhe“, sagt Kriebel: „In einem Derby gibt es keinen klaren Favoriten, da zählen Emotionen, Leidenscha­ft und Tagesform.“

Sein Kölner Kollege Chris Stark, dessen Team mit dem 23:16 über die HSG Krefeld seine Zwischenbi­lanz nach verkorkste­m Start auf 13:1 Punkte in Folge schraubte, sieht die Gastgeber hingegen leicht favorisier­t: „Wir gehen als Verfolger ins Spiel. Der Druck liegt aber zweifelsoh­ne bei der Heimmannsc­haft, Dormagen ist schließlic­h mit anderen Ambitionen in die Saison gegangen als wir, die Mannschaft ist wesentlich stärker als im Vorjahr.“ Die Tabelle Die „anderen Ambitionen“, von denen Chris Stark spricht, hießen vor Saisonbegi­nn Aufstieg. Bei fünf Punkten Rückstand auf den TuS Ferndorf kann davon nur noch bedingt die Rede sein, zumal Ulli Kriebel mit Blick auf den ungeschlag­enen Spitzenrei­ter feststellt: „Die gehen ihren Weg schon ziemlich souverän.“Mit einem Sieg heute Abend könnten die Dormagener wenigstens die Rolle des einzigen Verfolgers einnehmen. Im Falle einer Niederlage stünde Ferndorf bereits drei Spieltage vor Ende der Hinrunde als „Herbstmeis­ter“fest und könnte selbst bei einer Schwächeph­ase kaum noch eingeholt werden. Der TSV Bayer würde damit endgültig ins Mittelfeld abrutschen – das beginnt in diesem Fall auf Platz zwei und geht bis zum Leichlinge­r TV auf Rang sieben. Die Differenz zwischen Vizemeiste­r und grauer Maus würde dann nur zwei Zähler betragen. Der Anspruch Die Dormagener haben zwei verkorkste Spielzeite­n hinter sich. Verlieren sie heute Abend, droht die dritte Saison in Folge, in der bei ihnen Anspruch und Wirklichke­it auseinande­rklaffen. Sortieren sie sich in eine Reihe mit der SG Schalksmüh­le-Halver, den Bergischen Panthern oder dem Leichlinge­r TV ein, sollte sich der TSV Bayer mal kritisch auf den Prüfstand stellen. Nichts gegen diese Vereine, nichts gegen die Arbeit, die beim Longeriche­r SC oder der HSG Krefeld geleistet wird – der Aufwand, der am Höhenberg betrieben wird, dürfte jedoch um einiges höher sein, zumindest was Trainingsu­mfang und Logistik anbelangt. Zu hoch jedenfalls, als dass nach einem erneuten Abrutschen ins Mittelmaß einfach zur Tagesordnu­ng übergegang­en werden könnte. Der Druck Damit lastet der Druck heute Abend eindeutig auf den Gastgebern. Das macht ihre Aufgabe sicher nicht einfacher – vom Longeriche­r SC erwartet trotz 13:1 Punkten aus den jüngsten sieben Spielen niemand einen Sieg. Vom TSV Bayer Dormagen schon. Doch wer solchem Druck nicht gewachsen ist, wird es im Handball nie an die Spitze schaffen, auch nicht in der Dritten Liga.

 ?? FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R ?? Sein Mitwirken könnte dem TSV Bayer Dormagen heute Abend erhebliche Vorteile gegenüber dem Longeriche­r SC verschaffe­n: Eloy Morante Maldonado ist nach dreiwöchig­er Pause wegen einer Reizung der Patellaseh­ne am Sonntag wieder ins Training eingestieg­en.
FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Sein Mitwirken könnte dem TSV Bayer Dormagen heute Abend erhebliche Vorteile gegenüber dem Longeriche­r SC verschaffe­n: Eloy Morante Maldonado ist nach dreiwöchig­er Pause wegen einer Reizung der Patellaseh­ne am Sonntag wieder ins Training eingestieg­en.

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