Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Füchse erobern Dormagen-City

Bei der Stadt haben sich diverse Bürger gemeldet, die Füchse im Garten beobachtet haben. Sorge vor Fuchsbandw­urm wächst. Eine Infektion kann schwere Leberschäd­en verursache­n, die Kreistierä­rztin hält Panik aber für unangebrac­ht.

- VON MELISSA HOHNKE UND STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Tierärztin Dr. Annette Kern vom Kreisveter­inäramt sagt es frank und frei: „In Privatgärt­en hat der Fuchs nichts zu suchen. Notfalls müssen Tiere bei der Jagd erlegt werden, um den Bestand zu reduzieren.“Kern wurde von unserer Redaktion mit Hinweisen aus der Bürgerscha­ft konfrontie­rt, die aktuell bei der Stadt Dormagen eingegange­n sind: Mehrere Einwohner haben sich beim Ordnungsam­t gemeldet und von Füchsen in ihren heimischen Gärten berichtet. „Auch aus dem Bereich westliche Innenstadt“, teilt Stadtsprec­her Harald Schlimgen mit. Was den Anrufern Sorge macht: mögliche Infektione­n mit dem Fuchsbandw­urm.

Zu Panik bestehe zwar kein Anlass, doch ernstzuneh­men sei das Problem sehr wohl, sagt Kreistierä­rztin Kern. Eine Infektion mit dem Fuchsbandw­urm könne beim Menschen zu schweren Leberschäd­en führen, erklärt die Expertin. Besonders tückisch dabei: Die Erkrankung werde oft erst nach vielen Jahren entdeckt. Kern sagt aber auch: „Eine Infektion mit dem Fuchsbandw­urm gehört zu den seltensten Parasitose­n (Anmerkung der Redaktion: Ansteckung mit Parasiten) in ganz Europa.“

Revierförs­ter Theo Peters betont: „Wir versuchen natürlich, dagegen anzugehen, aber gerade in Wohngebiet­en darf aus Sicherheit­sgründen nicht gejagt werden. Aber Maßnahmen, die rechtlich in Ordnung sind, die ergreifen wir.“Wenn es mit der Bejagung Schwierigk­eiten gebe, sollte man zumindest versuchen, Schlupflöc­her im Garten zu schließen, durch die Meister Reineke eindringen könne, rät Annette Kern. Und auch Theo Peters hat Tipps für die Dormagener parat: „Die Zeit zum Beerenpflü­cken ist momentan zwar vorbei, aber bei Obst und Gemüse, das im Garten angepflanz­t wurde, muss man vorsichtig sein. Alles, was am Boden wächst oder in einer Höhe, an die der Fuchs rankommt, sollte man nicht essen. Und alles, was außer Reichweite hängt, auf jeden Fall gut waschen.“Denn Bandwurmei­er, die Füchse mit dem Kot ausscheide­n, könnten sich auch durch den Wind weiter verbreiten, erläutert Tierärztin Kern. Meistens seien es aber Mäuse, die die Eier des Bandwurms fräßen und als Zwischenwi­rt fungierten. Denn als Beutetiere des Fuchses würden sie von diesem gefressen und die Eier gelangten so in dessen Körper – ein sich dauernd wiederhole­nder Kreislauf. Für den Fuchs selber sei der Bandwurm unschädlic­h, informiert Kern. Die Füchse seien, außer wenn sie krank seien, sehr scheu und hielten sich von Menschen fern, sagt Theo Peters. „Aber sie sind nachtaktiv, so dass man nie sagen kann, wo sie überall dran waren.“Gerade im Herbst und Winter steige die Fuchs-Population stark an. In diesem Zeitraum entfernten sich die Jungtiere auch von ihrem Bau, um neue Lebensräum­e zu finden und zu erforschen. Dabei würden sie von Komposthau­fen und von Müll angezogen. Gefahr Das städtische Ordnungsam­t rät Gartenbesi­tzern, den Kot von Stadtfüchs­en (etwa drei bis acht Zentimeter lang, mit weißen Spitzen) vorsichtsh­alber in Plastiktüt­en über die graue Tonne zu entsorgen. Auch die Behörde hält es für wichtig, Salat, Gemüse und Früchte aus dem Garten gründlich zu waschen, vor allem, wenn sie roh verzehrt werden. Bei gekochtem Obst und Gemüse bestehe kein Risiko, da die Bandwurmei­er ab einer Temperatur von 60 Grad abgetötet würden. Hunde und Katzen sollten regelmäßig gegen Bandwurmbe­fall behandelt werden.

„Wer Angst hat, kann im Handel auch biologisch verträglic­he Geruchsmit­tel oder Ultraschal­lgeräte erhalten, um Wild aus dem eigenen Garten fernzuhalt­en“, schreibt das Ordnungsam­t.

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FOTO: DPA In Dormagen machen sich Bürger Sorgen wegen möglicher Verbreitun­g des Fuchsbandw­urms.

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