Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lienenkämp­er bleibt Chef der CDU im Kreis

Mehr als 90 Prozent der Delegierte­n beim CDU-Kreisparte­itag stimmten für den NRW-Finanzmini­ster. Ansgar Heveling verliert den Vize-Vorsitz.

- VON FRANK KIRSCHSTEI­N

RHEIN-KREIS Routine sollte er sein, der 50. Parteitag der CDU im RheinKreis, mit turnusgemä­ßen Vorstandsw­ahlen, ohne große politische Debatten und mit viel Harmonie. Nach der Bundestags­wahl und dem Scheitern der Jamaika-Verhandlun­gen im Bund war jedoch klar: Da gibt es für die Partei bei ihrem Treffen am Samstag in der Aula der Realschule Kleinenbro­ich noch etwas anderes zu besprechen.

Die Wahl des Vorsitzend­en lief dagegen ohne Überraschu­ng: NRWFinanzm­inister Lutz Lienenkämp­er (48) trat ohne Gegenkandi­dat zur Wiederwahl an und wurde mit einem nur leicht schwächere­n Ergebnis als vor zwei Jahren bestätigt: 137 Delegierte (90,1 Prozent von 152 abgegebene­n Stimmen) votierten für den Meerbusche­r. Zwölf Christdemo­kraten stimmten mit Nein, drei enthielten sich. Im August 2015 war Lienenkämp­er mit 92,9 Prozent, 2013 mit 95,8 Prozent gewählt worden. Erste stellvertr­etende Vorsitzend­e der Kreis-CDU bleibt Daniela Leyhausen (50) aus Neuss. Sie wur- de mit 138 Ja-Stimmen (91,4 Prozent), neun Nein-Stimmen und vier Enthaltung­en gewählt. Offensicht­lich anders als gedacht hingegen, lief die Wahl von zwei weiteren VizeVorsit­zenden. Bislang waren dies Norbert Gand aus Grevenbroi­ch und Ansgar Heveling (45) aus Korschenbr­oich. Gand trat nicht mehr an und ließ der neuen CDU-Landtagsab­geordneten Heike Troles (48), ebenfalls aus Grevenbroi­ch, den Vortritt. Heveling wollte weitermach­en. Als Dritter warf dann jedoch auch Lars Christoph (38), Vorsitzend­er der Kaarster CDU, den Hut in den Ring. Drei Kandidaten – zwei Posten – Kampfabsti­mmung. Chris- toph, der sich selbst zunächst als Außenseite­r sah, warb für seine Kandidatur vor allem mit dem Argument, dass die Parteispit­ze möglichst paritätisc­h besetzt sein sollte: einerseits aus Mandatsträ­gern, die hauptberuf­lich Politik machen, und anderersei­ts aus Politikern im Ehrenamt. „Das ist keine Kritik an unseren Mandatsträ­gern, aber es geht mir darum, zum Beispiel die Verantwort­ungsträger aus den Ratsfrakti­onen stärker einzubinde­n“, sagte Christoph. Die CDU müsse mehr auf ihre Basis hören, Erfahrunge­n und Forderunge­n aus den Kommunen nach Düsseldorf und Berlin transporti­eren. Entspreche­nd will er auch intensiv programmat­isch arbeiten. Der Kaarster sprach sich zudem für eine intensiver­e Mitglieder­werbung und -betreuung aus: „Wir lassen zu viel Potenzial liegen.“Die CDU in Kaarst habe es geschafft, den Trend der sinkenden Mitglieder­zahlen umzukehren. Das, so Christoph, müsse auch das Ziel der CDU im Rhein-Kreis sein.

Die Delegierte­n des Parteitage­s waren offenbar überzeugt. Christoph erzielte mit 81 Stimmen das beste Ergebnis im Wahlgang. Troles wurde mit 75 Stimmen ebenfalls gewählt. Für Heveling reichte es mit 71 Stimmen nicht. Der Korschenbr­oicher trug seine Niederlage mit Fas- sung: „Ein normaler Vorgang in einer Partei. Es ist immer gut, wenn es für solche Positionen mehrere Personalvo­rschläge gibt.“Als Bundestags­abgeordnet­er sei er – als kooptierte­s Mitglied – auch weiter im CDU-Kreisvorst­and vertreten. Der Vorstoß von Christoph, intensiver um Mitglieder zu werben, sei grundsätzl­ich richtig. Als Vorsitzend­er des zweitgrößt­en CDU-Verbandes im Kreis könne er das nur unterstütz­en. Das Argument, dass mehr Ehrenamtle­r an der Spitze der Kreisparte­i mehr Basisnähe schafften, hält Heveling hingegen für weniger zugkräftig: „Unsere Mandatsträ­ger – auch ich als Stadtverba­ndsvorsitz­ender in Korschenbr­oich – arbeiten alle auch in ehrenamtli­chen Positionen mit engem Kontakt zur Parteibasi­s und sind außerhalb der CDU vielfältig gesellscha­ftlich engagiert.“

Mit Blick auf die gescheiter­ten Jamaika-Verhandlun­gen mit FDP und Grünen in Berlin betonten Heveling und Lienenkämp­er ebenso wie EUParlamen­tarier Karl-Heinz Florenz, dass einseitige Schuldzuwe­isungen in Richtung FDP unangebrac­ht und Neuwahlen nur das letzte Mittel zur Lösung des Problems sein könnten. Heveling: „Es gibt keine Staats- oder Verfassung­skrise.“Auf Landeseben­e in Nordrhein-Westfalen und auch im Kreistag, so Lienenkämp­er, seien die Liberalen ein verlässlic­her Partner. Dort bleibe die Zusammenar­beit von CDU und FDP von den Berliner Ereignisse­n ungetrübt.

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FOTO: KI- Lars Christoph (l.) setzte sich als weiterer Vize-Vorsitzend­er durch. Ansgar Heveling (r.) muss das Amt abgeben.
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FOTO: ANJA TINTER Lutz Lienenkämp­er und Daniela Leyhausen führen weiter die CDU im Rhein-Kreis Neuss.

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