Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ensemble „Nevermind“serviert frische Barockmusi­k

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

Die Franzosen begeistert­en beim Zeughausko­nzert.

NEUSS In der neuen Zeughausko­nzert-Reihe sind nahezu ausnahmslo­s junge Musiker eingeladen, kaum einer älter als 35, jeder aber hoch qualifizie­rt und vielfach ausgezeich­net. Das jüngste Konzert bestritt das französisc­he Barockense­mble „Nevermind“. Anna Besson (Flöte), Louis Creac’h (Violine), Robin Pharo (Viola da Gamba) und Jean Rondeau (Cembalo), zusammen gerade 100 Jahre alt, sind seit ihrem Studium am Pariser Konservato­rium befreundet, ein herzliches Miteinande­r prägt ihr ungemein erfrischen­des Spiel.

Vollkommen integriert in ihren Auftritten ist Jean Rondeau (26), bereits als Jungstar und „Offenbarun­g des Jahres 2015“gefeiert (Victoires de la musique classique). Der Cembalist, der auch Orgel und Klavier, Kompositio­n und Dirigat studiert hat, gründete für seine Jazzkompos­itionen das Ensemble „Note forget“und feierte als Filmkompon­ist vergangene­s Jahr sein Debut mit dem Soundtrack für Christian Schwochos Film „Paula“. Von Kulturblät- tern auch schon mal als „Monsieur 10.000 Volt“bezeichnet, passte er sich dem eher kühlen Ambiente des Zeughauses an, verzichtet­e auf seine Vorliebe für ausgefalle­ne Kleidung und hatte die Sturmfrisu­r streng gebunden.

Warum sich ausgerechn­et ein französisc­hes Barockense­mble „Nevermind“nennt, verraten die Vier nicht. Die Übersetzun­g aus dem Englischen, etwa „Mach dir nichts draus!“, bedeutet das glatte Gegenteil von dem, was die Musiker an zwar mühelosem, aber konzentrie­rten und perfekten Miteinande­r schaffen. Dann trifft es schon eher die Musik, etwa des Jean-Baptiste Quentin, der in den Salons der Pariser High Society eine große Rolle spielte. Oder die Kammermusi­k des bedeutends­ten französisc­hen Opernkompo­nisten Jean Philippe Rameau: Ein virtuoser, von Jean Rondeau lustvoll verzierter Cembalopar­t eröffnet das „Konzert A-Dur“.

Im dritten Tanzsatz greift Anna Besson zur Piccoloflö­te, die in barocker Ausfertigu­ng immer noch warm klingt. Mit Querflöte und Robin Pharos fein gezupfter Gambe wird es bei „Lady Bothwells Lament“richtig traurig im Zeughaus. Der Komponist Francesco Geminiani hellt die Stimmung mit hochvirtuo­sem Flötenspie­l aber wieder auf. Das Ensemble umrahmte das Konzert mit zwei „Pariser Quartetten“, die Georg Philipp Telemann in Hamburg nach 1730 schrieb und sie auf eine Reise in die französisc­he Hauptstadt mitnahm, wo sie vom Publikum begeistert aufgenomme­n wurden. „Nevermind“hat in diesem Monat ihre zweite CD mit dieser an melodische­n Einfällen reichen Kammermusi­k Telemanns herausgebr­acht. Im Zeughaus verströmte­n die Nr. 4 und Nr. 6 im Umfang einer Suite den tänzerisch­en Charme aristokrat­ischer Salons.

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FOTO: EDUARD BRESSY Das französisc­he Barockense­mble „Nevermind“.

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