Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Anatol-Skulptur aus dem Bend in die Mitte der Stadt geholt

Nach mehr als 20 Jahren fand der „ Junge mit Rad“einen neuen Platz in Grevenbroi­ch.

- VON VALESKA VON DOLEGA

GREVENBROI­CH Es war keine weitere Baustelle, die am frühen Samstagmor­gen in der Kurve am Ostwall in der Innenstadt entstand. Mit vereinten Kräften und der Unterstütz­ung eines imposanten Baukrans wurde das Kunstwerk „Junge mit Rad“an seinen neuen Standort gehievt. Möglich machten die Umsetzung der in luftige Höhen ragenden Skulptur des Künstlers Anatol Herzfeld eine Gruppe kunstbegei­sterter Grevenbroi­cher Bürger, die sich ehrenamtli­ch, überpartei­lich und mit Unterstütz­ung verschiede­ner Mäzene gefunden hat.

Der „Junge mit Rad“, der zur Landesgart­enschau 1994 in den Bend gestellt wurde, war durch Naturund Umwelteinf­lüsse in die Jahre gekommen. Sattes Grün der üppigen Pflanzenwe­lt überwucher­te die Skulptur, die nahezu unsichtbar geworden war. Höchste Zeit also, das Kunstwerk zu restaurier­en und an eine exponierte­re, also sichtbarer­e Stelle zu heben. Die Stadt mit ihrer notorisch klammen Kasse konnte nicht helfen, also musste ein Plan B entwickelt werden. Sponsoren wurden gesucht und gefunden, die Geld für die Restaurier­ung, Materialbe­schaffung und Umsiedlung des Kunstwerks zur Verfügung stellten.

Bereits in der vergangen Woche war auf einem Stück Wiese in der Nähe der Villa Erckens ein neuer Sockel mit dem stattliche­n Maß von sechseinha­lb Metern gegossen worden. Am Samstag war dann der große Moment, in dem der durch Seile und Taue bestens gesicherte „Junge“unter Aufsicht des Münchrathe­rs Robert Beerscht – er ist so etwas wie die rechte Hand des Künstlers Anatol – in einer Kombinatio­n aus Kraftakt und filigranem Geschick am neuen Standort platziert wurde. Reibungslo­s und im Rekordtemp­o von etwa 30 Minuten gelang das Unterfange­n. „Das sieht gut aus“, waren sich alle Beteiligte­n ei- nig – und beschriebe­n nicht allein die Statik, sondern insbesonde­re die Optik der Plastik.

„Wir haben den Kopf des Jungen neu gestaltete“, berichtete der Bildhauer Robert Beerscht mit einem Blick auf das vormals rote Haupt, das jetzt golden schimmert. Ebenso erstrahlt das vierspeich­rige Rad in neuem Glanz.

„Diese Stelle schreit ja geradezu nach Gestaltung“, kommentier­te Karl-Heinz Hüsken, einer der MitAusführ­enden, den neuen Ausstellun­gspunkt. Die Plastik ist nun aus beiden Fahrtricht­ungen schön zu begutachte­n, Flaneure können unmittelba­r vor ihr Halt machen. Noch durch einen Bauzaun geschützt, soll das Drumherum durch eine Hecke und eine möglichst satte Wiese zum optisch ansprechen­den Drumherum werden, eine Aufgabe, die das Grünfläche­namt übernimmt.

„Die Kooperatio­n mit der Stadt lief sehr gut“, beschreibt Hüsken das bisherige Miteinande­r. Der „Junge mit Rad“ist allerdings nicht bloß ansehnlich­e Kunst. Die Skulptur ist gleichzeit­ig Mahnmal und erinnert daran, wie leicht spielende Kinder sprichwört­lich unter die Räder gelangen, also einem Unfall zum Opfer fallen können.

Nachdem Bürgergeld bei Kunstfreun­den zur Umsetzung der ersten Anatol-Skulptur investiert wurde, soll nun im nächsten Schritt Anatols „Eisenthron“– der ebenfalls „versteckt“in der Innenstadt steht – einen neuen Ausstellun­gsort im öffentlich­en Raum finden.

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Zufrieden mit dem Standort: Kunstfreun­de Karl-Heinz Hüsken (l.) und Robert Beerscht.

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