Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schnelle Hilfe nach dem Zugunglück
Bei einem Unglück wie dem Zugunfall am Dienstagabend kommt es auf funktionierende Notfall- und Krisenpläne an. Die Krankenhäuser in Neuss konnten sich rasch auf Patienten aus dem Zug einstellen und zusätzliches Personal alarmieren.
NEUSS/MEERBUSCH Nach dem Zugunglück am Dienstagabend haben nicht nur die Einsatzkräfte vor Ort, sondern auch die Krankenhäuser in Neuss schnell reagiert und Verletzte aufgenommen. Im Lukaskrankenhaus wurden fünf Personen behandelt, im Johanna-Etienne-Krankenhaus waren es vier. Das bestätigten Sprecher der beiden Häuser auf Anfrage unserer Redaktion.
Sowohl das „Lukas“als auch das „Etienne“stockten ihr Personal kurzfristig auf, auch die Chefärzte waren vor Ort. „Für solche Situationen haben wir einen Notfallmanagementplan, der in verschiedene Stufen unterteilt ist“, sagt Dr. Andreas Kremer, der im „Lukas“das Medizinische Management leitet. „Bei der höchsten Alarmierungsstufe würden alle Mitarbeiter einbezogen – davon waren wir am Dienstagabend jedoch weit entfernt.“Das Krisen- und Notfallmanagement habe gut funktioniert, Teile der Belegschaft wurden angefordert.
Nachdem die Leitstelle die Krankenhäuser über das Zugunglück informiert hatte, wurden umgehend Maßnahmen zur medizinischen Versorgung eingeleitet. Der Notfallplan sieht dabei vor, dass mehrere Kliniken einbezogen werden – um für eine Entlastung in den einzelnen Häusern zu sorgen. Dadurch, dass die Fahrgäste den verunglückten Zug wegen der beschädigten Oberleitung nicht sofort verlassen konnten, gab es in den Krankenhäusern ausreichend Zeit zur Vorbereitung. Die Patienten konnten rasch versorgt werden. Im Johanna-EtienneKrankenhaus musste laut Spreche- rin Katharina Märkle ein Verletzter stationär über Nacht bleiben. „Inzwischen sind aber alle wieder entlassen“, erklärte sie. Im Lukaskrankenhaus waren gestern laut Sprecherin Ulla Dahmen noch drei Patienten in stationärer Behandlung.
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke dankte gestern allen Einsatzkräften für die engagierte Hilfe beim Zugunglück in Osterath. „Es ist gut zu wissen, dass sich die vielen Notfallszenarien, die wir in regelmäßigen Übungen proben, in der Praxis bewähren“, betonte Petrauschke. Auch die Feuerwehr Neuss war am Dienstagabend im Einsatz.
Im verunglückten Regionalzug waren nach Angaben des Rettungsdienstes deutlich mehr Personen als zunächst angenommen. Es seien 173 Menschen in dem Regionalzug angetroffen worden, sagte Marc Zellerhoff, der ärztliche Leiter Rettungsdienst im Rhein-Kreis. Einer davon war Andreas Galland, vom Neusser Amt für Wirtschaftsförderung. Er war auf dem Heimweg nach Krefeld, als die Züge kollidierten, und überstand den Unfall im hinte- ren Teil des Regionalexpress nahezu unverletzt. Schon heute ist er wieder im Dienst. Er habe gesehen, sagt Galland beeindruckt, wie die Rettungsdienste regelrecht darunter gelitten haben, dass sie lange Zeit nicht zu den Verletzten konnten. Wie sie fachlich professionell und dabei gleichzeitig menschlich und beruhigend arbeiteten – und wie gelassen sie damit umgingen, dass Passagiere ungeduldig wurden und die Rettungskräfte regelrecht „angingen.“Dafür, sagt Galland, könne man gar nicht genug danken.