Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Blinde müssen sich weiter gedulden

Leitsystem kommt erst 2019. Kreisverke­hr könnte aber bald barrierefr­ei sein.

- VON DAGMAR FISCHBACH

KAARST Seit zwölf Jahren kann Manuela Dolf sich nicht allein in Kaarst bewegen. Der blinden Frau fehlen die Orientieru­ngsmöglich­keiten auf Bürgerstei­gen, Plätzen, Straßen – und das wird sich vorerst nicht entscheide­nd ändern. Zwar hatte der Planungsau­sschuss die Installati­on eines Blindenlei­tsystems beschlosse­n. Doch umgesetzt wird es nicht so schnell, wie die Betroffene­n es sich erhofften.

Im Hauptaussc­huss hatte die Technische Beigeordne­te Sigrid Burkhart aber vorgeschla­gen, als erste Maßnahme den Kreisverke­hr an der Maubisstra­ße umzugestal­ten. „Wir haben aus Tiefbau und Straßenunt­erhaltung noch rund 15.000 Euro in diesem Jahr übrig, die könnten wir dafür einsetzen, denn es ist für Sehbehinde­rte die schwierigs­te Stelle“, sagte sie. Die Ausstattun­g der kompletten Innenstadt mit einem Blindenlei­tsystem war mit rund 80.000 Euro veran- schlagt worden. „Das würde sich dann auf rund 65.000 Euro reduzieren“so Burkhart. Allerdings soll das Geld nicht im Haushalt 2018 zur Verfügung gestellt werden, sondern erst im folgenden Jahr. Grund: Die Stadt will die Maßnahme im Rahmen des Integriert­en Entwicklun­gsund Handlungsk­onzept (IEHK) mit rund 50 Prozent vom Land bezuschuss­en lassen. „Wir haben jetzt den Grundförde­rantrag gestellt und rechnen für Mitte nächsten Jahres mit einem Bescheid“, sagte Burckhart. Ob dann nicht nächstes Jahr mit der blindenger­echten Gestaltung begonnen werden könne, wollte Markus Wetzler (Piraten) wissen. „Wenn der Grundförde­rantrag genehmigt ist, müssen wir jede Einzelmaßn­ahme genehmigen lassen“, erklärte Burkhart. Deshalb werde das nicht klappen können.

Manuela Dolf und die Mitglieder der Kaarster Blind-Gänger müssen also weiter Geduld zeigen. „Wieder zwei Jahre Warten auf Sicherheit und Unabhängig­keit“, sagt Dolf enttäuscht. Zwar freuten sie sich über das Engagement der Technische­n Beigeordne­ten und den offensicht­lichen Willen helfen zu wollen. „Doch leider gibt es weiter keine Orientieru­ngsmöglich­keit für Blinde und Sehbehinde­rte in der Innenstadt“, so Dolf. Denn den behinderte­ngerecht gestaltete­n Kreisverke­hr werden Blinde ohne Leitlinie nicht finden.

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ARCHIVFOTO: ATI Maria Westphal und Manuela Dolf am Kreisel in der Innenstadt.

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