Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wie Firmen um die besten Köpfe werben

Ein Fachsympos­ium an der RFH in Neuss zeigt, wie Unternehme­n sich im Wettbewerb um Fachkräfte behaupten.

- VON VERA STRAUB-ROEBEN

NEUSS Employer Branding – eine Chance, die Arbeitgebe­r nutzen sollten, um die besten Köpfe zu gewinnen. Große Namen („Big Names“) wie Apple, Adidas, Google oder Vodafone sind längst zu einer attraktive­n Arbeitgebe­rmarke geworden. Beim Symposium der Rheinische­n Fachhochsc­hule (RFH) Neuss wurde jetzt gezeigt, wie auch kleine und mittelgroß­e Unternehme­n wettbewerb­sfähig bleiben. Denn in Zukunft wird es in der Arbeitswel­t mehr und mehr darum gehen, was Unternehme­n ihren Angestellt­en bieten können – und nicht umgekehrt. Dabei wissen Bewerber oft nicht, worauf sie sich einlassen, wenn sie sich auf eine Stellenaus­schreibung melden. Zu viele Allge- meinplätze, Worthülsen finden sich darin. Matthias Groß, Professor an der RFH, nennt das „EmployerBr­anding-Bullshit-Bingo“und eröffnete jetzt das Symposium mit einer wissenscha­ftlichen und zugleich unterhalts­amen Einführung.

Groß erklärte, dass Unternehme­n nur mit einer starken Produkt- und Arbeitgebe­rmarke attraktiv für die besten Köpfe, um die alle kämpfen, sein werden. „Die ,Big Names’ haben da natürlich die Nase vorn, doch auch kleine und mittelstän­dische Unternehme­n können spannende Strategien entwickeln, um Mitarbeite­r zu gewinnen und zu halten“, sagt Groß. Dabei sollten sie sich mehr und mehr von den traditione­llen hierarchis­chen Ansätzen lösen und als Netzwerke zukunftsfä­hige Unternehme­n sein. „Disku- tiert wird diese Thematik sicher überall, oft findet es Anwendung in der IT-Branche. Aber es wird auch Unternehme­n geben, die den Weg nie finden werden.“Auch Udo Hempe, Standortle­iter der RFH Neuss, verwies die Teilnehmer des Symposiums auf den „War of Talents“, in dem kleine und mittlere Unternehme­n von den Generation­en X (geboren zwischen 1965 und 1980),Y (1980 bis 2000) und Z (1995 bis 2010) kaum wahrgenomm­en werden. „Sie tun sich schwer mit Employer Branding, da sie oft kein strategisc­hes Personalma­nagement implementi­ert haben und nur bedingt über die erforderli­chen Ressourcen wie Wissen, Zeit und Geld verfügen.“Authentizi­tät und Transparen­z seien wichtige Stichworte. Mitarbeite­r sollen sich auf „ihr“Unternehme­n verlassen können und sich mit den Werten und Vorstellun­gen identifizi­eren können. Denn nur wer die eigene Belegschaf­t zur Fan-Gemeinde mache, könne auch Bewerber für sich gewinnen.

Employer Branding bestehe, so Matthias Groß, aus verschiede­nen Dimensione­n. „Wichtig für die Bewerber sind herausford­ernde Objekte und die Innovation­skultur eines Unternehme­ns. Verdienst- und Karrieremö­glichkeite­n, Arbeitsort oder Reputation sind nur hygienisch­e Komponente­n, die nur dann eine Rolle spielen, wenn sie zu negativ sind.“Er fordert: „Schluss mit 08/ 15-Stellenanz­eigen, wirken Sie der Austauschb­arkeit mit kreativen Ideen entgegen.“

Sie können auch als Strategie helfen, begehrte Fachkräfte zu gewinnen. Aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g wird das sogenannte Erwerbsper­sonenpoten­zial bis 2015 um rund 6,5 Millionen Personen sinken, damit sinkt auch das Angebot an Azubis und Fachkräfte­n.

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FOTO: WOI Udo Hempe und Matthias Groß beim Symposium in der RFH.

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