Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grüne fordern mehr Hilfe für Musikschul­e

Das Sparziel allein sei zu wenig, Rat und Verwaltung müssten die Schülerzah­len halten – statt Rückgang um ein Drittel in drei Jahren.

- VON CARINA WERNIG

DORMAGEN Die städtische Musikschul­e stärken und nicht ausbluten lassen, diesem Wunsch widmete Tim Wallraff, der Fraktionsv­orsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, einen großen Teil seiner Haushaltsr­ede. Dabei machte er deutlich, dass das festgeschr­iebene Ziel, das Defizit der Musikschul­e auf maximal 500.000 Euro festzuschr­eiben, ihm zu kurz greife: „Wir müssen auch etwas für die Musikschul­e und ihre Schüler tun.“Wie schon im Hauptaussc­huss forderte er auch im Rat, die Anzahl der Musikschül­er mindestens zu halten, wenn nicht sogar zu erhöhen. Das wollte er ebenso wie andere Punkte als Ziel in den Haushaltsp­lan schreiben lassen.

Nach längerer Diskussion einigten sich die Ratsmitgli­eder auf einen Kompromiss: Die Musikschul­e erstellt ein Jahresprog­ramm und tritt mindestens fünf Mal jährlich im öffentlich­en Raum auf. Die Ermittlung der Zahl der Besucher, die keine Angehörige­n der Musiker sind, wurde zurückgest­ellt, ebenso das Ziel der Schülerzah­l-Steigerung, wie Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld erläuterte: „Wie die Kämmerin im Hauptaussc­huss schon angeführt hat, ist die Musikschul­e ein Zuschussbe­trieb. Das heißt, für jeden Schüler zahlt die Stadt drauf – und das lässt sich mit dem anderen Ziel, das Defizit zu beschränke­n, nicht vereinbare­n.“Das sah Wallraff zwar nicht so, doch nachdem für seine Variante nur die Grünen und die Piraten/Die Linke gestimmt hatten, wurde der Kompromiss­vorschlag der Verwaltung einstimmig angenommen.

Wallraff, der sich für „Kultur als Wert an sich“aussprach, kritisiert­e in seiner Rede den Rückgang der Schülerzah­len um mehr als ein Drittel innerhalb von drei Jahren: „Von 1769 in 2014 sinken die Zahlen auf 1121 in 2017.“Zudem kämen weniger Ausleihen von Musikinstr­umenten: „von 124 in 2014 auf 79 in 2017, das sind fast 40 Prozent“. Was ange- sichts der Gebühren für die Instrument­enausleihe kein Wunder sei, so Wallraff. Er wirft der Verwaltung und den Ratsmitgli­edern vor, „die Musikschul­e nach und nach zugrunde zu richten“, wie er gestern das Kaputtspar­en erneut anklagte.

Seine Fraktion überreicht­e dem Bürgermeis­ter noch in der Sitzung einen Antrag für die nächsten Haupt- und Kulturauss­chüsse, in denen die Verwaltung über den Einsatz von Honorarkrä­ften im Konzern Stadt Dormagen insgesamt und im Speziellen bei der Musikschul­e informiere­n solle: „Wir zwingen unsere Lehrerinne­n und Lehrer an der Musikschul­e durch Honorarver­träge in prekäre Beschäftig­ungsverhäl­tnisse, das machen wir nicht mit“, hatte Wallraff erklärt.

Dass der Verbleib der Musikschul­e in städtische­r Trägerscha­ft, um den hart gerungen wurde, nicht allen Fraktionen passt, zeigte sich bei der Haushaltsr­ede von Hans-Joachim Woitzik (Zentrum), der das „rekordverd­ächtige Defizit von über zwei Millionen Euro“des Kulturbetr­iebs anprangert­e. Eine deutliche Entlastung wäre durch die Ausglieder­ung der Musikschul­e an den Rhein-Kreis zu erreichen gewesen, so Woitzik: „Die in diesem Bereich stattdesse­n geplanten Einsparung­en sind, wie wir das erwartet haben, bisher nicht eingetrete­n.“

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