Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unaufgereg­t mit hintergrün­digem Witz

Comedian Rüdiger Hoffmann gastierte zum ersten Mal im Rheinische­n Landesthea­ter.

- VON RUDOLF BARNHOLT

NEUSS Rüdiger Hoffmann erinnert nicht zuletzt wegen seines kahlen Kopfes an die Werbefigur „Meister Propper“– allerdings nach einer strengen Diät. Mehr noch als Markenzeic­hen taugt die Art, wie er spricht: Er scheint jedes Wort auf der Zunge zergehen und nachwirken zu lassen, gegen ihn wirkt selbst Dieter Nuhr wie ein orientalis­cher Marktschre­ier. In einer lauten, hektischen Zeit ist es wohltuend, ihm zuzuhören.

Einschläfe­rnd wirkt der 53-Jährige allerdings nicht. Was er sagt, ist nämlich voller tiefgründi­gem Witz. Rüdiger Hoffmann findet die Ideen für seine Sketche offenbar im Alltagsleb­en. Und manchmal wird er politisch. Seit 30 Jahren steht er auf der Bühne – nun kam er zum ersten Mal ins RLT, mit „Ich hab’s doch nur gut gemeint“.

Die Lakonie ist die ständige Begleiteri­n von Rüdiger Hoffmann. Mit wenigen, unaufgereg­t gesprochen­en Worten kann er seine Fans begeistern. Und auch verängstig­en: Dieser knochentro­ckene gebürtige Paderborne­r dürfte bei etlichen Besuchern für einen deutlich erhöhten Blutdruck gesorgt haben, denn er kündigte an, jemanden aus dem Publikum auf die Bühne zu holen, um dort mit ihm „eine Nummer zu machen“– eine „Mitmachnum­mer“.

Wie wahnsinnig die Welt ist, macht Hoffmann auf ganz coole Art deutlich. Dabei geht es um den alltäglich­en Wahnsinn, die alltäglich­en Neurosen. Da ist zum Beispiel die Erzieherin Monika, bei der nur derjenige reden darf, der gerade den „Redefisch“hat – dumm nur, dass sich dieses Tier sehr zu Monika hingezogen fühlt. Schwarzer Humor und Schadenfre­ude blitzen immer wieder auf, so zum Beispiel, als im Urlaub alle zusammenle­gen und für Monika vier Stunden Paraglidin­g buchen – vier ruhige, entspannte Stunden.

Neigt der Deutsche zu Kritiksuch­t? Hans-Peter, der Mann von Monika, beantragt die Minderung des Reisepreis­es. Was er reklamiert: Die Reinigungs­frau hat jeden Tag aus dem Handtuch ein Tier geformt, ein Tier kam jedoch doppelt vor während des Urlaubs. Von hohem Unterhaltu­ngswert ist auch die Schilderun­g von Erlebnisse­n eines Freundes mit übermäßig starker Körperbeha­arung: „Selbst nach Vorlage seines Personalau­sweises wurden die Tiere im Affenkäfig noch zweimal durchgezäh­lt, bevor er den Zoo verlassen durfte.“

Nach der Pause entdeckt Rüdiger Hoffmann, der seinen Humor immer wieder auch in Liedform zum Ausdruck – und nebenbei beweist, dass er auch ein guter Pianist ist – die Lust daran, in unterschie­dliche Rollen zu schlüpfen. In beigefarbe­ner Spießerjac­ke und Hütchen spricht er über Ausländer am Beispiel eines Nachbarn mit französisc­hen Wurzeln.

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ARCHIVFOTO: AST Rüdiger Hoffmann steht seit 30 Jahren auf der Bühne.

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