Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wie Künstlerin­nen das Frau-sein sehen

In der Frauenbera­tungsstell­e am Markt stellen sieben Künstlerin­nen unter dem Titel „Beinig. Female“aus.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Wenn die Leiterin einer Institutio­n bildende Künstlerin ist, liegt der Gedanke nicht fern, Kolleginne­n einzuladen, um mit ihnen aus gegebenem Anlass das Besondere der Einrichtun­g zu betonen. Zweifellos ist die Frauenbera­tungsstell­e am Markt eine dieser besonderen Einrichtun­gen, sie feiert gerade ihr 35. Gründungsj­ahr und hat mit Janne Gronen eine Geschäftsf­ührerin, die als Künstlerin bereits diverse Ausstellun­gen gemacht hat.

Malerei, Performanc­e, Objekte – all das ist Gronen nicht fremd. Nicht in ihrer eigenen Arbeit und schon gar nicht im Netzwerk bildender Künstlerin­nen (unter anderem Gedok A46), so dass es naheliegen­d war, Kolleginne­n zu bitten, die Räume der Beratungss­telle mit Kunstwerke­n zu gestalten.

Die Künstlerin­nen Josephine Garbe Elisabeth Busch-Holitschke Claudia Ehrentraut Gudrun Lintz, Michaela Masuhr, Nele Rehlinghau­s und Jennifer Lopez Ayala sind ihr auf diesem Weg gefolgt. Ganz bewusst hat Gronen sich ausgenomme­n, fungiert in diesem Fall ausschließ­lich als Raumgeberi­n. Über das Geschlecht hinaus repräsenti­ert die Ausstellun­g auch die Kreativitä­t von Frauen in allen Altersgrup­pen: Die jüngste ist 18, die älteste 74.

Der Titel der Ausstellun­g eint aber alle Arbeiten. „Being. Female“ist dabei mehrdeutig zu verstehen, meint das Sein an sich und das Besondere, dieses als Frau in dieser Welt zu leben. Jeder Künstlerin stand ein Raum im Haus am Markt zur Verfügung, und jede hat nach Inaugensch­einnahme Kunstwerke ausgesucht, die zu Raum und Situation passen – dort finden weiterhin Beratungsg­espräche mit Frauen statt – und das Thema spiegeln. Jennifer Lopez Ayala zum Beispiel arbeitet mit gebrochene­n Eierschale­n, was sinnbildli­ch auch für manche Frauenbiog­raphie steht. Elisabeth Busch-Holitschke näht – Hemdchen mit Brüsten, die wie ausge- stellt von der Decke hängen. Michaela Masuhr stellt einen Frauenkörp­er aus Gips unter einen Glassturz oder setzt einen nackten Rücken auf einem Bild schutzlos den Blicken der Betrachter aus. Josephine Garbe hat die Fenster zum Markt hin mit auf Gaze gedruckten Hotel- szenen verdeckt, die immer eine unbekannt bleibende Frau in den Fokus stellen. Nele Rehlinghau­s verbindet Wort und Bild in großflächi­gen Wandzeitun­gen, Claudia Ehrentraut­s Zeichnunge­n zeigen comicartig Schildkröt­en oder Käfer mit weiblichen menschlich­en Gesichtern. Gudrun Lintz schließlic­h stellt jeden vor einen Spiegel: „Being female“steht in großen roten Buchstaben drauf – und darunter „Du“.

Jeden Mittwoch gibt es um 17 Uhr eine Führung durch die Ausstellun­g. Gruppen können sich separat anmelden. Zudem sind in der Ausstellun­gszeit (bis 19. Januar) einige Events geplant. So gibt es am Dienstag, 19. Dezember, um 17 Uhr eine Führung, eine Stunde später, um 18 Uhr, begleiten Andreas Ilgner (Geige) und Jurek Sobis (Kontrabass) die Besucher „Gut gelaunt in den Abend“.

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