Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Borussia legt 28 Punkte unter den Baum
Gladbach gelingt mit dem 3:1 gegen den Hamburger SV ein versöhnlicher Abschluss der Bundesliga-Hinrunde.
MÖNCHENGLADBACH Nach dem Sieg gegen den FC Bayern war Mönchengladbach zur „Mannschaft der Stunde“gekürt worden. Drei Spiele ohne Sieg stellten die Harmonie am Niederrhein allerdings binnen weniger als drei Wochen auf die Probe. Sportdirektor Max Eberl monierte die Unzufriedenheit im Umfeld trotz der gesammelten 25 Punkte nach 16 Spieltagen. Trainer Dieter Hecking musste sich einmal mehr für die Wankelmütigkeit seiner Mannschaft rechtfertigen. Und Christoph Kramer, der gestern gegen den Hamburger SV wieder einmal fehlte, sagte angesichts der anhaltenden Personalprobleme, es gehe darum, „sich irgendwie in die Winterpause zu retten“.
Mit dem 3:1 gegen den abstiegsgefährdeten HSV durch Tore von Thorgan Hazard und Raffael hat Borussia den versöhnlichen Abschluss des Bundesligajahres geschafft. Mit 28 Punkten beendet sie die Hinrunde. Am Mittwoch geht es im DFBPokal-Achtelfinale noch gegen Bayer Leverkusen.
„Es liegt an euch“, riefen die Gladbacher Ultras ihrer Mannschaft auf einem Banner in Erinnerung. So wie Borussia sofort nach dem Anpfiff loslegte, hatte es den Anschein, als seie diese deutliche Botschaft angekommen. Mit 92 Prozent Ballbesitz, 70 Prozent gewonnenen Zweikämpfen, vier Ecken und einem Lattenschuss bestritten die Gastgeber die ersten neun Minuten – gekrönt vom 1:0 durch Thorgan Hazard. Dem Belgier gelang nach Raffaels Vorarbeit ein feiner Lupfer über HSV-Torwart Christian Mathenia hinweg. Während jede Aktion in der Anfangsphase mit dem Etikett „eine Reaktion zeigen“versehen war, agierte Borussia direkt nach dem Führungstor sehr rätselhaft. Der HSV drehte den Spieß um, zwar nicht mit fußballerischen Mitteln auf dem gleichen Niveau, aber sehr torgefährlich: Einmal musste Yann Sommer gegen Filip Kostic halten, Lars Stindl und Matthias Ginter klärten mit dem Kopf auf der Linie, Jannik Vestergaard mit dem Fuß vor dem Ex-Borussen André Hahn. Erst nach gut 20 Minuten pendelte sich das Spiel dann ein.
Auffällig war Gladbachs jüngste Doppelsechs der Vereinsgeschichte um den 18-jährigen Oxford, der heute 19 wird, und den noch eine ganze Weile 18-jährigen Michael Cuisance. Der eine war kaum als defensiver Mittelfeldspieler zu identifizieren, weil er genauso neben den Innenverteidigern, auf der linken und auf der rechten Seite auftauchte. Der andere ermöglichte erst Raffael mit einem langen Ball die Chance zum 2:0 und kam ihm selbst mit einem Pfostenschuss ganz nah. Als es nach 45 Minuten in die Kabine ging, hatte Borussia ihre mickrigen fünf Torschüsse aus Freiburg längst überboten.
In der 52. Minute vergab Hazard allein vor dem Tor die Vorentscheidung. Die Strafe folgte schnell: Hahn blieb frei vor Ex-Kollege Sommer so cool wie selten in den letzten Monaten seiner Gladbacher Zeit und machte sein zweites Tor für die Hamburger seit seinem Wechsel im Sommer. Jede misslungene Aktion der Gastgeber brachte die Stimmung im Borussia-Park ins Wanken. Die Mannschaft, mittlerweile mit Tony Jantschke für den angeschlagenen Nico Elvedi, wirkte ver- unsichert. Raffael mit einem Kopfball und Patrick Herrmann mit einem Weitschuss sorgte für seltene Torgefahr.
Nach Vincenzo Grifos Einwechslung deutete sich die erneute Führung nur bedingt an. Doch in der 74. Minute passte der Italiener auf Raffael, der mit links in die kurze Ecke traf. Der Brasilianer, im April Vater von Zwillingen geworden, sorgte fünf Minuten später für die Entscheidung – es war sein dritter Doppelpack der Saison.