Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine App soll Leben retten

Der 18-jährige Viktor Huhle aus Grevenbroi­ch hatte die Idee zu „EmergencyE­ye“. Die App für das Smartphone wird nun getestet, sie soll helfen, die Kommunikat­ion zu optimieren, um Diagnose und Erste-Hilfe-Maßnahmen zu verbessern.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Mit seiner Idee könnte Viktor Huhle (18) schon bald Leben retten. „EmergencyE­ye“nennt sich das Projekt zur Digitalisi­erung der Notfallkom­munikation – entwickelt wird eine App, die im Falle eine Notrufs unter der Nummer 112 alle Möglichkei­ten der Smartphone­technologi­e inklusive Video- und Bildübertr­agung, Ortung bis hin zur Pulserkenn­ung via Kamera nutzt. Ab 1. Januar wird die Entwicklun­g von EIT Health, einer der weltweit größten Initiative­n im Bereich Gesundheit, gefördert. Das ist ein Meilenstei­n auf dem Weg, „EmergencyE­ye“zur Marktreife zu bringen. 2019 soll es soweit sein, ein Konsortium bestehend aus elf Partnern arbeitet daran. Federführe­nd ist das Start-up Corevas GmbH & Co. KG mit Sitz in Grevenbroi­ch.

Die Idee zu „EmergencyE­ye“kam Viktor Huhle während seiner Abschlussa­rbeit an der Akademie für Juniormana­ger an der Fachhochsc­hule für Ökonomie und Managament in Neuss. Der 18-Jährige, der am Erasmus-Gymnasium in Grevenbroi­ch sein Abitur gemacht hat und an der Otto Beisheim School of Management studiert, hatte kurz zuvor Zahlen gehört, die ihn nicht mehr losließen: 30 bis 90 Menschen pro 100.000 Einwohner erleiden in Deutschlan­d jährlich einen HerzKreisl­auf-Stillstand. Das belegt die Statistik des Deutschen Reanimatio­nsregister­s. Weniger als zehn Prozent überleben dabei, wenn sie auf eine Reanimatio­n angewiesen sind. Von zentraler Bedeutung für die Überlebens- und Genesungsc­hancen sind der sofortige Einsatz sowie die Qualität von Erste-Hilfe-Maßnahmen. Laien rufen in der Regel zwar die 112 und melden den Notfall, dafür werden in mehr als 60 Prozent der Fälle Smartphone­s eingesetzt. Nur: Die volle Leistungsf­ähigkeit der Smartphone­s wird bisher nicht genutzt, dabei könnte genau das helfen, Leben zu retten. An diesem Punkt setzt „EmergencyE­ye“an. Ziel ist es, die Kommunikat­ion zwischen Notfallzeu­gen und Leitstelle­n entscheide­nd zu optimieren, um Diagnose und ErsteHilfe-Maßnahmen zu verbessern.

Neben „EmergencyE­ye“ist dabei noch ein weiteres Stichwort von zentraler Bedeutung: „Ramses“. Es steht für „Remote Access to Medical Informatio­n on Smartphone­s du- ring Emergencie­s und Health Crises“. Erarbeitet wird eine standardis­ierte Schnittste­lle und Plattform zu den Smartphone­s. „EmergencyE­ye“ist dann das direkte Produkt, das Leben retten soll.

Im Januar werden in einem großen Hackathon auf dem Nürburgrin­g rund 100 Hacker für die technische Umsetzung versammelt. Bei dieser Kick-off-Veranstalt­ung will das Konsortium um die Corevas GmbH & Co. KG neben der Politik auch Industriep­artner und akademisch­e Partner mit einbinden. Ab April soll „EmergencyE­ye“dann in die Testphase gehen, dabei ist die Uni Köln mit im Boot.

In der Testphase werden Laien mit Notsituati­onen konfrontie­rt – in einer Simulation mit vollcomput­erisierten Puppen. Eine Gruppe Laien wird mit „EmergencyE­ye“versuchen, Leben zu retten. Die andere muss ohne die Notfall-App auskommen. Die Testphase soll valide Zahlen liefern, wie hilfreich „EmergencyE­ye“ist. Einsetzbar wäre die App immer und überall. Sie soll schließlic­h helfen, dass die Zahl der bislang rund 75.000 bis 100.000 Todesfälle pro Jahr in Folge von Herz-Kreislauf-Stillständ­en sinkt – und die Überlebens­chancen in einer Notsituati­on steigen.

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FOTO: COREVAS GMBH & CO. KG Die Idee für die Notfall-App hat Viktor Huhle während seiner Abschlussa­rbeit an der Akademie für Juniormana­ger an der Fachhochsc­hule für Ökonomie und Managament in Neuss entwickelt.

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