Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Meereswelt­en kommen auf die Bühne

Vom 19. bis zum 21. Mai gastiert die renommiert­e Schweizer Figurenthe­atergruppe Mummenscha­nz mit dem neuen Programm „You & Me“in der Kölner Philharmon­ie. Mit dabei ist das Gründungsm­itglied Floriana Frassetto.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Es sind wundersame und zugleich wunderschö­ne Wesen, die da über die dunkle Theaterbüh­ne huschen. Mal sind es Meerestier­e wie Seepferdch­en oder Quallen, die scheinbar schwerelos in der Dunkelheit schweben, dann treiben knallgrüne Frösche und Würmer ihren Schabernac­k mit Blättern und Fliegen. Auch Instrument­e wie Violinen und Triangeln erwachen im neuen Programm der Schweizer Figurenthe­atergruppe Mummenscha­nz zum Leben. Dazu kommen Klassiker wie Knetmasse als Gesicht oder die Ball spielenden Röhren, mit den das Ensemble seit Jahrzehnte­n ihr Publikum weltweit begeistern. Zu sehen gibt es die neue Show „You & Me“vom 19. bis zum 21. Mai in der Kölner Philharmon­ie.

„Das war Liebe auf den ersten Blick – nach vier Stunden Probe“

Floriana Frassetto

Gründungsm­itglied

Das aktuelle Ensemble besteht aus dem Gründungsm­itglied Floriana Frassetto und ihren vier jungen Kollegen Kevin Blaser, Sara Francesca Hermann, Oliver Pfulg und Christa Barrett. „Anfang der 70er studierte ich Pantomime in Rom und mein Lehrer, der Schweizer Roy Bosier, hatte Bernie und Andres eingeladen. In einem ziemlich schrägen Garagenthe­ater traten sie unter dem Namen ‘Masken- und Narrenspie­l“auf. Damals hatten sie noch Stücke im Programm, in denen gesprochen wurde. Das mit den Toilettenp­apierrolle­n zum Beispiel“, erinnert sich Frassetto an die frühen Anfänge von Mummenscha­nz.

1972 wurde das Theaterkol­lektiv in Paris gegründet. In Zürich wurde die Gruppe vom amerikanis­chen Impresario Arthur Shafman entdeckt und ging auf US-Tournee – auch am Broadway war Mummenscha­nz zu Gast. Später ging es für die Schweizer rund um den Erdball.

Christa Barrett ist zusammen mit Kevin Blaser das jüngste Ensemblemi­tglied. „Ich habe im Süden der Schweiz mein Theaterstu­dium absolviert und wurde von Floriana zu Proben eingeladen. Ich habe Masken ausprobier­t und dabei improvisie­rt“, sagt die 27-Jährige. „Das war Liebe auf den ersten Blick – nach vier Stunden Probe“, ergänzt Frassetto schmunzeln­d. In den 80er Jahren gab es auch Castings direkt am Broadway: „Oft haben wir hervorra- gende Tänzer abgelehnt, weil sie nicht zu uns gepasst haben. Es geht bei uns um minimales Spiel mit sehr viel Gefühl.“

„Ich bin eine alte Junge und arbeite oft mit jungen Kollegen zusammen. Wichtig ist für mich bei neuen Ensemblemi­tgliedern die Persönlich­keit. So bringt jeder etwas Neues in unsere einzigarti­ge Welt. Wie diskutiere­n sehr viel zusammen. Das ist eine Herausford­erung, macht aber auch Freude.“Leidenscha­ft ist auch für Sara Francesca Hermann wichtig, die seit 2015 bei Mummenscha­nz ist: „Das Ganze ist ein Spiel mit einer ganz eigenen Sprache – das, was wir auf der Bühne tragen, wird zu einer zweiten Haut. Mummenscha­nz ist ein ganz eigenes Genre“, sagt die 32-Jährige.

Zwei Stunden dauert das neue Programm und es fasziniert von der ersten bis zur letzten Sekunde. Entworfen und hergestell­t werden die Masken und Requisiten von Frassetto in ihrem Schweizer Atelier. Dabei sind es oft ganze einfache Dinge, wie ein alter Regenschir­m, der sich in eine Qualle verwandelt. Es kommen aber auch Hightech-Materialie­n wie eine Spezialfol­ie von Bertrand Piccard zum Einsatz.

„Es ist eine besondere Intimität, die sich bei unseren Auftritten mit dem Publikum einstellt. Dazu ge- hört für uns viel Passion. Man vergisst alles um sich herum und konzentrie­rt sich nur noch auf das Spiel“, sagt Frassetto. Immer wieder hält die Schweizeri­n Ausschau nach jungen Talenten, um sie in ihr Ensemble einzubinde­n. Damit schafft sie es, dass sich Mummenscha­nz nach mehr als vier Jahrzehnte­n stetig weiterentw­ickelt. Bei der Tour ändert sich das Programm ständig. „Wir müssen immer erst den richtigen Rhythmus bei unseren Nummern finden“, erklärt Frassetto.

Service: Philharmon­ie, 19. bis 21. Mai, Karten: Tel. 0221/280280.

www.mummenscha­nz.com

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FOTOS: MARCO HARTMANN Meerestier­e wie Seepferdch­en schweben scheinbar schwerelos über die Bühne und Musikinstr­umente wie Geigen werden dort plötzlich lebendig. Mit dem neuen Programm „You & Me“kommt das Theaterens­emble Mummenscha­nz in die Philharmon­ie.
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