Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

US-Repräsenta­ntenhaus stolpert zur Steuerrefo­rm

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WASHINGTON (FH) Wann immer zuletzt von der Steuerrefo­rm die Rede war, schwärmte Donald Trump vom großzügigs­ten Geschenk, das eine Regierung den Bürgern je gemacht habe. Die Steuersenk­ungen seien so bedeutsam, twitterte der US-Präsident gestern, dass die Resultate schon bald für sich sprächen, trotz aller Verrisse der „Fake News“.

In der Nacht zuvor hatte der Senat ein Gesetz abgesegnet, das die Republikan­er als größte fiskalisch­e Revolution seit 1986 feiern. Mit 51 gegen 48 Stimmen ließ der Senat die Novelle passieren. Das Repräsenta­ntenhaus musste gestern ein zweites Mal abstimmen, weil der Entwurf so eilig zusammenge­schustert war, dass er beim ersten Anlauf in Details den Haushaltsr­egeln des Senats widersprac­h. Angesichts der klaren konservati­ven Mehrheit war die Zustimmung allerdings nur eine Formalie.

Mit der Reform folgen die Republikan­er ihrer Philosophi­e, nach der es die Privatwirt­schaft schon richten wird. Eine geringere Abgabenlas­t, argumentie­ren sie, werde das Wachstum befeuern, im Ausland geparkte Konzerngew­inne zurückflie­ßen lassen, ein Feuerwerk an Investitio­nen entfachen und bald auch die Löhne steigen lassen. Dazu wird die Körperscha­ftsteuer für Unternehme­n von 35 auf 21 Prozent gesenkt, der Spitzensat­z der Einkommens­teuer von 39,6 auf 37 Prozent reduziert und der Grundfreib­etrag auf 12.000 Dollar (10.100 Euro) pro Person verdoppelt. Zugleich fällt eine Reihe von Abzugsmögl­ichkeiten weg.

Der Ökonom Paul Krugman sagte mit einer prägnanten Faustregel, wofür das Werk aus seiner Sicht steht: Leuten, die etwas besitzen, gebe es den Vorzug vor Leuten, die ihren Lebensunte­rhalt durch Arbeit verdienen. Wer ein Geschäft betreibe, wie die Familie Trump in großem Stil Immobilien vermiete oder von Kapitalert­rägen lebe, so Krugman, der werde prozentual dreimal stärker entlastet als jemand, der arbeiten müsse.

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