Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tannen-Schlagen liegt im Trend

Die Auswahl des Weihnachts­baums ist oft schwierig, denn die Auswahl ist riesig: Hoch oder klein, breit oder schlank, Nordmann- oder Blautanne. Doch eins ist für die meisten sicher – frisch soll er sein, am liebsten selbst geschlagen.

- VON VERA STRAUB-ROEBEN

VORST Gerade gewachsen soll er sein, mit sattgrünen Nadeln und ebenmäßig angeordnet­en Zweigen: Viele Weihnachts­baumkäufer streben nach Perfektion, um die eigenen vier Wände zum Fest zu dekorieren. Roland Stemann und seine Frau Karin schlagen ihren Baum jedes Jahr selbst, weil sie die Frische schätzen. Schließlic­h soll die Tanne bis 6. Januar 2018 schön aussehen. „Das Aussuchen kann schon mal eine Weile dauern“, sagt Roland Stemann und fügt lachend hinzu: „Etwa eine Stunde lang sind wir auf dem Feld herumgelau­fen und haben nach unserem Baum gesucht.“Gefunden hat das Paar schließlic­h eine schmale Nordmann-Tanne, die der 47-Jährige klassisch mit Lichtern sowie roten und goldenen Kugeln schmücken will. „Ja, der Mann schmückt, die Frau kritisiert“, scherzt Heiner Goetschkes.

Der Landwirt bietet in diesem Jahr zum ersten Mal auch über einen Online-Rabattdien­st an, den Weihnachts­baum selbst zu schlagen – Verpflegun­g in Form von Erbsensupp­er oder Kaffee und Kuchen inklusive. Von diesem Angebot machte die Kaarster Familie Sanchez Gebrauch: Gemeinsam mit Barbara Goetschkes fuhren sie in dem großen weißen Sprinter zur Weihnachts­baumplanta­ge, um den Stamm der schönsten aller Tannen selbst durchzusäg­en. Sohn Samuel legte sich dafür mächtig ins Zeug und auf beide Knie – und schon nach fünf Minuten lag der Baum im Auto, bereit für den Transport zum Hofladen, wo er fachgerech­t eingenetzt wird. „Wir haben dieses Ange- bot gemacht, um für unsere Blautannen zu werben“, erklärte Heiner Goetschkes. „Als wir sie vor sieben, acht oder zehn Jahren gepflanzt haben, wussten wir natürlich noch nicht, dass Weihnachte­n 2017 das Fest der Nordmannta­nne sein würde.“Dabei duftet der blau schimmernd­e Nadelbaum intensiv nach Weihnachte­n. Und auch, wer lieber echte statt elektrisch­e Kerzen verwenden will, ist mit dieser Baumart gut bedient, denn die Äste sind stabil und können das Gewicht der Lichter gut tragen. „Ihre Nadeln ste- chen mehr als die der Nordmannta­nne. Das ist aber von Vorteil, w wenn man Kinder oder Haustiere hat. So gehen sie nicht an den Baum und ziehen nicht an den Ästen“, sagt Heiner Goetschkes. Doch auch die Familie Stemann entschied sich für die trendige Nordmannta­nne. Während sie Jahr für Jahr denselben Schmuck verwenden, kennt Goetschkes so manchen kreativen Kunden: „Es gibt ganz ausgefalle­ne Ideen, von denen wir oft Fotos bekommen. Eine Kundin spannt zum Beispiel jedes Jahr ein indisches Tuch in den Baum, eine andere Familie wünscht sich einen deckenhohe­n Baum, der bis in die Spitze dicht ist und entspreche­nd gekürzt werden muss. Wieder andere haben ein großes Haus und möchten, dass der Baum über zwei Etagen reicht, also gute sieben Meter hoch ist“, berichtet er. Seine Familie liebt vor allem natürlich gewachsene Bäume, die hier und da auch mal etwas krumm und schief sein dürfen. „Wir lieben das Außergewöh­nliche“, sagt er. „Die Kunst dabei ist, aus wenig viel zu machen.“

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NGZ-FOTO: ATI Roland und Karin Stemann haben ihre perfekte Tanne gefunden. Sie wird nun klassisch in Rot und Gold geschmückt.

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