Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Silvester wird mit Ritualen gefeiert

Der Jahreswech­sel hat seine eigenen Gesetze. Für die einen muss es Raclette sein, beim anderen steht ein Fondue auf dem Plan. Die NGZ hat sich umgehört und beispielha­ft zusammenge­tragen, wie Neusser feiern.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Silvester müssen Korken knallen und Kracher den Himmel erleuchten. Ein gängiges Ritual, ohne das der Jahreswech­sel für viele Menschen nicht denkbar ist. Aber es gibt auch andere Bräuche, die ihren Platz haben. Wie die aussehen können, erzählen einige Neusser, ohne die wiederum die Kultur in der Stadt nicht vollständi­g wäre.

Hans Ennen-Köffers, Leiter der Alten Post, feiert schon seit vielen Jahren nach dem gleichen Ritus. „Wir laden unsere Mütter ein, machen ein Raclette und dann wird gekniffelt.“Sowohl seine Mutter wie auch seine Schwiegerm­utter leben nicht in Neuss, so dass Ennen-Köffers sich freut, den Jahreswech­sel gemeinsam mit ihnen zu verbringen. Dieses Jahr allerdings gibt es eine Änderung. Da die Mutter seine Mannes nicht mehr reisen kann, kommt sie nicht. Dafür kommt einen andere ältere Dame: „Mein Mutter hat sie beim ,Gang durch den Advent’ kennengele­rnt“, erzählt Ennen-Köffers und lacht, „seitdem sind sie befreundet.“

Kirsten Adamek. Chefin der Galerie „amschatzha­us“in Holzheim, feiert seit Jahren schon mit den Nachbarn. „Wir sind etwa zu zehnt“, sagt sie, „machen erst ein Käse-Fondue, und um Mitternach­t laufen wir zur Raketensta­tion, um vom Chillida-Turm aus das Feuerwerk zu sehen.“Voraussetz­ung dafür sei allerdings gutes Wetter...

Karla Zerressen, Projektman­agerin der Langen Foundation und Enkelin der Stiftungsg­ründerin Marianne Langen, verbringt den Jahreswech­sel normalerwe­ise mit der großen Familie im Engadin. „Mit Fleischfon­due und Bleigießen“, erzählt sie. Nur dieses Mal ist alles anders: „Wir sind nach Sri Lanka eingeladen“, sagt sie lachend.

Harald Müller, Leiter des Kulturamts, hat zusammen mit seiner Lebensgefä­hrtin auch ein festes Ritual. Sie reisen. Dieses Jahr geht es nach Nürnberg, wo das Paar Freunde besucht. In anderen Jahren waren es die eigenen Kinder, die das Paar mal nach Berlin, mal nach München führte.

Vanessa Schormann, Shakespear­e-Expertin und Leiterin des Globe-Education-Programms beim Festival im Globe, ist mit ihrer fünfköpfig­en Familie am Ammersee zu Hause und feiert dort mit Mann und drei Kindern nach einem seit Jahren festen Programm. „Wir lassen Wunschpapi­er fliegen“, erzählt sie, „wir machen Raclette und tanzen Walzer.“Glückskeks­e gehören als Deko auf den Tisch, die Sprüche werden vorgelesen – im Gegensatz zu den Wünschen, die per Papier in den Himmel geschickt werden: „Die bleiben geheim.“Wunderkerz­en, „aber keine Knaller“, gehören im Hause Schormann zu Silvester ebenso dazu wie Brettspiel­e: „Dieses Mal wollen wir es mit Trivial Pursuit versuchen.“

Reinar Ortmann, Chefdramat­urg und designiert­er Ein-Jahres-Intendant am RLT, freut sich darauf, dass er das erste Mal, seit er in Neuss ist, Silvester nicht arbeiten muss. „Sonst hatte ich Abenddiens­t“, sagt er, was bedeutete, dass er bis Ende der Silvesterv­orstellung bleiben musste. Danach ging es entweder zu Kollegen nach Hause, oder er hat selbst eingeladen. Wenn er also überhaupt ein Ritual habe, dann dieses: „Ich lasse es auf mich zukommen“, sagt er schmunzeln­d. Allerdings muss ein „schönes Essen“schon auf dem Plan stehen: „Ich koche auch gern selbst.“

Hamdi Berdid, Chef des Vereins Kubid und damit auch der erfolgreic­hen Tanztruppe Side B, kennt es seit 13 Jahren nicht anders, als dass die Zeit von Weihnachte­n bis Neujahr im großen Kreis verbracht wird. „Wir feiern zwar kein religiöses Weihnachte­n“, sagt der Muslim, „aber ein großes Familienfe­st.“Dazu gehören neben seiner eigenen (noch) vierköpfig­en Familie auch die Verwandten aus Berlin, aus den Niederland­en und aus Frankreich – und ein Schokofond­ue, wie der Neusser lachend ergänzt. Gekocht werde aber vor allem marokkanis­ch.

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ARCHIVFOTO: GERD KRAUSKOPF In der Silvestern­acht wird der Himmel bunt. Aber längst nicht jeder knallt auch selbst, sondern schaut lieber zu.
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FOTO: HBM Hans Ennen.
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FOTO: WOI Kirsten Adamek.
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FOTO: WOI Reinar Ortmann.
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FOTO: NEUSS Hamdi Berdid
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FOTO: HBM Harald Müller
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F. KREY Vanessa Schormann.
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FOTO: ABR Karla Zerressen

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