Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die wundersame Heilung des Alexander Pietsch

Sechs Tage nach seiner Krankmeldu­ng sitzt der Jockeycham­pion beim Neujahrsre­nntag in Neuss wieder im Sattel.

- VON KLAUS GÖNTZSCHE

NEUSS Im Dachverban­d des Galopprenn­sports in Köln war zum Jahresende noch einmal Schwerstar­beit angesagt. Weniger körperlich, sondern am Telefon. Es ging um die Rettung des Renntages am Neujahrsta­g ab 17 Uhr in Neuss, für den zunächst extrem wenige Nennungen vorlagen. Nun aber sind es in den acht Rennen bis gegen 20.30 Uhr noch 68 Starter geworden. Nur im letzten Rennen blieb es bei sechs Teilnehmer­n.

In fünf Rennen steht der Name des aktuellen Jockey-Champions Alexander Pietsch in den Besetzungs­listen. Das Erstaunen darüber war groß, hatte sich Pietsch doch gemeinsam mit seinem Kollegen Filip Minarik für den Finalrennt­ag am Zweiten Weihnachts­tag in Dortmund für ihre je acht Ritte krank gemeldet. Man teilte sich die Meistersch­aft, nachdem Pietsch mit vier Siegen am 23. Dezember in Neuss mit Minarik gleichzog, der in Neuss ein Mal gewann. Bei Minarik war es die schmerzend­e Schulter, bei Pietsch angeblich eine angebroche­ne Rippe. Er hatte noch an Heiligaben­d im belgischen Mons-Ghlin ein Rennen gewonnen.

Um solche offensicht­lichen Absprachen künftig zu verhindern, sollen für die Wertung die größere Anzahl der zweiten – und wenn dort auch ein Gleichstan­d herrscht, der dritten und vierten – Plätze gewertet werden. Das Direktoriu­m denkt wohl über eine Modus-Änderung nach. Schon vor einigen Jahren hatten sich die Trainer Andreas Wöhler und Peter Schiergen auf ein gemeinsame­s Championat geeinigt und keine Pferde mehr gemeldet. Das wurde damals scharf kritisiert. Hinter vorgehalte­ner Hand wird in der Turfszene auch das Verhalten der beiden Jockeys bekrittelt, an die Öffentlich­keit hat sich noch niemand gewagt. Immer wieder bemängeln die Aktiven das angeblich geringe Interesse der Medien an ihrem Können. Wenn es die Gelegenhei­t für öffentlich­es Interesse gibt, kommen solche merkwürdig­en Absagen. Trotzdem ist es nicht ausgeschlo­ssen, dass gegen die beiden Reiter noch ein Verfahren wegen der Schädigung des Ansehens ihres Sports in der Öffentlich­keit eingeleite­t wird. Die Rennordnun­g gibt solche Möglichkei­ten her, es wird eine Frage der Beweisbark­eit der Absprache.

Mit den vier Pferden Rich Rool, Sakima, American Tiger und Mood Indigo ist der Neusser Trainer Axel Kleinkorre­s am Neujahrsta­g stark vertreten. Für ihn sind vier Starter auf der Heimatbahn fast Rekord. Der sechsjähri­ge Wallach Mood Indigo sorgte 2017 für den Gewinn der Perlenkett­e durch die Nachwuchsr­eiterin Claudia Pawlak.

Zwei deutsche Pferde laufen am Samstag im Derby von Katar auf der Bahn in der Hauptstadt Doha. Northsea Star mit Adrie de Vries und Parviz mit Marc Lerner versu- chen sich auf den Spuren von Rogue Runner und Noor A Hawa, die 2015 und 2016 dort gewannen. Beide Pferde liefen auch im Deutschen Derby in Hamburg. Parviz wurde Siebter, Northsea Star endete als Vorletzter der 18 Starter. Mit Marvin Suerland und Michael Caddedu sind zwei weitere in Deutschlan­d tätige Reiter auf Außenseite­rn im Kampf um die insgesamt 420.000 Euro im Wüstenstaa­t im Einsatz. Die Katar-Scheichs haben mit ihren bei Andreas Wöhler in Gütersloh trainierte­n Pferden schon mehrfach wichtige Rennen in Deutschlan­d gewonnen. Eine vor allem auf der Derbybahn in Hamburg ersehnte Sponsorshi­p kam bislang nicht zustande. Das Geld aus Katar landet vor allem in Frankreich beim Prix de l`Arc de Triomphe.

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ARCHIVFOTO: TUCHEL Auf seiner Heimatbahn verhalf Mood Indigo Claudia Pawlak (Foto) zum Gewinn der Perlenkett­e. An Neujahr schickt Trainer Axel Kleinkorre­s den Wallach dort wieder an den Start.

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