Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Verehrung Josephs
Das Weihnachtsfest ist vergangen und doch liegt noch etwas von der weihnachtlichen Stimmung in der Luft. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht natürlich die Geburt Jesu. Auch seine Mutter Maria wird viel erwähnt. Doch was ist eigentlich mit seinem Vater, beziehungsweise Ziehvater, Joseph?
Im Neuen Testament bleibt Joseph immer im Hintergrund: Kein einziges Wort ist von ihm überliefert. Auch von Josephs Tod wird nichts erzählt, er verschwindet einfach aus den Erzählungen der Bibel. Einiges aus seinem Leben ist jedoch bekannt. Joseph stammte aus dem Geschlecht des Königs David, aus dem nach dem Zeugnis des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann in Nazareth und war der Verlobte von Maria, die wenig später das Jesuskind zur Welt brachte. Aufgrund einer von den Römern angeordneten Volkszählung musste er mit der schwangeren Maria in seine Geburtsstadt nach Bethlehem reisen, wo Jesus geboren wurde. Anschließend flohen sie nach Ägypten, um dem Kindermord des um seine Herrschaft fürchtenden Herodes zu entgehen. Erst nach dessen Tod im Jahr 4 n. Chr. konnten sie nach Nazareth zurückkehren.
Diese spärlichen Angaben über seine Person könnten der Grund für die erst relativ spät einsetzende Verehrung Josephs sein. Noch im Mittelalter brannte eine Diskussion um die Art der Vaterschaft und die Ehe mit Maria als mögliche Bedrohung der göttlichen Herkunft Jesu. Erst im 15. Jahrhundert wurde Joseph zunächst als Teil der Heiligen Familie abgebildet. Die gezeigte Konstellation mit seinem Sohn auf dem Arm taucht nur wenig später auf. Auf der Lithografie aus dem 19. Jahrhundert wird Joseph als reifer, bärtiger Mann dargestellt. Mit seinem linken Arm hält er den dem Säuglingsalter bereits entwachsenen Jesus umschlungen. Dieser be- krönt seinen (Zieh-)Vater mit einem bunten Blumenkranz; ein Motiv, welches eher selten in der bildenden Kunst auftritt. In der rechten Hand Josephs befindet sich die stets abgebildete Lilie als Sinnbild der Jungfrau Maria.