Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Von denen mit Handikap lernen

Landesspie­le der Special Olympics zeigen die integrativ­e Kraft des Sports.

- VON VOLKER KOCH

NEUSS Ach, wenn doch Sport immer so wäre: Fröhlich, friedlich, ein harmonisch­es Untereinan­der der Aktiven und ein ebensolche­s Miteinande­r mit den Zuschauern – wobei die Grenzen zwischen beiden oftmals fließend waren. Sicher, es wurde auch um Punkte gekämpft, um Zeiten gesprintet, es wurden Siege frenetisch bejubelt und Niederlage­n stoisch ertragen.

Doch das waren nur Nebensächl­ichkeiten. Die Hauptsache war, dass alle ihren Spaß hatten. Bei den Organisato­ren angefangen. Die brachte nicht mal der Landregen am letzten Veranstalt­ungstag um ihre Gelassenhe­it. Das, sagt Thomas Gindra, sei das wichtigste, was man im Umgang mit behinderte­n Menschen lerne: gelassen zu bleiben, auch wenn es (was bei dieser Art von Arbeit öfter mal vorkommt) drunter und drüber gehe.

Thomas Gindra muss es wissen. Schließlic­h arbeitet der Sportlehre­r bei den Gemeinnütz­igen Werkstätte­n Neuss (GWN) seit mehr als einem Vierteljah­rhundert mit Menschen zusammen, denen ein Handikap ein Leben nach den Normen und Konvention­en der Gesellscha­ft schwer bis nahezu unmöglich macht. Sie deswegen nicht (mehr) auszugrenz­en, ist eines der Ziele der Special Olympics Bewegung.

Gindra war maßgeblich daran beteiligt, deren zweite Landesspie­le in seine Heimatstad­t zu holen. Und er hat gut daran getan. Denn was da zwischen dem 10. und 12. Juli, erst bei strahlende­m Sonnensche­in, später im Starkregen, zwischen Südpark, Wolker-Anlage, Stadtbad und Golfclub Hummelbach­aue ablief, besaß Vorbildcha­rakter. Nicht, weil es perfekt organisier­t gewesen wäre oder Höchstleis­tungen zu bejubeln waren an diesen drei Tagen.

Sondern, weil die Freude ansteckend wirkte, mit der da von über tausend Teilnehmer­n, mal mehr, mal weniger talentiert, Sport getrieben wurde. Nicht, um den anderen zu besiegen, sondern sich selbst zu beweisen, dass man/frau etwas leisten kann, wenn man/frau es nur will. Deshalb kam bei den Siegerehru­ngen (gefühlt) jeder zum Zuge, der teilgenomm­en hatte.

Spiele wie die Special Olympics könnten den Sport jenseits von Kommerz und Gigantismu­s wieder auf das zurückführ­en, was er eigentlich soll: Menschen miteinande­r in Bewegung zu bringen.

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NGZ-FOTO: -WOI Freude allenthalb­en: Bei Zuschauern, Aktiven und Moderatore­n der Siegerehru­ngen – bei den Landesspie­len der Special Olympics Alltag.

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