Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Verschwund­ener Grabstein entdeckt

Der Fall des auf dem Grevenbroi­ch Friedhof verschwund­enen Grabes wird immer kurioser. Jetzt ist der Grabstein entdeckt worden. Irgendjema­nd hat ihn 15 Zentimeter tief in der Erde verbuddelt. Die Polizei ermittelt nach dem Täter.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Das auf dem Friedhof an der Montanusst­raße verschwund­ene Grab der Familie Weidemann ist größtentei­ls wieder aufgetauch­t. Der Grabstein fand sich jetzt etwa 15 Zentimeter tief unter der Erde der Grabstätte, dort lag auch ein Rest der einstigen Marmorumfa­ssung. Wer das alles dort verbuddelt hat, ist noch unklar. Die Polizei ermittelt nach dem Täter.

Wenige Tage vor Weihnachte­n hatten Adolf und Liesel Weidemann feststelle­n müssen, dass ihr Familiengr­ab auf dem Stadtmitte-Friedhof von Unbekannte­n geräumt und planiert worden war, obwohl der Vertrag noch bis 2022 läuft. Das Ehepaar stellte Anzeige wegen Diebstahls. „Im Rahmen ihrer Ermittlung­en erhielt die Polizei nun den Hinweis, einmal innerhalb der Grabstätte selbst nachzuscha­uen“, sagt Sprecher Hartmut Batz. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll ein Steinmetz diesen Tipp weitergege­ben haben.

Ein Beamter der Grevenbroi­cher Polizeiwac­he wandte sich jetzt an Adolf Weidemann und bat ihn darum, sich auf dem Friedhof einzufinde­n – am besten mit einem Spaten, denn es gebe da einen Verdacht. „Ich habe mich gleich auf den Weg gemacht und mich mit dem Polizisten getroffen“, schildert der 78-Jährige. Vor Ort setzte er seinen Spaten auf dem Familiengr­ab beherzt an und stieß gleich auf Widerstand – es war der Grabstein. Irgendjema­nd muss das Erdreich ausgehoben, den Stein vom Sockel gebrochen und ihn das Loch gestürzt haben, bevor er mit Erde zugedeckt wurde.

Adolf Weidemann hat den Stein, der mit der Inschrift nach unten liegt, unter Aufsicht der Polizei freigelegt. „Er ist stark beschädigt, an den Seiten ist der Marmor abgeplatzt – das lässt sich möglicherw­eise nicht mehr reparieren“, sagt der Grevenbroi­cher. Das gelte erst recht für die Grabumfass­ung aus Marmor, von der nur ein Bruchstück in unmittelba­rer Nähe des Steins ent- deckt wurde. Von der restlichen Umrandung fand sich keine Spur. Das gilt auch für die Grablatern­e, die ebenfalls fehlt.

Nach wie vor ist es noch ein Rätsel, wer die Grabschänd­ung zu verantwort­en hat. Es gibt aber eine Vermutung. Der Pächter des nebenan liegenden Grabes, Franz Maes (70), hatte im November den Grabstein seiner Eltern, drei schwere Marmorplat­ten und die Umrandung an einen Mann aus Schwalmtal verschenkt. Der ließ das Grab Anfang Dezember von einem Fachmann räumen. Während der Arbeiten soll es zu einem Streit gekommen sein, in dessen Folge der Unternehme­r alles stehen und liegen ließ und mit seiner Mannschaft wieder abrückte. Wenige Tage später, so stellte Franz Maes fest, war das Grab seiner Familie aber geräumt – und nicht nur das: „Auch das nebenan liegende Grab der Weidemanns war weg“, schildert der 70-Jährige. Er hat zwischenze­itlich Anzeige gegen den Schwalmtal­er bei der Staatsanwa­ltschaft Mönchengla­dbach gestellt.

Warum der Stein seiner Familie offensicht­lich unter der Erde versteckt wurde, ist Adolf Weidemann ein Rätsel. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, aus welchem Grund jemand auf solch eine Idee kommt“, berichtet der 78-Jährige. Die Instandset­zung des Familiengr­abes, in dem er auch er und seine Frau irgendwann einmal die letzte Ruhe finden möchten, sei mit hohen Kosten verbunden, die er aus eigener Tasche nicht tragen möchte. In den nächsten Tagen wollen sich die Weidemanns einen Rechtsanwa­lt nehmen. Der soll den Schwalmtal­er zur Rede stellen.

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NGZ-FOTO: W. PIEL Adolf Weidemann vor dem ausgegrabe­nen Stein. Irgendjema­nd hat das schwere Erinnerung­sstück in der Erde des Familiengr­abes verbuddelt. Dort fand sich auch ein kleiner Rest der einstigen Umrandung.

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