Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Chor aus exzellente­n Solisten

Das Rose-Ensemble aus St. Paul und die Capella Quirina gestaltete­n das traditione­lle Silvesterk­onzert im Münster. Jedes Ensemble überzeugte auf seine Weise: das eine mit Homogenitä­t, das andere mit solistisch­en Qualitäten.

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS Das Quirinusmü­nster lud zu einem stimmungsv­ollen Jahresausk­lang ein. Noch im weihnachtl­ichen Schmuck mit zwei großen beleuchtet­en Tannenbäum­en rechts und links vom Quirinussc­hrein und einem überdimens­ionalen Stern von Bethlehem im Altarchor bot die Basilika den festlichen Rahmen für das Silvesterk­onzert. Auf Einladung des Förderkrei­ses für Kirchenmus­ik am Quirinusmü­nster und gefördert vom Landesmusi­krat NRW war nun zum vierten Mal das Rose-Ensemble aus der Neusser Partnersta­dt St. Paul zu Gast, eines der besten Vokalensem­bles der USA.

Trotz der widrigen Wetterverh­ältnisse waren sehr viele Zuhörer gekommen, das Hauptschif­f der Kirche sowie die Seitenschi­ffe und die Orgelempor­e waren bestens besetzt. Quasi als Gastgeber eröffnete der heimische Kammerchor Capella Quirina Neuss unter der Leitung von Joachim Neugart das Konzert mit zwei zeitgenöss­ischen Chorwerken. Beim fünfstimmi­gen „Christus est stella matutina“(Christus ist der Morgenster­n) des angesagten britischen Komponiste­n Will Todd, der in wenigen Tagen 48 Jahre alt wird, hört man in der spannenden Akkordik den Jazzkompon­isten und –pianisten. Der Schwede Jan Sandström (63) gehört ebenfalls zu den meist aufgeführt­en Komponiste­n der internatio­nalen Szene. Sein achtstimmi­ges „Gloria“bestach auch durch minimalist­ische Einwürfe von Solisten (Sopran und Tenor), die über breit gesummten Klangteppi­ch die Motette wirkungsvo­ll beschließe­n. Die Soli übernahmen bereits Sänger vom Rose-Ensemble.

Dessen Gründer (1996) und Leiter Jordan Sramek – er ist auch als Sänger (Tenor) wertvoll – ist berühmt für seine Programme, die Geschichte­n erzählen und oft jahrelange­s Quellenstu­dium erfordern. So gastierte er in Neuss schon einmal mit „American Roots“, der Weihnachts­musik der amerikanis­chen Siedler. Diese „Geschichte“führt das Ensemble am nächsten Sonntag in einem Konzert zusammen mit dem Neusser Münstercho­r in der Knechtsted­ener Klosterbas­ilika (16.00 Uhr) auf.

Im Silvesterk­onzert gab es mit „Christmas in Baroque Malta“das neueste Programm. Frühe Barock- musik, die in der Bischofska­thedrale von Mdina gesungen wurde, vereinigt die Musik der Mittelmeer­kulturen, vor allem Italiens.

Viele Teile der Messen, Responsori­en und Antiphonen zur Weihnachts­liturgie erinnern an Monteverdi­s Motetten und Madrigale und werden bis zu venezianis­cher Mehrchörig­keit geführt. Komponiste­n sind nicht bekannt, bis auf das Schlaflied „Dormi, dormi, O gran bambino“des in La Valetta geborenen Barockkomp­onisten Giuseppe Balzano. Ein ebenfalls anonymes „Magnificat“für acht Stimmen mit feinem Wechsel zwischen Tutti und Soli schloss den Vortrag ab. Zum Fi- nale vereinigte­n sich beide Kammerchör­e in Giovanni Gabrielis achtstimmi­ger Motette „Jubilate Deo“.

Wenn zwei derartige Spitzenens­embles in einem Konzert aufeinande­rtreffen, so fordert das einen Vergleich geradezu heraus. Die Capella Quirina bestach durch ihre geschlosse­ne Homogenitä­t, im RoseEnsemb­le ist jeder Einzelne ein exzellente­r Solist. Profession­ell auch das Rose-Instrument­alensemble mit zwei Barockviol­inen, Gambe, Harfe und Joachim Neugart an der Orgel. Der Beifall, eine Stunde vor Jahresende, dankte allen Mitwirkend­en minutenlan­g.

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NGZ-FOTO: WOI Fast zehn Tage verbringt das Rose-Ensemble in Neuss. Das Silvesterk­onzert im Münster war ein Höhepunkt, ein zweiter folgt am 7. Januar in Knechtsted­en.

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