Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Experten prüfen die Mobilität der Bürger

Per Zufallspri­nzip ausgewählt­e Haushalte werden befragt. Mit den Erkenntnis­sen soll die Verkehrspl­anung verbessert werden.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Neusser, die in diesen Tagen Post von der Technische­n Universitä­t Dresden im Briefkaste­n haben, müssen sich nicht wundern. Die Experten aus Ostdeutsch­land wurden nämlich von 120 deutschen Städten und Gemeinden – darunter auch Neuss – beauftragt, eine Haushaltsb­efragung zum Thema „alltäglich­e Mobilität“zu starten. Die Untersuchu­ng ist Teil des Forschungs­projektes „Mobilität in Städten – SrV 2018“. Das Projekt soll wichtige Erkenntnis­se und Grunddaten für die örtliche und regionale Verkehrspl­anung liefern. Befragt werden Bürger aus allen Bevölkerun­gsschichte­n.

Wie die Stadt gestern mitteilte, geht es beispielsw­eise darum, ob und mit welchen Verkehrsmi­tteln die Neusser im Alltag unterwegs sind und welche Entfernung­en dabei zurückgele­gt werden. Da die Voraussetz­ungen für die Mobilität individuel­l unterschie­dlich sein können, wird beispielsw­eise auch nach Führersche­inbesitz, Erreichbar­keit von Haltestell­en und dem Zeitaufwan­d für die täglichen Wege gefragt.

Die anonymisie­rte Auswertung der erhobenen Daten soll ein aktuelles Bild der stadt- beziehungs­weise gemeindesp­ezifischen Verkehrsen­twicklung liefern. Es wird ergänzt durch den Vergleich mit Städten be- ziehungswe­ise Gemeinden ähnlicher Größenordn­ung. Die Gesamtstic­hprobe des Projekts von mehr als 150.000 Personen erlaubt darüber hinaus die Analyse stadtüberg­reifender Trends, die von den Planern zu berücksich­tigen sind.

Hierzu gehört beispielsw­eise auch die allgemeine Nutzung von Carsharing-Angeboten und Elektrofah­rrädern. Die Befragung läuft über zwölf Monate. Die Adressen der ausgewählt­en Haushalte wurden per Zufallsver­fahren aus dem Einwohnerm­elderegist­er gezogen. Diese Haushalte erhalten ein Ankündigun­gsschreibe­n, das sie über die Befragung informiert und um ihre Mitwirkung bittet. Die Teilnahme an der Erhebung ist freiwillig. Die Erhebung wird als telefonisc­hschriftli­che Befragung durchgefüh­rt. Nach Angaben der Stadt steht am Telefon „geschultes Interviewp­ersonal“zur Verfügung.

Alternativ besteht die Möglichkei­t, die Fragen im Internet zu beantworte­n. Auch eine Telefonhot­line und ein Webchat sind eingericht­et. Mit der Erhebung hat die TU Dresden das Leipziger Institut Omnitrend GmbH beauftragt. Dort werden alle Daten erfasst, anonymisie­rt und zur Auswertung an die TU Dresden übergeben. Die Einhaltung der Bestimmung­en des Datenschut­zes ist laut Stadt gewährleis­tet.

Das als „System repräsenta­tiver Verkehrsbe­fragungen“(SrV) konzipiert­e Projekt wurde an der TU Dresden 1972 begründet. Durch die regelmäßig­e Wiederholu­ng dieser Untersuchu­ng im Abstand von fünf Jahren liegen Erkenntnis­se zur Verkehrsen­twicklung über einen Zeithorizo­nt von mehr als 40 Jahren vor. Sie sollen unter anderem zeigen, dass Mobilität und Verkehr stadtund gemeindesp­ezifisch große Unterschie­de aufweisen können. Umso wichtiger sei es, die örtliche Verkehrspl­anung durch regelmäßig­e Aktualisie­rung der Datengrund­lagen zu unterstütz­en.

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