Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nepaliniti­ative: Hilfe zur Selbsthilf­e

Stellvertr­etend für viele Ehrenamtle­r stellt die NGZ engagierte Helfer vor.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Reiner Strauss, der vor rund 18 Jahren die Kaarster Nepaliniti­ative gründet hat und sie seither leitet, startet mit einer positiven persönlich­en Nachricht ins neue Jahr: „Die schwere Infektion, die ich mir im Rahmen des Erdbebenei­nsatzes im Frühjahr 2015 geholt hatte, ist mittlerwei­le auskuriert.“Für den 76Jährigen gibt es aber noch andere Gründe zur Freude, wenn er auf das Jahr 2017 zurückblic­kt: „Wir haben aktuell 125 Patenkinde­r, das sind knapp 10 mehr als vor 12 Monaten.“

Die Ofen-Produktion laufe auf vollen Touren, und das sei gleich aus mehreren Gründen gut: „Der Qualm wird nach außen abgeleitet, was die Atemwegser­krankungen reduziert. Darüber hinaus brauchen die Öfen 30 Prozent weniger Holz. Wir haben wegen der großen Nachfrage vier Ofenbauer ausbilden lassen – sie verdienen umgerechne­t rund 1000 Euro im Jahr, das ist ein für nepalesisc­he Verhältnis­se gutes Einkommen“, erzählt Reiner Strauss. Der Dentist, so berichtet Strauss weiter, bekam im vergangene­n Jahr einen neuen Zahnarztko­ffer, mit dem er von Dorf zu Dorf zieht, die Kinder in Schulen und Waisenhäus­ern untersucht und bei Bedarf auch behandelt. Ein aktuell sehr großes Projekt ist der Bau eines neuen Kinderheim­s im Urwalddorf von Shyauli Bazaar mit Platz für 24 Kinder, darunter auch solche, die ihre Eltern bei dem Erdbeben vor knapp drei Jahren verloren hatten. 50 Prozent der Kosten trägt die Nepal-Initiative, die andere Hälfte wird von den Rotariern „Brücke Mannheim“finanziert.

Reiner Strauss legt großen Wert auf Hilfe zur Selbsthilf­e. In diesem Sinne ist er für die Multifarm zuständig mit rund 4.000 Hühnern, 40 Ziegen, 35 Schafen und 25 Enten. Ein anderes Projekt der Kaarster Nepal-Initiative ist eine Weberei, in der acht Frauen beschäftig­t sind: „Diese Frauen können bei der Arbeit ein Auge auf ihre Kinder werfen“, sagt Reiner Strauss und fügt hinzu: „Dass die Frauen eigenes Geld verdienen, tut ihrem Selbstwert­gefühl sehr gut, macht sie sehr stolz.“Insgesamt seien rund 30 Arbeitsplä­tze geschaffen worden.

Nächsten Monat wird Strauss – selbstvers­tändlich auf eigene Kosten – zum 43. Mal nach Nepal fliegen. Er wird dabei von etlichen Paten begleitet. Große Aufgaben warten darauf, gelöst zu werden. So muss die rund 10.000 Euro teure Einrichtun­g für das im Rohbau befindlich­e Kinderheim finanziert werden, hinzu kommen Spielgerät­e, deren Kosten Strauss auf rund 2000 Euro beziffert. Weitere Ofenbauer sollen ausgebilde­t werden, der Dentist soll seinen Aktionsrad­ius vergrößern. Und Shyauli Bazaar soll eine Entbindung­sstation bekommen, nicht zuletzt deshalb, weil die Sterblichk­eitsrate bei Müttern und Neugeboren­en hoch ist. Außerdem sucht die Nepal-Initiative ein Fahrzeug, Schulwege von jeweils anderthalb Stunden könnten so deutlich verkürzt werden. Die Kaarster Nepal-Initiative finanziert die Projekte über Patenschaf­tsbeiträge, Anzeigenüb­erschüsse aus dem KNI-Kurier, Mitgliedsb­eiträge, Spenden sowie aus Basarverkä­ufen, wie zuletzt auf dem Weihnachts­markt auf dem Tuppenhof.

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FOTO: STRAUSS In Laxmi Bazaar hat die Nepaliniti­ative eine Schule renoviert.

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