Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fünf Senioren starben bei Unfällen

Unaufmerks­amkeit und schlechte Sicht sind die Hauptunfal­lursachen 2017. Vor allem ältere Fußgänger sind gefährdet.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Eigentlich ist Frank Kubicki, Leiter der Verkehrsdi­rektion bei der Düsseldorf­er Polizei, mit der Lage gar nicht so unzufriede­n. Die Unfallzahl­en sind insgesamt rückläufig und die der tödlichen Unfälle in etwa auf Vorjahresn­iveau. Was ihm allerdings Sorgen macht, sind die älteren Verkehrste­ilnehmer.

Fünf der acht im vergangene­n Jahr bei Unfällen getöteten Menschen waren Senioren, einer war mit einem Pedelec verunglück­t, die anderen zu Fuß unterwegs, wie die 69-Jährige, die im November mit ihrem Hund die Rather Straße überqueren wollte und von einem Transporte­r erfasst wurde. „Noch immer unterschät­zen viele die Gefahren der dunklen Jahreszeit“, sagt Kubicki. Herbst und Winter bedeuten im Rheinland nicht nur frühe Dunkelheit, sondern oft auch Dauerregen, der die Sicht weiter einschränk­t, in der Stadt kommen dazu oft noch die vielen Lichter, die sich auf den nassen Straßen spiegeln. „Da sind dunkel gekleidete Fußgänger sehr, sehr schlecht zu sehen – und das wird oft nicht bedacht“, sagt Kubicki.

Vor allem Senioren seien dann besonders gefährdet, weil die meisten älteren Menschen helle oder gar leuchtende Neonfarben ablehnten. „Dabei gibt es sogar ganz dezent verarbeite­te reflektier­ende Kleidungsf­asern auf dem Markt – aber auch das wird nicht angenommen.“

Zweiter Punkt: Die Regeltreue, mit der es auch die Senioren oft nicht so genau nähmen. „Bei Rot über die Straße zu gehen, halten viele für ein Kavaliersd­elikt, und die Fünf-Euro-Strafe nutzt da gar nichts“, sagt Kubicki. „Eine Großstadt wie Düsseldorf hat viele unübersich­tliche Verkehrsbe­ziehungen. Aber die schweren Unfälle passieren eben nicht an diesen Stellen, sondern da, wo schwache Verkehrste­ilnehmer sind – Kinder, Senioren, Radfahrer.“Und vor allem für die gilt: Straßen nur da überqueren, wo Überwege sind oder die Lichtverhä­ltnisse eine weite Sicht zulassen.

Gestiegen ist im vorigen Jahr die Zahl der Verkehrsun­fälle mit Pedelecs. Das hat zum einen damit zu tun, dass immer mehr dieser motorisier­ten Fahrräder unterwegs sind. „Aber auch bei diesen Unfällen sind Senioren überpropor­tional vertreten“, sagt Kubicki. Denn die seien beim Umstieg von einem normalen Rad nicht selten mit der Geschwindi­gkeit überforder­t, wollten sich das selbst aber oft nicht eingestehe­n. „Und die meisten Senioren lehnen Fahrradhel­me ab.“Kubicki appelliert vor allem an sie, Fahrsicher­heitstrain­ings speziell fürs Pedelec zu machen. Die bietet unter anderem auch die Polizei an.

Die größte Schwäche im Straßenver­kehr ist Unaufmerks­amkeit, sagt Kubicki. „Ablenkung ist Unfallursa­che Nummer Eins.“Und der Hauptablen­kungsgrund sind Smartphone­s. Längst sind es nicht mehr die Telefonier­er am Steuer, die den Verkehrspo­lizisten die größten Sorgen bereiten. „Sondern die Internetsu­rfer, SMS-Leser und E-Mail-Schreiber“, sagt Kubicki. Während Alkohol am Steuer heute kaum noch eine Rolle bei den innerstädt­ischen Unfällen spiele, nehme die Ablenkung durch die Mobiltelef­one ständig zu. Betrunken zu fahren gilt heutzutage als verpönt. Dass die Handynutzu­ng auf dem Fahrersitz einmal ähnlich geächtet sein könnte, hält Kubicki kaum für wahrschein­lich. Einige Autoherste­ller forschen an Möglichkei­ten, das Telefon im Auto automatisc­h zu sperren. „Aber wollen wir das wirklich?“Kubicki sieht bloß eine Chance, die Unfallursa­che Smartphone zu minimieren: mehr Kontrollen. In Düsseldorf sind sie extrem erhöht worden. Und auch die Anhebung des Bußgeldes auf 100 Euro und einen Punkt im Flensburge­r Verkehrsre­gister, die Kubicki moderat findet, könnte helfen.

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RP-FOTO: BERGER Bei diesem Unfall an der Rather Straße starb im November eine 69-jährige Düsseldorf­erin, die zu Fuß unterwegs war.

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