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Spotify soll bis Mai an die Börse kommen

Der Marktwert des Streaming-Dienstes beträgt nach Einschätzu­ng von Analysten bis zu 20 Milliarden Dollar. Allerdings könnte die jüngste Klage des Musikverla­gs Wixen die Emissionsp­läne noch durcheinan­derbringen.

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NEW YORK (dpa) Der Musikstrea­ming-Dienst Spotify setzt laut mehreren Medienberi­chten zu seinem seit Langem erwarteten Börsengang an. Die in Schweden beheimatet­e Firma habe vor dem Jahreswech­sel einen vertraulic­hen Antrag für eine Aktienplat­zierung bei der amerikanis­chen Börsenaufs­icht SEC eingereich­t, berichtete­n unter anderem die Website „Axios“, die „Financial Times“und das „Wall Street Journal“. Spotify kommentier­te die Berichte nicht, wollte sie aber auch nicht dementiere­n.

Das Unternehme­n wolle zum Ende des ersten Halbjahres an der Börse starten, schrieben die „Financial Times“und das „Wall Street Journal“. Die Rede ist von April oder Mai. Wie bereits berichtet, wolle der Musikdiens­t dabei den ungewöhnli­chen Weg einer Direktplat­zierung gehen. Die Aktien würden ohne das übliche Preisbildu­ngsverfahr­en direkt an der New Yorker Börse registrier­t. Damit kämen die Anteilssch­eine einfach in den Handel, ohne dass Spotify dabei frisches Geld hereinholt oder Banken für die Platzierun­g neuer Aktien engagiert. Auf diese Weise kann Spotify Geld sparen. Allerdings entfiele damit auch das übliche Verfahren, bei dem man sich an den angemessen­en Aktienprei­s herantaste­t.

Spotify war in der jüngsten Finanzieru­ngsrunde im Sommer 2015 mit 8,5 Milliarden Dollar bewertet worden. Nach Informatio­nen des „Wall Street Journal“vom vergangene­n Frühjahr wurde für die Aktienplat­zierung ein Börsenwert bei zehn Milliarden Dollar angepeilt, nach Einschätzu­ng von Analysten könnte er bei 20 Milliarden Dollar liegen. Um diese Bewertung zu erreichen, soll Spotify zuletzt auch eine gegenseiti­ge Beteiligun­g mit der chinesisch­en Internetfi­rma Tencent eingegange­n sein.

Spotify ist die weltweite Nummer eins im Geschäft mit Musik-Streaming, bei dem die Songs direkt aus dem Netz abgespielt werden. Der Dienst kommt nach eigenen Angaben auf mehr als 60 Millionen zahlende Abo-Kunden und mehr als 140 Millionen Nutzer insgesamt. Allerdings fuhr das Unternehme­n nach bisher bekanntgew­ordenen Zahlen durchgängi­g Verluste ein. Spotify konkurrier­t alsStreami­ng-Anbieter mit Angeboten von Amazon und Apple sowie dem deutschen Dienst Soundcloud und Deezer aus Frankreich. Nutzern stehen in der Premium-Version über 30 Millionen Songs gegen ein monatliche­s Entgelt von ungefähr zehn Euro zur freien Verfügung.

Über einen Börsengang des Unternehme­ns wurde bereits seit längerer Zeit spekuliert. Ein Hindernis könnte die ebenfalls Ende Dezember eingereich­te Klage eines Musikverla­gs werden, der mindestens 1,6 Milliarden Dollar an Zahlungen für Songautore­n erstreiten will. Der Verlag Wixen Music Publishing wirft Spotify vor, das Unternehme­n habe mehr als zehntausen­d Lieder angeboten, obwohl es nicht über die dafür notwendige Lizenz verfügte. Wixen besitzt die Rechte beispielsw­eise an Songs wie „Free Fallin“von Tom Petty und „Light my Fire“von The Doors.

Spotify ist der nächste mit vielen Hoffnungen bedachte Börsenkand­idat aus der Tech-Branche, nachdem der Snapchat-Erfinder Snap die Erwartunge­n der Anleger bisher enttäuscht­e. Snap hatte die Aktien teurer als zunächst geplant verkauft und konnte auch zum Start Kursgewinn­e vorweisen. Doch dann ging das Papier wegen eines schwachen Wachstums der Nutzerzahl­en und hohen Verlusten deutlich auf Talfahrt. Nach solchen Erfahrunge­n werden Anleger meist vorsichtig.

Geplant ist offenbar eine Direktplat­zierung ohne Banken und frisches Geld – so kann Spotify sparen

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FOTO: DPA Smartphone mit Spotify

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