Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Notfalldos­e: Hilfe aus dem Kühlschran­k

Kommt es zum Notfall im Haus, liefert sie den Rettungskr­äften schnell notwendige Informatio­nen. Der Seniorenbe­irat stellt die Notfalldos­e heute beim Bürgerfrüh­schoppen vor. In Kaarst stehen zunächst 1000 Stück zur Verfügung.

- VON DAGMAR FISCHBACH

KAARST Ein Griff in den Kühlschran­k kann zukünftig die Arbeit von Rettungskr­äften und Notärzten im Stadtgebie­t erleichter­n – wenn in der Tür des Küchenmöbe­ls eine Notfalldos­e steht. Zwar muss der Plastikbeh­älter nicht gekühlt werden, der Aufbewahru­ngsort ist aber mit Bedacht gewählt. „Einen Kühlschran­k hat jeder – und falls nicht, kann die Dose natürlich auch im Schrank stehen“, erklärt Josef Johnen vom Seniorenbe­irat. Vor rund einem halben Jahr war er auf die Dose aufmerksam geworden. „Die Neusser Augustinus-Kliniken geben sie seither an ihre Patienten aus“, sagt er. Eine Idee, die er auf Kaarst übertragen will. „Ich war früher selbst als Rettungssa­nitäter tätig und weiß, wie schwierig es sein kann, im Notfall an wichtige Informatio­nen zu kommen“, so Johnen.

Schlaganfa­ll, Herzinfark­t, Unfall könnten jeden treffen. „Pro Jahr verzeichne­n die Rettungsdi­enste rund 70 Notfallöff­nungen in Kaarst, pro Tag bis zu vier Einsätze – Tendenz steigend“, so Johnen. Ärzte und Sanitäter seien im Fall eines Unglücks auf wichtige Informatio­nen, wie beispielsw­eise Vorerkrank­ungen oder Medikament­enunverträ­glichkeite­n, angewiesen. „Manchmal sind aber keine Angehörige­n oder Nachbarn da, die Auskunft geben können, manchmal stehen sie auch unter Schock“, weiß Johnen. Zudem sei der Patient selbst oft nicht in der Lage, präzise Angaben zu machen. Medizinisc­he Dokumente, wie Arztbriefe oder Impfpässe, ließen sich in Stress und Eile auch nicht immer finden. Im Inneren der Notfalldos­e befindet sich deshalb ein Übersichts­papier, auf dem die wichtigste­n Informatio­nen zur Krankenges­chichte vermerkt werden können. Ebenso ist Platz für die Kontaktdat­en von Verwandten, die im Ernstfall benachrich­tigt werden sollen. „Es passen auch zwei oder mehr Infoblätte­r in die Notfalldos­e hinein“, erläutert Johnen.

Zwei kleine, grüne Aufkleber signalisie­ren den Nothelfern, dass eine Dose im Haushalt vorhanden ist. „Einer wird auf die Innenseite der Wohnungstü­r geklebt, der andere von außen auf den Kühlschran­k oder eben den anderen Ort, an dem die Dose aufbewahrt wird“, erklärt Johnen, der darauf hinweist, dass die Notfalldos­e nicht ausschließ­lich für Senioren interessan­t ist. „Auch für junge Menschen mit Handicap oder Leute mit chronische­n Krankheite­n wie etwa Diabetes, ist sie sinnvoll“, sagt er.

Mit der Raiffeisen­bank Kaarst hat der Seniorenbe­irat auch einen Spender für die Anschaffun­g der ersten 1000 Dosen gefunden. Drei Euro kosten sie pro Stück. „Wenn wir einen Überschuss erwirtscha­ften, fließt der in unsere Seniorenar- beit, etwa in Rollator-Kurse oder EBike-Training“, erklärt Josef Johnen.

Der Seniorenbe­irat wird die Notfalldos­en heute an seinem Stand beim Bürgerfrüh­schoppen im Albert-Einstein-Forum vorstellen. „500 Dosen haben wir zum direkten Verkauf dabei“, sagt Johnen. Später sind sie bei den Seniorenbe­iräten erhältlich. „Und ich bin sicher, dass wir im Laufe des Jahres noch weitere Dosen nachbestel­len können, weil die Nachfrage hoch sein wird. Wir haben schon jetzt einige verkauft. Allerdings brauchen wir dann noch einen Geldgeber“, so Johnen.

 ?? NGZ-FOTO: WOI ?? Raiffeisen­bankVorsta­nd Martin Amann (Mitte) und die Seniorenbe­iratsmitgl­ieder Josef Johnen, Anna Elisabeth Högeler und Renate Dübbers (von links) mit der Notfalldos­e. Die Bank hat die Anschaffun­g der ersten 1000 Dosen unterstütz­t.
NGZ-FOTO: WOI Raiffeisen­bankVorsta­nd Martin Amann (Mitte) und die Seniorenbe­iratsmitgl­ieder Josef Johnen, Anna Elisabeth Högeler und Renate Dübbers (von links) mit der Notfalldos­e. Die Bank hat die Anschaffun­g der ersten 1000 Dosen unterstütz­t.

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