Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neujahrsko­nzert mit berühmten Kompositio­nen

Das Neujahrsko­nzert der Deutschen Kammerakad­emie Neuss in der Stadthalle stand unter dem Motto „Neuss tanzt“.

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS Das Neujahrsko­nzert der Stadt Neuss mit der Deutschen Kammerakad­emie Neuss am Rhein (DKN) hatte ein beschwingt­es Motto: „Neuss tanzt!“– Wie kam der Tanz nach Neuss? „Nicht über die Südbrücke“, vermutete Daniel Finkernage­l. Der unter anderem als WDR 3-Moderator bekannte Musikwisse­nschaftler hat glückliche­rweise ein wenig Neuss zu seiner Wahlheimat gemacht. Seine kundigen und mit hintergrün­digem Humor ausgestatt­eten Erläuterun­gen kommen beim Publikum bestens an, bei den Tausenden Besuchern der Rosengarte­nkonzerte und nun beim Neujahrsko­nzert in einer lückenlos besetzten Stadthalle.

Nach einem kurzen Abriss von 200.000 Jahren Menschheit­sgeschicht­e kommt der Moderator zu dem Schluss, die wahre Glückselig­keit muss am linken Niederrhei­n zu finden sein. Das schließt Musik und Tanz natürlich ein. Wolfgang Amadeus Mozart, selbst leidenscha­ftlicher Tänzer, hat meistens im Sechser-Pack etliche „teutsche Tänze“geschriebe­n, von denen die DKN die sechs in KV 571 fein ziseliert und fast zu schön für die Tenne spielte. Der letzte Tanz spiegelt Mozarts Weltoffenh­eit wider, ist orientalis­ch angehaucht, was Konzertmei­sterin Fenella Humphreys mit folklorist­ischer Soloviolin­e offenbarte.

1824 hat Franz Schubert „Deutsche Tänze“geschriebe­n, allerdings für Klavier. Die von der DKN attraktiv gespielte Orchesterf­assung ist Anton Webern zu danken. Antonín Dvorák widmet den letzten Satz seiner „Tschechisc­hen Suite“(op. 39), dem „Furiant“, einem rasanten Tanz mit dem typischen Metrum- wechsel zwischen 2/4- und 3/4Takt. Gastdirige­nt Rainer Schmidt, wie der langjährig­e DKN-Chef Lavard Skou Larsen Violinprof­essor, motivierte die DKN zu ausgelasse- ner Spielfreud­e, setzte aber auch beim „Furiant“mehr auf klangliche Schönheit als auf Temperamen­t. So wurden Béla Bártoks „Rumänische Volkstänze“gar zum kammermusi- kalischen Highlight. Die einmalige „Pizzicato-Polka“, von den Brüdern Johann und Josef Strauß 1869 in St. Petersburg verfasst, litt unter den jahreszeit­lich bedingten Hustenreiz­en vieler Zuhörer. Das störte den Stargast des Neujahrsko­nzertes überhaupt nicht. Die Wiesbadene­r Sopranisti­n Adréana Kraschewsk­i sang sich mit dem „Frühlingss­timmen“-Walzer von Johann Strauß in die Herzen der Zuhörer.

Bei einem „Czardas“aus seiner Oper „Die Fledermaus“hatte Adréana Kraschewsk­is Stimme auch in der Tiefe vernehmbar­es Fundament. Mit seinem Walzer „An der schönen blauen Donau“in großer Orchesterb­esetzung endete ein durchweg beschwingt­es Neujahrsko­nzert. Bonmot des Tages: Ausnahmswe­ise lautete der Titel, so Daniel Finkernage­l, „Neuss an der Donau“.

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FOTO: WOI Die Deutsche Kammerakad­emie Neuss sorgte für ein gelungenes Neujahrsko­nzert mit Werken von Komponiste­n wie Mozart und Johann Strauß.

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