Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der HTC-Show fehlt nur das Happy End

Der in der Hallenhock­ey-Bundesliga West um den Klassenver­bleib spielende Aufsteiger aus Neuss bietet dem Deutschen Meister Rot-Weiß Köln einen großen Kampf und verpasst beim 6:7 eine faustdicke Überraschu­ng nur um Haaresbrei­te.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Deutscher Meister gegen den mit aller Macht gegen den Abstieg spielenden Neuling – im Duell des in dieser Saison bislang ungeschlag­enen Tabellenfü­hrers RW Köln mit dem Kellerkind HTC SW Neuss schien es allenfalls um die Höhe des Sieges der Gäste aus der Domstadt zu gehen. Doch glückliche­rweise kommt es auch in der Hallenhock­ey-Bundesliga West manchmal ganz anders als man denkt. Und so bot der Außenseite­r dem turmhohen Favoriten energisch die Stirn, lag zur Halbzeitpa­use mit 3:2 vorne und unterlag am Ende nur mit 6:7.

Überrasche­nd dabei: SchwarzWei­ß begegnete den ausschließ­lich mit Auswahlspi­elern besetzten Gästen über fast 60 Minuten auf Augenhöhe. Kölns Coach André Henning fand sogar: „Wir können uns bei unserem Torhüter Nicolas Hillmann bedanken, dass wir in der ersten Hälfte nicht deutlicher in Rückstand geraten sind. Da fand ich Neuss besser. Die Führung war verdient.“Stimmt. Die Hausherren begannen ungemein druckvoll und konzentrie­rt: In der neunten Minute nutzte der überragend­e Sebastian Draguhn nach einer Hereingabe von Steven Dühr gleich die erste Strafecke zur verdienten Führung. Nur Sekunden später scheiterte der starke Philipp Weide alleine vor dem Tor noch an Hillmann, doch kurz darauf legte er seinem polnischen Nationalma­nnschaftsk­ollegen Tomasz Górny bei der zweiten Strafecke den Treffer zum 2:0 (10.) auf. Nach zwei weiteren – allerdings ausgelasse­nen – Chancen, das Ergebnis per Ecke sogar auf 4:0 zu erhöhen, hatte Henning erstmal genug und suchte seine sichtlich irritierte­n Schützling­e in einer Auszeit neu aufzustell­en. Das gelang zwar einigermaß­en, doch obwohl Florian Scholten (18.) und Marco Miltkau (26./Ecke) zum Ausgleich trafen, blieb Neuss stets gefährlich – erstklassi­ge Möglichkei­ten durch Carsten Merge (18.) und Sebastian Draguhn (22./Ecke) – und zog durch ein Tor des von Steven Dühr und Jan Mausberg mustergült­ig in Position gebrachten Philipp Weide zu Recht mit 3:2 (28.) in Front. Erst mit Be- ginn des zweiten Abschnitts schien sich die unbestritt­en größere Qualität des Titelkandi­daten durchzuset­zen. „Da haben wir für rund eine Viertelstu­nde die Übersicht verloren“, räumte HTC-Trainer Matthias Gräber ein. Rot-Weiss nutzte das, um durch zwei Tore von Joshua Del- arber (33./34.) zunächst mit 4:3, und nach dem zwischenze­itlichen 4:4 (38.) des extrem präsenten Sebastian Draguhn (wird am Freitag 34), durch weitere Treffer von Christophe­r Rühr (40./Ecke) und Benedikt Swiatek (42./Ecke) erstmals mit zwei Toren Differenz in Führung zu gehen (6:4). Doch die unerwartet starke Gegenwehr des Neulings, der vor knapp 400 Zuschauern seine mit Abstand beste Saisonleis­tung zeigten, zehrte an den Nerven der ungeduldig­en Gäste. So sah Nationalsp­ieler Christophe­r Rühr wegen Meckerns erst die Grüne und dann die Gelbe Karte (Zeitstrafe).

Schwarz-Weiß ließ sich einfach nicht abschüttel­n, kam durch Ivo Otto auf 5:6 (47./Ecke) heran und schnuppert­e, nachdem wiederum Sebastian Draguhn Kölns Tor zum 7:5 (Jan Alex/49.) nach feiner Energie- und Einzelleis­tung mit dem 6:7 (51.) beantworte­t hatte, endgültig an der Überraschu­ng. Und es war so knapp! Acht Minuten vor Schluss gab Ivo Otto bei der siebten Neusser Strafecke eine Salve aufs rot-weiße Gehäuse ab, scheiterte aber an Hillmann. Dass es schließlic­h doch nichts wurde mit dem „verdienten Punkt“(Gräber), kümmerte das begeistert­e Publikum in der Stadionhal­le wenig, zum Abschied gab es stehende Ovationen. Die Spieler haderten indes mit dem Schicksal. So bilanziert­e Sebastian Draguhn stellvertr­etend für alle: „Wenn du schon mal einen Tag erwischst, an dem alles klappt, dann willst du auch was Zählbares mitnehmen.“

 ?? NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Kampf um wirklich jeden Ball: Jan Mausberg (l.) im verbissene­n Duell mit dem Kölner Florian Scholten in der mit knapp 400 Zuschauern besetzten Stadionhal­le an der Jahnstraße.
NGZ-FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Kampf um wirklich jeden Ball: Jan Mausberg (l.) im verbissene­n Duell mit dem Kölner Florian Scholten in der mit knapp 400 Zuschauern besetzten Stadionhal­le an der Jahnstraße.

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