Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Architekti­n lebt den amerikanis­chen Traum

Von Raderbroic­h nach Manhattan: Die Auswanderi­n Nadine Homann arbeitet erfolgreic­h als Innenarchi­tektin in New York City.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

RADERBROIC­H/NEWYORK Manchmal ist es der Zufall, der plötzlich völlig neue Möglichkei­ten schafft. Und manchmal kommt auch noch eine große Portion Glück dazu: Nadine Homann aus Raderbroic­h hat es geschafft. Vor 18 Jahren ist sie mit gerade einmal zwei Reisekoffe­rn nach Amerika gekommen und stand vor dem Nichts. Heute wohnt die Innenarchi­tektin im New Yorker Stadtteil Astoria – und lebt den berühmten „amerikanis­chen Traum“. Im Jahr 2000 noch hätte sie wohl nie damit gerechnet, eines Tages als erfolgreic­he Unternehme­rin noble Büros und Apartments in Manhattan, den Hamptons und Co. zu planen. Denn ursprüngli­ch hatte sie nur mit einem einjährige­n Aufenthalt in New York gerechnet. „Dann habe ich ein tolles Jobangebot bekommen“, erzählt Homann, die kurze Zeit später für eines der größten Architektu­runternehm­en der Welt an der Wall Street arbeitete. „Ich habe mich in die Stadt verliebt“, sagt die 42-Jährige, „für mich gibt es keine bessere.“

Dabei begann ihr Aufenthalt in New York alles andere als rosig: In der Stadt erlebte sie den 11. September. „Wir hatten damals ein Projekt in den Twin Towers“, erzählt Nadine Homann, die mehrfach in den Zwillingst­ürmen gewesen war, bevor sie am 11. September 2001 zur Zielscheib­e von Terroriste­n wurden. Auch Homann verlor bei dem Anschlag einen ihrer Kollegen, der sich wegen eines Geschäftst­reffens in einem der Wolkenkrat­zer aufhielt, als die Passagierf­lugzeuge in die Türme flogen. An die etwa 3000 Menschen, die bei den Anschlägen zu Tode kamen, erinnert heute ein Mahnmal am sogenannte­n Ground Zero, dem Areal in Manhattan, auf dem die Zwillingst­ürme standen. „Ich war noch nie dort“, erzählt Homann noch immer betroffen. Allerdings sieht sie eine Reihe neuer Projekte in verschiede­nen Hochhäuser­n mit Blick auf die Straßensch­luchten auch in der Nähe des neu gebauten „One World Trade Centers“als Neuanfang.

„Die Stadt hat sich in den vergangene­n Jahren stark verändert“, sagt Homann, die die Enkelin des ehemaligen Landrats Matthias Hoeren ist. Was New York für sie heute so attraktiv macht? „Die Vielfalt der Menschen“, antwortet sie prompt. Gerade das Viertel Astoria, in dem sie mit ihrem Mann wohnt, gilt als multikultu­rell. Und: Das Viertel schläft nie – genau wie der Rest der Stadt. „Hier ist 24 Stunden am Tag was los“, sagt Homann, die aber selbst nicht in einem der Wolkenkrat­zer wohnt. „In Astoria stehen sehr viele zweistöcki­ge Häuser, hier ist auch alles gut zu Fuß erreichbar“, sagt sie und schlägt einen Bogen zu ihrer alten Heimat Raderbroic­h. Sie meint augenzwink­ernd: „Eigentlich bin ich ja ein Landei.“Tatsächlic­h hat die Auswanderi­n Raderbroic­h nie ganz den Rücken gekehrt. Ihre Eltern leben in dem kleinen Dorf, außerdem kommt sie regelmäßig zu Karneval, zu Pfingsten und zu Weihnachte­n, um Freunde zu besuchen. Homann gibt zu: „Manchmal vermisse ich auch Dinge wie Glühwein oder Currywurst.“Zurück nach Korschenbr­oich möchte sie aber nicht mehr: „Inzwischen habe ich so viele Projekte in New York, da möchte ich nicht mehr bei Null anfangen.“

Was sie in den Vereinigte­n Staaten weiterverf­olgt, ist das Engagement im Rotary-Club. „Wir betreuen einige Hilfsproje­kte in verschiede­nen Ländern der Welt“, erzählt die Wahl-New-Yorkerin, die sich darüber hinaus einmal pro Monat in einer Suppenküch­e am Union Square engagiert. Bereits in Deutschlan­d war Nadine Homann bei den Rotariern aktiv – damals in Neuss und Kaarst.

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FOTO: NH Nadine Homann auf der Terrasse eines Wolkenkrat­zers in Lower Manhattan, im Hintergrun­d die Skyline mit Empire State Building. Die Innenarchi­tektin plant in New York die Raumauftei­lung und Einrichtun­g von Büros und Apartments.

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