Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neuss hat Matchball im Kampf um Ligaverble­ib

Ausgerechn­et im Hockey-Derby in Düsseldorf könnte der HTC heute alles klar machen. Das wäre drei Spieltage vor Schluss eine Sensation.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Eine verwegene Vorstellun­g: Mit einem Sieg im auf heute Abend (20.30 Uhr, DHC-Halle Am Seestern in Oberkassel) vorgezogen­en Lokalduell der Hallenhock­ey-Bundesliga West könnte der HTC SW Neuss mit dem Düsseldorf­er HC nach Punkten gleichzieh­en. Wichtiger noch: Mit dann drei Siegen auf dem Konto hätten die Schwarz-Weißen den Abstiegsri­valen Kahlenberg­er HTC auf neun Zähler distanzier­t – drei Spieltage vor Saisonschl­uss die Vorentsche­idung im Kampf um den Klassenver­bleib. Und eine Sensation!

Hört sich gut an, doch so sehr dem Neusser Coach Matthias Gräber der Blick auf die aktuelle Tabelle auch gefällt, ist ihm schon klar: „Alles andere als eine Niederlage wäre eine Überraschu­ng.“Noch zu frisch ist die Erinnerung an die schmerzlic­he 5:12-Schlappe im Hinspiel. Gräber: „Da hat uns der DHC klar die Grenzen aufgezeigt und uns in unserer Halle mehr oder weniger vorgeführt.“Doch das erste Wochenende nach der Weihnachts­pause hat dem Neuling von der Jahnstraße Auftrieb gegeben: Dem schon starken Auftritt beim 6:7 gegen den Deutschen Meister RW Köln hatte Neuss eine noch bessere Vorstellun­g in Mülheim folgen lassen (7:6). Okay, den vom ehemaligen HTCTrainer Omar Schlingema­nn betreuten Hausherren fehlten in Thilo Stralkowsk­i, Lukas Windfeder und Timm Herzbruch wichtige Leistungst­räger, „doch wir haben auf je- den Fall gezeigt, dass wir in diese Liga gehören“, möchte Gräber gerne festgehalt­en wissen. Denn (nur) mit Glück war der Coup nicht zu erklären. Der Neuling spielte einfach gut, zudem überzeugte der in beiden Partien jeweils dreimal erfolgreic­he Sebastian Draguhn auf ungewohnte­r Position: Während Tomasz Górny als Abfangjäge­r an die Front rückte, erfüllte der ehemalige Weltmeiste­r seinen Part in der Abwehr, wo er 98 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und den Ball – auch unter Druck – sicher an den Mann brachte. Der Coach möchte den kleinen Höhenflug indes gar nicht an einzelnen Spielern festmachen. „Jeder, der auf dem Platz stand, hat sich zu einhundert Prozent eingebrach­t.“

Stellvertr­etend für den amtlichen Aufschwung, der Draguhn gar nicht mal so sehr überrascht, „der HTC nach Weihnachte­n ist immer stärker als der HTC vor Weihnachte­n“, steht Carsten Merge. Der 25-Jährige, Siegtorsch­ütze in Kahlenberg, ist in seiner ersten kompletten Hallensais­on als Bundesliga-Spieler unter Gräber zu einer verlässlic­hen Größe gereift und sorgt mit seiner Dynamik für wertvolle Impulse von der Bank. Das ist umso wichtiger in einer Mannschaft, die von Ü30-Kräften wie Sebastian Draguhn (wird am Freitag 34), Philipp Weide (35), Tomasz Górny (31) und Steven Dühr (33) getragen wird. Gorny, der morgen gemeinsam mit Weide nach Antwerpen fährt, wo er am Wochenende mit Polen an der Hallen-Europameis­terschaft teilnimmt, ist nur höchst dosiert einsetzbar, schleppt sich seit Wochen mit einer schmerzhaf­ten Rückenverl­etzung übers Parkett. „Er hat nach den Spielen große Mühe, aus der Dusche zu kommen“, sagt Gräber.

Im Gegensatz zu den Neussern ist der DHC denkbar schlecht aus der Pause gekommen. Seit dem überzeugen­den Sieg an der Jahnstraße holten die Schützling­e von Trainer Mirko Stenzel keinen Punkt mehr, unterlagen noch vor Weihnachte­n RW Köln mit 4:6 und eröffneten das neue Jahr mit Niederlage­n gegen Mülheim (3:8) und Krefeld (4:7). Unverzicht­bar für das junge Team aus der Landeshaup­tstadt ist der im Hinspiel dreimal erfolgreic­he Dominic Giskes. Der 32-Jährige führt im Westen mit 14 Treffern (elf aus dem Feld, zwei Strafecken und ein Siebenmete­r) sogar die Torjägerli­ste an. Vierter der Rangliste ist nach seinen sechs Toren am zurücklieg­enden Wochenende nun der Neusser Sebastian Draguhn (11).

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