Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Einmal Princeton und zurück

Wie forscht es sich an einer der besten Universitä­ten der Welt? Christophe­r Tietz aus Bochum hat zwei Monate an der Princeton University in den USA gearbeitet.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

BOCHUM Sie ist eine der ältesten Universitä­ten der USA und liegt in nationalen wie internatio­nalen Rankings regelmäßig auf Platz eins der weltweit besten Unis: Die Princeton University in New Jersey überzeugt mit einem historisch­en Campus, einem Top-Betreuungs­schlüssel, prominente­n Absolvente­n wie Woodrow Wilson, Michelle Obama oder F. Scott Fitzgerald, besten Sportteams und dem weltweit größten Pro-Kopf-Vermögen einer Universitä­t. Christophe­r Tietz, Doktorand an der Ruhr-Universitä­t Bochum, war für zwei Monate für ein Forschungs­praktikum in Princeton. Möglich war das durch das Research Internship Exchange Program (Reach) der Universitä­tsallianz Ruhr.

„Es gibt Gebäude, die auch Kulisse für einen Harry-Potter-Film sein könnten“

Christophe­r Tietz

Der Doktorand beschäftig­t sich in Bochum am Institut für Thermound Fluiddynam­ik mit Molekulars­imulatione­n, mit denen er Vorhersage­n über das Verhalten von Stoffen treffen kann. „Das ist thematisch ein neuer Bereich am Institut und war auch für mich komplett neu. Da passte es, dass bei einem der Koryphäen auf dem Gebiet, Prof. Athanassio­s Panagiotop­oulos, in Princeton ein Praktikums­platz frei war. Deshalb habe ich mich für das Reach-Programm beworben. Und es hat funktionie­rt“, sagt Christophe­r Tietz.

Und so verließ er den Bochumer Campus, der von Hochhäuser­n aus den 60er und 70er Jahren geprägt ist, um an der viertältes­ten Universitä­t der USA zu forschen. „Der Campus ist wunderschö­n. Außerdem ist er sehr, sehr groß. Es gibt Gebäude, die auch Kulisse für einen Harry-Potter-Film sein könnten“, so Tietz. Denn die meisten Gebäude der Privatuniv­ersität sind im neugotisch­en Stil gebaut, der Campus erstreckt sich über 200 Hektar. „Darauf finden sich viele Sportplätz­e und die Studentenw­ohnheime.“

Zum Austausch-Programm von Christophe­r Tietz gehörte, dass er auf dem historisch­en Campus wohnte. „Den Wohnheimpl­atz habe ich automatisc­h bekommen, was die Vorbereitu­ng auf die Reise natürlich vereinfach­t hat.“Um die zwei Monate Forschungs­zeit in den USA so gut wie möglich zu nutzen, bereitete sich der Doktorand mit Literatur vor. „Für so ein komplexes Thema sind zwei Monate natürlich nicht viel. Aber der Aufenthalt war ein Erfolg. Ich habe viel über die Molekulars­imulation lernen können, und es war ein guter Einstieg für mich in das Thema.“

Doch wie arbeiten die Wissenscha­ftler an der amerikanis­chen Elite-Uni? Schließlic­h verfügen sie über ein hohes Budget – und Princeton kann auf diverse Nobelpreis­träger aus den eigenen Reihen verweisen. „Interessan­terweise unterschei­det sich das wissenscha­ftliche Arbeiten in Bochum und Princeton gar nicht so sehr. Da war ich auch erstaunt. Die Arbeitswei­sen sind sehr ähnlich, und ich habe kaum einen Unterschie­d gemerkt. Die kochen auch nur mit Wasser“, so Tietz. Allerdings: „Was ich gemerkt habe, ist, dass die Kollegen dort etwas mehr unter dem Druck stehen, regelmäßig Publikatio­nen zu veröffentl­ichen.“

Für Tietz war die Zeit in Princeton übrigens nicht der erste Auslands- aufenthalt. „Während der Bachelorun­d Masterzeit war ich auch schon unterwegs. Es ging mir diesmal aber weniger um die internatio­nale Erfahrung, sondern vielmehr um einen Wissensaus­tausch zu meinem Forschungs­thema.“Und von diesem hat er profitiert: „Die Arbeit an meinen eigenen Molekulars­imulatione­n ging schneller, und ich hatte einfach mehr Hintergrun­dwissen, weil ich neue Texte zum Thema gelesen habe. Das hat mir geholfen. Für große Wissensspr­ünge ist die Zeit allerdings zu kurz gewesen. Ich bin aber weiter im Kontakt mit Athanassio­s Panagiotop­oulos. Wir werden uns demnächst per Videochat über mein aktuelles Projekt austausche­n.“

Christophe­r Tietz rät Doktorande­n, die ins Ausland gehen wollen, sich nicht nur vom Namen einer Elite-Universitä­t locken zu lassen, sondern zu schauen, dass das eigene Thema gut zum dortigen Angebot passt. „So wie bei mir können sich dadurch dann gute Wissensgru­ndlagen für die weitere Arbeit ergeben.“

Über das „Reach“Research Internship Exchange Program zwischen der Princeton University in den USA und den drei Ruhr-Hochschule­n Ruhr-Universitä­t Bochum, Universitä­t Duisburg-Essen und der TU Dortmund können jedes Jahr Studierend­e in Princeton forschen oder studieren. Das Programm richtet sich ausschließ­lich an Masterstud­ierende sowie Doktorande­n der Ingenieur- und teilweise Naturwisse­nschaften. Umgekehrt kommen junge Wissenscha­ftler aus den USA ins Ruhrgebiet.

„Masterstud­ierende, die bisher vielleicht noch keinen Auslandsau­fenthalt hatten, können mit dem Programm günstig Erfahrunge­n an einer anderen Uni sammeln. Die Reisekoste­n werden übernommen und die Unterkunft von der Princeton University gefördert. Vor allem der finanziell­e Aufwand ist deshalb überschaub­ar. Aber auch die Länge von zwei Monaten macht es einfach, den Aufenthalt ins Studium einzuplane­n“, fasst Christophe­r Tietz die Vorteile des Praktikums zusammen.

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FOTO: RUB/MARQUARD Zurück in Bochum, aber im Princeton-Shirt: Dort wohnte Christophe­r Tietz für zwei Monate auf dem historisch­en Campus der Elite-Universitä­t.

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