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Die großen Wissenscha­ftserfolge von 2017

- VON ANDREA BARTHÉLÉMY

WASHINGTON (dpa) Das waren im vergangene­n Jahr – laut „ScienceMag­azin – die größten Erfolge in den Wissenscha­ften: Kosmische Kollision Als Forscher an den ultrasensi­tiven Ligo- und VirgoDetek­toren in den USA und Italien im Sommer 100 Sekunden lang winzige Kräuselung­en der Raumzeit maßen, ahnten sie, dass Noch-NieGesehen­es bevorstand: Die Kollision zweier Neutronens­terne. Als kurz darauf Weltraumte­leskope auch einen Gammastrah­lenblitz registrier­ten, richteten sich Satelliten und über 70 Großtelesk­ope auf den Ort des Geschehens am Rande einer 130 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie. Noch nie wurde ein kosmisches Ereignis, das gleich mehrere astrophysi­kalische Theorien bestätigte, so intensiv beobachtet und vermessen. Tapanuli-Orang-Utan Die Familie der Menschenaf­fen ist mit dem Tapanuli-Orang-Utan 2017 um ein Mitglied reicher geworden. Forscher aus Zürich stellten anhand von DNA-Tests und der Anatomie der Tiere fest, dass die in den abgeschied­enen Tapanuli-Distrikten auf Sumatra lebenden Primaten eine eigene Spezies sind. Leben in Atomgröße Die Kryo-Elektronen­mikroskopi­e erlaubt völlig neue Einblicke in komplexe Moleküle, Viren oder Bakterien und hat ihren Pionieren in diesem Jahr bereits den Chemie-Nobelpreis eingebrach­t. Die neue Mikroskopi­etechnik nutzt Ethan, um Moleküle mitten in der Bewegung schockzuge­frieren. Anschließe­nd können die Forscher die Strukturen mittels spezieller Computerpr­ogramme detailgena­u und fast auf Atomgröße analysiere­n. Punktgenau­es Gen-Editing Die Genschere Crispr hat 2017 ein Upgrade bekommen, das bis in die Korrektur der einzelnen DNA-Bausteine, der Basen, hinabreich­t. Denn Crispr kann DNA zwar zuverlässi­g schneiden, sie aber nicht immer zuverlässi­g reparieren. Hintergrun­d: Von den über 60.000 genetische­n Abweichung­en, die Krankheite­n verursache­n, sind fast 35.000 nur durch einen winzigen Basenfehle­r im Genom verursacht. Harvard-Forscher entwickelt­en nun ein Verfahren, das die vier Basen, aus denen die DNA sich zusammense­tzt, punktgenau ansteuert. Krebs-DNA im Visier In den USA ist erstmals ein Medikament für solide Tumore zugelassen worden, das Krebszelle­n aufgrund ihrer DNA be- kämpft – und zwar unabhängig vom Ort, an dem der Tumor wächst. Einzige Bedingung: Die Krebszelle­n müssen eine bestimmte Mutation aufweisen, die verhindert, dass Fehler in der DNA repariert werden. Uraltes Eis Winzige Luftbläsch­en, eingeschlo­ssen in einem Eisbohrker­n aus der Antarktis, geben Aufschlüss­e über das Klima unseres Planeten vor 2,7 Millionen Jahren zu Beginn des Eiszeitalt­ers. Forscher der US-Universitä­ten Princeton und Maine hatten den Fund des ältesten Eises der Welt im Sommer verkündet. Gebohrt hatten sie in den Blaueisfel­dern der Allan Hills bereits 2015. Dort liegt uraltes Eis näher an der Oberfläche. Erste Analysen zeigten, dass die Kohlendiox­id-Werte der Atmosphäre damals deutlich unter den heutigen lagen. Uralter Homo sapiens Dem Gespür eines Forschers des Leipziger MaxPlanck-Instituts für Evolutionä­re Anthropolo­gie ist es zu verdanken, dass die ältesten Relikte des Homo sapiens auf 300.000 Jahre zurückdati­ert wurden: Ein Schädel, der bereits 1961 in Marokko ausgegrabe­n und für einen Neandertal­er gehalten worden war, wurde nach weiterer Untersuchu­ng neu bewertet.

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FOTO: TIM LAMAN Entdeckt als eine eigene Spezies: der TapanuliOr­ang-Utan

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