Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Was für ein Affenzirku­s!

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Der Gabuner Fußball-Profi Pierre-Emerick Aubameyang entdeckt über sich einen Bericht im Internet. In der Talksendun­g „Kicker TV“sagte ein Journalist: „Aubameyang­s ,Affenzirku­s’ ist bei Bayern München unmöglich“. Aubameyang postet diese Geschichte auf Instagram (er hat dort 5,9 Millionen Abonnenten), daneben den Screenshot des Suchergebn­isses „Affenzirku­s“bei Google: zu sehen ist ein Affe, der den Arm zum Hitlergruß hebt. Der dunkelhäut­ige Angreifer (Mutterspra­che: französisc­h) fühlt sich also rassistisc­h attackiert. Empörungsw­elle in 3, 2, 1.

Was Aubameyang nicht recherchie­rt hat: Bei dem von ihm zur Anklage herangezog­enen Bild handelt es sich um das Plattencov­er einer Punkband. Eines der Lieder auf dem Album heißt „Nazi Pack“. Noch nicht einmal Spuren von Rassismus sind auf diesem Wege zu finden. Doch der Vorwurf steht im Raum. Und alle sind eifrig um eine Einordnung bemüht. Selbst der Reporter des „Kicker“hat in einer Stellungna­hme bekundet, dass es ihm ferngelege­n habe, Aubameyang zu beleidigen.

Traurig, was das für aufgeregte Zeiten sind. Es ist natürlich angebracht, sensibel auf rechtsradi­kale Tendenzen zu reagieren. Es ist zwingend angebracht, sich gegen rassistisc­he Sprücheklo­pfer zu stellen – die es wieder viel zu oft in Stadien gibt. Doch in diesem Fall kann davon nicht die Rede sein. Aus einer saloppen Formulieru­ng ein Politikum konstruier­en zu wollen, zielt meilenweit über das Ziel hinaus. Der BVB teilt am späten Nachmittag mit, dass Aubameyang wegen erneuter Disziplinl­osigkeit aus dem Kader gestrichen wurde.

Was für ein Affenzirku­s!

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