Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Terodde und Tumulte

Köln gewinnt das Derby gegen Borussia Mönchengla­dbach in letzter Sekunde mit 2:1. In der Halbzeit stürmen Borussia-Anhänger den Innenraum, nachdem ein Kölner Fan eine Fahne gestohlen hat.

- VON KARSTEN KELLERMANN

KÖLN Der Fußball ist zuweilen ein seltsamer Geselle, insbesonde­re, wenn Derbyzeit ist. Dann bedient er sich gern jener Geschichte­n, die am Ende mit einem „ausgerechn­et“garniert werden dürfen. Eine solche produziert­e gestern das rheinische Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengla­dbach. In der fünften Minute der Nachspielz­eit erzielte der neue Kölner Stürmer Simon Terodde das 2:1-Siegtor für den Tabellenle­tzten. Eben jener Terodde, der vor der Saison mit Gladbach in Verbindung gebracht worden war. Doch aus dem Transfer wurde nichts.

Nun war es nicht so, dass Terodde nach seiner Großtat, die Köln laut Trainer Stefan Ruthenbeck „das erste Endspiel“gewinnen ließ, von Genugtuung sprach, doch schwang diese Geschichte im Hintergrun­d mit. „Wenn man in der 95. Minute ein Tor machen kann, ist das schön“, gab Terodde bekannt. So verließ er das Stadion mit dem guten Gefühl, im ersten Spiel für den neuen Klub gleich der Derby-Held zu sein. „Er wird hier einschlage­n“, vermutet Ruthenbeck.

Die Kölner hoffen nun auf einen Raketenant­rieb im Abstiegska­mpf. Und die Gladbacher? Sie verpassten es zum wiederholt­en Mal, einen ordentlich­en Schritt nach vorn zu machen und sich in den oberen Tabellenre­gionen weiter in die Komfortzon­e zu bringen. Dass beide Gegentore nach Hereingabe­n von der Seite auf recht simple Art fielen, „ist sehr ärgerlich“, gestand Abwehrmann Matthias Ginter. „Wahnsinn, dass wir dieses Spiel verlieren. Wir haben nicht unsere beste Leistung gezeigt, aber wir waren die bessere Mannschaft. Wir waren die ganze Zeit im Vorteil“, sagte Ginter.

Statt den Abstand nach unten zu vergrößern, ist es für die Borussen noch enger geworden im Tableau. 28 Punkte haben sie als Sechster, es folgt der FC Augsburg mit 27 Punkten. Das ist der kommende Gegner am Samstag. Hoffenheim und Frankfurt haben ebenfalls 27 Punk- te, Hannover als Zehnter 26. „Wir dürfen uns aber jetzt keinen Druck machen“, betont Ginter. In Köln konnten er und die anderen Borussen den Nachweis, unbedingt nach Europa zu wollen, nicht erbringen. Spielerisc­h war Gladbach zwar besser, doch fehlte nach dem Rückstand durch Frederik Sörensens Treffer (34.) der konsequent­e rote Faden im Spiel der Borussen.

Raffael, der zunächst auf der Bank saß, nach der Pause aber eingewechs­elt wurde als Hoffnungst­räger, glich aus, das war aber zu wenig. Die Gegentore waren zu einfach – und vorn gingen die Borussen mit den Chancen zu fahrlässig um. „Nach dem 1:1 hatten wir zwei, drei Situatione­n, um uns abzusetzen und gar nicht mehr in Momente wie den am Ende kommen zu müssen. So verlieren wir das Spiel, das man eigentlich nicht verlieren kann. Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, müssen wir unsere Chancen in solchen Situatione­n nutzen“, sagte Kapitän Lars Stindl.

Dass den Borussen möglicherw­eise ein Elfmeter verwehrt blieb, als Jonas Hofmann zu Fall kam im Kölner Strafraum und Schiedsric­hter Felix Zwayer nach Ansicht der Videobilde­r nicht auf Strafstoß entschied, kam dazu. Es war aber nur ein Baustein der Niederlage, nicht die Ursache. Gleiches gilt für das Schweigen der Gladbacher Ultras nach der Pause. In der Halbzeit hatte ein mit einer Ordnerwest­e ge- dresster Köln-Fan den Gladbacher­n eine Fahne geklaut. Danach gab es Tumulte, einige Gladbacher verfolgten den Mann im Innenraum, wurden aber von der Polizei gestoppt. Danach sammelten sie ihre Fahnen ein und sangen nicht mehr.

Die Kölner hoffen nun wieder vor dem nächsten Endspiel beim Hamburger SV. Und die Borussen müssen Ursachenfo­rschung betreiben. „Es ist sehr, sehr ärgerlich so ein Spiel zu verlieren. Wir werden uns wieder neu aufstellen, aber diese drei Punkte sind weg“, sagte Stindl. „Es ist natürlich ein verkorkste­r Start“, resümierte Trainer Dieter Hecking. Stefan Ruthenbeck sah das naturgemäß genau anders herum. Dank Simon Terodde.

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95. Minute: Simon Terodde köpft das 2:1. Jannik Vestergaar­d (v. li.), Lars Stindl, Denis Zakaria und Yann Sommer können es nicht verhindern.
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FOTOS (2): DPA Gladbacher Anhänger stürmen in der Halbzeit den Innenraum.

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